Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Städten 17 Morde gegeben habe. Man konnte ja nicht die ganze Zeit mit Callgirls rumbringen.
Also verbringe ich die langen weißen Nächte mit dem dicken schwarzen Buch.
Es gibt auch noch den kleinen Fernseher in der Küche, aber da läuft natürlich das isländische Fernsehprogramm - überschminkte Butterblondinen verlesen unwichtige Nachrichten, gefolgt von amerikanischen F-Promis, die Maden essen. Abgesehen davon wird der Fernseher von Balatov kontrolliert, der das Ding bewacht, als wäre es der Heilige Gral. Er verflucht jeden einzelnen isländischen Untertitel, der eingeblendet wird, und kratzt sich dabei unter den Achseln. (Wenn er wirklich ein verdeckter Ermittler ist, wäre das die beste Tarnung in der Geschichte des FBI.)
Durch dieses beknackte Alte Testament muss ich mich echt durchquälen. Ab und zu kommt zwar auch da eine nette Story, aber das meiste ist nur ein einziges blödes Pro-Israel-Geseiere über irgendwelche Stammesfehden und Grenzkonflikte. Wie irgendein Mr. Nervensäge diesen und jenen Palästinenser oder Philister von seinem Land verjagt hat. Eigentlich genau das, was wir auch heute in den Nachrichten sehen. Die stecken immer noch im Alten Testament fest. Sollten sich das Neue zumindest mal angucken. Jesus ist okay, obwohl ich immer noch ein Problem mit der Idee habe, ihm alle meine Sünden zu überlassen, damit er sich darum kümmert. Irgendwie ist mir das zu billig. Der arme Kerl muss ja sonst was zu tun haben. Man nimmt ja auch nicht seinen Müll mit zur Kirche und kippt ihn vor den Altar. Oder ist das genau der Witz bei der Sache? Die Kirche als Recycling-Hof. Das wäre dann gar nicht mehr so weit von dem entfernt, was wir im Zagreb Samovar gemacht hatten. Wir hatten da diesen Typen, den wir den Reinigungsmann nannten, der bei Bedarf vorbeikam und unsere Sünden wegputzte.
Ich glaube, Gott hat echt einen Fehler gemacht, als er Moses auf diesem Berggipfel sein Gesicht zeigte, seine Hand oder was auch immer das war. Damit hat der sich in der ganzen Gegend 10 000 Jahre Stress eingehandelt.
Das erinnert mich an das Stück, das ich einmal im Kroatischen Nationaltheater gesehen habe. Senka war ein großer Theaterfan und hat mich in alle möglichen verrückten Sachen reingeschleppt. Eins davon war ein Stück aus Polen, wo der Autor während der Vorstellung auf der Bühne saß und den Schauspielern Anweisungen zubrüllte. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich darüber nachdachte, jemanden umzubringen.
Man kann sein Stück nicht mehr ändern, nachdem der Vorhang hochgegangen ist. Das gilt auch für Gott.
Ich hätte nie geglaubt, dass das Lesen in der Bibel einen wütend machen kann. Aber vielleicht gehört sich das ja so. Zumindest, wenn man an Tortur denkt. Gott ist wie Alkohol. Je tiefer man einsteigt, desto mehr fragt man sich, ob das wirklich so eine gute Idee war. Je religiöser dein Land ist, desto wahrscheinlicher wird es Krieg geben. In Island hat Gott sich nie richtig blicken lassen. Ole hat mir erzählt, dass Gott diese Insel nicht einmal erschaffen hat. Die ist erst viel später einfach so aus dem Meer aufgetaucht. Kein Wunder, dass es das friedlichste Land der Erde ist.
»Ihr glaubt also nicht an ... Ich dachte, ihr seid hier alle gläubig?«, frage ich ihn am Tag danach.
»Na ja ... Gott ist der beste Freund von Sammy. Er hat ihm eine Menge geholfen. Er hat sogar seine Kaution bezahlt und ihm Geld geliehen, damit er diesen Laden hier gründen konnte und so«, sagt er mit einem Grinsen, während er mit einer Lammkeule aus dem Kühlschrank hervorkommt. »Aber für mich ... Ich weiß nicht. Seit ich den Typen umgebracht habe, ist das für mich alles nur ...«, er schweigt, während er das richtige Wort sucht, dann schüttelt er seinen Kopf und legt die Keule auf die Arbeitsfläche: »Fleisch.« »Fleisch?«
»Ja. Ich mag das Leben und so, aber für mich ist das alles nur Fleisch.« »Okay.«
»Das Leben ist einfach. Entweder man ist totes Fleisch oder ... Fleisch, das sich bewegt.«
Er nimmt das Küchenmesser. Sein Lieblingsmesser. Jetzt redet er mit ihm. Ich bin nur noch Kulisse. Das ist eine Sache zwischen Mann und Messer. Chien ist draußen bei der Spüle und wäscht Bratpfannen ab. Oles Stimme wird leise, der kleine goldene Ohrring schlägt wieder und wieder an seine kalt aussehende Wange.
»Als ich diesem Kerl die Kehle durchgeschnitten habe, war das ... das war wie Gott sehen. Ich habe ... gesehen, wie das Leben ist. Und es ist nur ...«Er sieht auf. Er sieht mich
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