Zehn zärtliche Kratzbürsten
wackerer Männer ließ es sich mühelos anheben. Das Bett passte nur knapp durch die Doppe l tür des Kellerlagers und dann in den Fahrstuhl. Die Männer schlep p ten das wertvolle Möbel mitten in den Hauptsaal und setzten den Baldachin wieder auf. Kirsti legte bestickte Laken hinein, die aus Gutshäusern um 1930 stammten, anschließend Kissen von 1890 aus dem Gouverneurshaus von Porvoo und ostbottnische Bettdecken, schon war das Nachtlager fertig.
Die drei leerten ihre Champagnergläser. Sorjonen bedankte sich für den facettenreichen Tag und fuhr davon. Die Museologin und der Industrierat legten sich unter den Baldachin Gustavs III.
In der dunklen Halle führten sie ein flüsterndes Gespräch darüber, ob Gott wohl mit seiner Menschheit, die im Verlaufe der Geschichte so schrecklich viel Böses angerichtet hatte, zufrieden war. Es gab jede Art von Unrecht: Eifersucht, Gewalt, Neid, Kriege …, man hatte wirklich nicht den Eindruck, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden war.
Rauno war der Meinung, dass dem lieben Gott vermutlich bei der Erschaffung des Menschen ein grober Planungsfehler unterlaufen war. Wenn er, Rauno, so etwas wie den Menschen als Krone der Schöpfung hätte erschaffen dürfen, so hätte er dieses jetzige Gebilde bereits in der Planungsphase verworfen. Der Mensch war von seiner Struktur her schwach und altmodisch, auch unpraktisch mit seinen zwei Beinen und dem unbehaarten Körper. Der Kopf war ung e schützt, die Hände plump. Kirsti verbot ihm, mit Gottes Werk Sche r ze zu treiben, aber Rauno hörte nicht auf. Er behauptete, dass Gott bei der Erschaffung des menschlichen Gehirns die meisten Fehler gemacht habe. Die menschlichen Gedanken liefen schneller als ein Flusspferd, aber auch nach der Evolution noch war der Mensch gierig, lasterhaft, grausam, falsch, insgesamt ein jämmerliches Wesen. Es lohnte also nicht, einen Gott, der so schlimm versagt hatte, auch noch groß anzubeten.
Rauno: Es gibt nicht viel zu rühmen an der Schöpferkraft des gnädigen Gottes …, er war ein ziemlicher Pfuscher.
Rauno kicherte: Wenn so ein Schöpfer in seine Fabrik in Tikkurila marschiert käme, sich um die Stelle eines Planungsingenieurs bewe r ben und als Probe seines Könnens den Menschen präsentieren würde, könnte er gleich wieder kehrtmachen. Wie würden wohl die von Gott geschaffenen Druckwasserpumpen arbeiten? Ihr hydraulisches System würde gleich nach dem ersten Probelauf streiken, und es würde spätestens dann endgültig versagen, wenn die Korrosion die Metallteile angriff. Und die von Gott entworfenen Luxuskabinen wären wie Bärenhöhlen, naturgetreu gewiss, aber wer wollte schon seinen Luxusurlaub so verbringen?
Kirsti Korkkalainen ertrug Raunos Spott nicht länger. Im Saal klatschte eine Ohrfeige, die den Industrierat verstummen ließ. Er konnte sich jedoch die Bemerkung nicht verkneifen, dass im Mus e um anscheinend ein frommes und hitzig veranlagtes Gespenst h e rumschlich, das keine unschuldigen Scherze über die Schöpfungsg e schichte ertrug.
Um die Eintracht wiederherzustellen, stimmte er in Kirstis ernstes Abendgebet ein:
Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe beide Augen zu,
und schlafe ich für immer ein,
will ich im Himmel bei dir sein.
Bevor beide einander umschlangen, holte Rauno Rämekorpi die Hellebarde und legte sie neben das königliche Bett. Er hatte in jüngster Zeit gelernt, sich auf überraschende Situationen einzustellen.
Kirsti Korkkalainen dachte bei sich: Wenn man den Wolf ve r treibt, kommt einem ein Bär entgegen. Aber warum ihm nicht aus Mitleid Liebe schenken? Das Gute wird in dieser Welt immer i r gendwie belohnt. Zum Glück war Rauno schon ein alter Mann, und er hatte garantiert keine anderen Frauen, die Probleme machten.
9 Irja
Selbst ein Industrierat erwacht selten unter einem königlichen Bald a chin. Jetzt jedoch öffnete Rauno Rämekorpi seine Augen im Bett Gustavs III. Neben ihm ruhte die schöne Kirsti Korkkalainen, die von einem eifersüchtigen Schurken verfolgt wurde. Sie schlief tief und fest, denn der Exmann hatte schon mehrere Nächte lang nicht mehr ihren Schlaf gestört.
Rauno musste an die Ereignisse des Vortages denken. Alles Mö g liche war da passiert. Er war sechzig geworden, und dann war er mit dem Taxi gefahren, so viel wie schon lange nicht mehr, er hatte jede Menge Frauen getroffen, zugleich aber den Kontakt zu seiner Eh e frau Annikki verloren. Jetzt hatte er die Nacht im Nationalmuseum
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