Zehn zärtliche Kratzbürsten
gewinnen, so beherrschten beide, Mutter und Tochter, wahrlich die Kunst, reizend auszusehen, sie spielten ihre Rollen meisterhaft.
Nach einer Intimwaschung im Bad schmiss sich der Industrierat wieder in seinen Frack und spulte das Geburtsvideo noch einmal bis zu der Stelle vor, an der eine Männerhand die Rosen in die Vase stellte und über Tuulas Haare strich.
Rauno: Wer ist der Kerl, der sich da zu schaffen macht?
Tuula: Ich glaube, ein Arbeitskollege, wahrscheinlich aus deiner Firma.
Röte bedeckte ihr Gesicht, und ihre Stimme klang keineswegs glaubhaft.
Rauno hatte das Videobild an der entscheidenden Stelle gestoppt und zeigte auf die Hand, die Tuulas Haare streichelte.
Rauno: Ich kenne diese Hand.
Tuula: Bist du bescheuert? Wie willst du denn Männerhände so einfach unterscheiden?
Rauno erklärte kühl, dass er diese besagte Flosse nicht wirklich kenne, aber die Uhr am Handgelenk sei ihm nur allzu vertraut. Es sei eine protzige und dämliche Taucheruhr, eine Spezialanfertigung, ein Brocken aus Metall und mit schwarzem Zifferblatt, und über den Besitzer gebe es keinen Zweifel.
Rauno: Dieser Kerl ist Elger Rasmussen.
Industrierat Rämekorpi erklärte, der Mann sei jener aalglatte und eingebildete Ingenieur, der seit einigen Jahren in der Firma in Tikk u rila arbeite und die hydraulischen Systeme der Druckwasseranlagen in den Schiffskabinen überwache, speziell die Funktionstüchtigkeit der Duschen und Toilettenbecken. Seinerzeit habe ein dänischer Zulieferer diese Systeme für den Rämekorpi-Konzern hergestellt, und der junge Erprobungsingenieur jener Firma sei irgendwie auf Raunos Gehaltslisten verblieben, auch nachdem die Lieferung abgeschlossen gewesen sei und alle Anlagen einigermaßen ordentlich funktioniert hatten.
Rauno Rämekorpi wetterte, dass Tuula und Elger ihn zum Sü n denbock hätten machen wollen. Es handle sich wahrhaftig um eine Bombenüberraschung. Ein so erstaunliches Geburtstagsgeschenk bekomme ein Mann nicht oft in seinem Leben.
Tuula Virtanen legte das Baby in die Wiege und brach in Tränen aus. Sie weinte haltlos und lange. Das Baby in der Wiege fing ebenfalls an zu schreien, und die Katze sauste mit gesträubtem Fell herum wie ein pelziger Baseball. Rauno goss sich Champagner ein und kippte ihn hinunter wie ein Durstiger sein Bier. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, reichte er auch Tuula ein Glas mit dem schäumenden Getränk, und sie griff mit zitternden Händen danach. Irgendwie war sie gänzlich zusammengebrochen und erregte jetzt nur noch sein Mitleid.
Rauno Rämekorpi räusperte sich verlegen und zündete sich eine neue North State an. Unbewusst versuchte er Rauchringe zu blasen, aber es klappte nicht. Zufällig entstandene Rauchringe bringen Glück, das ist ein alter Aberglaube, aber hier ging es nicht um Zufall, und es bildeten sich auch keine Ringe. In dem kleinen Zimmer entstand nur eine dicke Rauchwolke zwischen den beiden Menschen.
Tuula Virtanen bekannte leise, dass sie, entgegen ihrer Behau p tung, tatsächlich einen Partner hatte, sie hatte jahrelang mit dem erwähnten dänischen Ingenieur zusammengelebt. Sie hatten versucht, gemeinsam ein Kind zu bekommen, aber es hatte nicht geklappt, obwohl sie alles Erdenkliche dafür getan hatten. Wenn sie ein Kind bekommen hätten, dann hätten sie geheiratet und eine Familie gegründet, aber was nicht ist, ist nicht. Bei den ärztlichen Unters u chungen war festgestellt worden, dass Elgers Sperma so dünn war, dass es sich nicht zur Zeugung eignete. Man sagte ihnen, dass die dänischen Männer generell das dünnste Sperma auf der Welt hätten und Kinderlosigkeit dort weit verbreitet war. Dagegen war nichts zu machen. Vom Äußeren her waren die Dänen schmuck und männlich, aber was nutzte das Äußere, wenn sonst nichts mit ihnen los war. Hingegen waren die Spermien der finnischen Männer Weltspitze. Also hatten sich Tuula und Elger entschieden, sich ein Kind aus dem Reagenzglas anzuschaffen, denn Tuulas Organe waren völlig in Ordnung.
Tuula: Als ich im Lohnbüro die Rentenpapiere der Mitarbeiter prüfte, warf ich auch einen Blick auf deine Daten, alle Mädchen haben das gemacht, und dann haben wir uns amüsiert, was unser Boss für ein toller Hecht ist.
Tuula hatte mit Elger über Rauno Rämekorpis Gen-Hintergrund und seine anderen Daten gesprochen. Am Ende hatten sie gemeinsam beschlossen, dass sich Tuula von Rauno schwängern ließe.
Rauno Rämekorpi fragte, ob im Kühlschrank Mineralwasser sei, er habe
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