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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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nickte. »Ja, mach das mal.«
    Tannenberg hievte sich geschwind in die Höhe und eilte zur Hoftreppe. Er hatte gerade die ersten Stufen erklommen, als sich die Holztür öffnete und Eva Glück-Mankowski im Türrahmen erschien. Sie trug ein weites, farbenfrohes Baumwollkleid und braune Zehenstegpantoletten. Ihr wallendes rötliches Haar erinnerte an eine Löwenmähne. Mit einem Satz hechtete sie auf ihn zu, warf sich ihm an den Hals, drückte ihn fest an ihren wogenden Busen und knallte ihm geräuschvoll einen dicken Schmatzer auf die unrasierte Wange.
    »Na, da staunt mein liebes Wölfchen jetzt aber Bauklötze, gell?«, rief sie freudig aus. Dann ließ sie den verdatterten Kriminalbeamten einfach stehen und stürmte auf seine Familienmitglieder zu, die sie von früher her kannte. »Hallöchen, meine Lieben, schön, euch endlich mal wiederzusehen.«
    Die Begrüßung von Heiners Ehefrau Betty, die der Kriminalpsychologin nicht nur äußerlich ziemlich ähnelte, fiel besonders herzlich aus. »Und, du Arme, hältst du immer noch tapfer die Fahne der Frauenbewegung hoch?«
    »Aber sicher doch«, lachte Betty. »Und zwar ebenso unverdrossen wie erfolglos.«
    »Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein.«
    »Bei Granit dauert das allerdings verdammt lange.«
    Johanna von Hoheneck klebte noch immer reglos auf ihrem Stuhl fest. Nach einer kurzen Unterbrechung hüpfte Emma wieder auf ihren Oberschenkeln herum und zerrte an ihrer Bluse, um sie zum Weitermachen zu bewegen. Hannes Körper schien von der einen auf die andere Sekunde eingefroren zu sein. Nur die Augen bewegten sich hektisch und verfolgten gebannt den Aktionismus der ihr unbekannten Frau.
    Tannenberg präsentierte Eva als diejenige Kollegin, die ihm in seinem ersten Fall als Kommissariatsleiter bis zum bitteren Ende tapfer zur Seite gestanden hatte. Die kurze Affäre mit ihr verschwieg er nicht nur wegen der Anwesenheit seiner Familie, sondern vor allem deshalb, weil ihm diese gemeinsame Nacht im Anschluss an ein feuchtfröhliches Gelage überaus peinlich war. Anschließend stellte er Johanna als seine Lebensgefährtin vor.
    Einen Augenblick lang merkte man Eva eine gewisse Irritation an, die sie jedoch routiniert überspielte. »Glückwunsch, meine Liebe. Da haben Sie ja wirklich einen Volltreffer gelandet. Unser liebes Wölfchen hat zwar eine Menge Ecken und Kanten, aber manchmal kann er auch ausgesprochen nett sein, nicht wahr?« Demonstrativ bedachte sie ihn mit einem für alle sichtbaren, verschwörerischen Augenzwinkern.
    Tannenberg spürte, wie seine Wangen glühten.
    Erst jetzt schien die Kriminalpsychologin die kleine Emma zu registrieren.
    »Dann ist das euer Kind?«, fragte sie verdutzt.
    »Nein, nein, das ist meine Enkelin, Mariekes Tochter«, antwortete Heiner.
    »Süß, die Kleine«, sagte Eva und strich Emma über den blonden Lockenschopf. »Richtig süß.«
    »Was führt dich denn eigentlich zu uns?«, versuchte Tannenberg die delikate Situation zu entschärfen.
    »Kannst du dir das wirklich nicht denken?« Eva Glück-Mankowski schob die Brauen zusammen und bedachte den Kriminalbeamten mit einem spöttischen Blick. »Jetzt enttäuschst du mich aber gewaltig.«
    Tannenberg presste die Zähne so fest aufeinander, dass die Kaumuskeln wie kleine Höcker zutage traten.
    »Weißt du, wenn man dich und deine Kollegen kennt, ist der Grund für meine Abordnung zu euch finstren Waldschraten nicht sonderlich schwer zu erraten. Ganz einfach: Ich soll euch begriffsstutzigen Provinz-Bullen mal wieder anständig Feuer unter’m Schwanz machen. Meint jedenfalls unser allseits so hochgeschätzter Herr Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach.«
    »Ach, der Mistkerl steckt dahinter.«
    »Genau, mein liebes Wölfchen.« Eva machte eine flatternde Geste und verkündete: »Ich muss jetzt leider wieder los, auspacken und so. Den Dienstkram klären wir morgen früh in aller Ruhe in deinem Büro. Übrigens wohne ich wie damals im Hotel am Stadtpark.« Mit einem kecken Seitenblick auf Hanne schob sie nach: »Kannst mich ja mal wieder besuchen kommen.«

6
    Zum gleichen Zeitpunkt, als Tannenberg durch den überfallartigen Auftritt der Kriminalpsychologin nicht nur der allabendliche Weizenbiergenuss, sondern auch die gute Stimmung verdorben wurde, lag John auf der Lauer und wartete geduldig auf sein nächstes Opfer.
    Nachdem er in der vergangenen Nacht in Ramstein den Freizeitsportler Ludwig Altherr mit einem gezielten Herzschuss niedergestreckt und anschließend im Sand verscharrt

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