Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
Vom Netzwerk:
dein Privatleben vor deinen Kollegen zu schützen. Ich will mit dir spielen. Ich will dich nicht vernichten. Es gibt übrigens viel mehr Bilder von dir, als du denkst.«
    »Das Bild mit dem Tattoo«, sagte Ellen. »Wo haben Sie das her?«
    »Das hat mir Pablo zur Verfügung gestellt. Nicht ganz freiwillig, versteht sich.«
    »Was wissen Sie von Pablo?«
    »Viel mehr, als du denkst. Und sehr viel mehr, als dir gefallen wird.«
    »Ich will es wissen. Alles.«
    Der Erpresser wiegte den Kopf. »Ach, weißt du, ich finde dein ›Sie‹ so unpersönlich. Das ist gar nicht geeignet, um Geheimnisse auszutauschen.«
    Sturheit brachte sie nicht weiter. Vielleicht konnte sie ihm mehr entlocken, wenn sie wirklich persönlicher wurde. Ellen seufzte. »Also gut. Wenn es dir so viel bedeutet.« Sie drehte sich auf die Seite und wandte sich ihm dadurch zu. »Was kannst du mir von Pablo erzählen?«
    »Leider nichts Gutes. Als ich Bilder von dir und Pablo auf deinem Laptop gesehen habe, bin ich neugierig geworden. Den kannte ich noch nicht. Ich habe ihn schnell ausfindig gemacht und war ziemlich enttäuscht von ihm. Es gibt da einen sehr unerquicklichen Film, wie er über dich hergefallen ist, als du betrunken warst. Du musst wirklich viele von Pablos Spezial-Drinks intus gehabt haben, um nichts zu merken, nicht einmal danach. Willst du vielleicht das Rezept haben?«
    Das wollte Ellen nicht. Sie schloss die Augen. Pablo hatte sie vergewaltigt und dabei gefilmt.
    »Ich kann dich trösten«, sagte der Erpresser mit einer Stimme, die erstaunlich warm klang, aber auch so, als ob er nicht mit vielen Menschen reden würde. »Du bist nicht die Einzige, die auf ihn hereingefallen ist. Pablo besitzt eine ganze Sammlung solcher Filme. Das ist anscheinend seine Masche. Er hat sogar vorgehabt, Geld damit zu verdienen. Er hat die Filme zum Verkauf vorbereitet.«
    Das wurde ja immer schlimmer. Hatten eigentlich alle Leute beschlossen, sie sexuell zu vermarkten?
    Der Erpresser rückte näher und streichelte über ihren Arm. Ellen ließ es geschehen. Sie versuchte, das Gehörte zu verarbeiten und die Konsequenzen abzuschätzen. Konnte sie die Veröffentlichung der Bilder rechtzeitig verhindern? Die Chancen standen schlecht. Sobald Pablo sie verkauft hatte, war es zu spät. »Sag mir, wie ich diesen Pablo erwische.«
    Der Erpresser strich ihren Arm entlang. »Mach dir darum keine Sorgen. Ich habe mir erlaubt, Richter zu spielen.«
    Er betonte das Wort »Richter« so seltsam, aber wichtiger war zu erfahren, was er mit Pablo getan hatte. »Was hast du gemacht?«
    »Ich habe ihn bestraft. Ich habe seinen Laptop gelöscht. Ich befürchte, dabei sind einige sehr wichtige Daten verloren gegangen.« Der Erpresser lachte. »Und seine externe Festplatte mit den Sicherheitskopien hat sich einen bösen Virus eingehandelt. Jedes Mal, wenn er darauf zugreifen will, wird sein Laptop wieder gelöscht.«
    Ellen sah den Erpresser an. Wegen der Maske konnte sie nur die Augen erkennen. Sie sahen nicht unfreundlich aus. Wer war dieser Mann? Wenn sie es richtig einschätzte, hatte er ihr einen großen Dienst erwiesen. Andererseits … Ein Verdacht keimte in ihr auf. »Vor dem Löschen hast du Kopien gemacht.«
    Der Mann lachte wieder. »Du kennst mich wirklich schon erstaunlich gut. Natürlich habe ich Kopien gemacht. Bilder von dir, die du selbst nicht kennst, sind ein großer Schatz für mich. Sie zu besitzen, ist ein wunderbares Gefühl.«
    Ellen sah hoch zur Decke. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte, den Mann verfluchen oder sich bedanken. Er wusste mehr über sie als sie selbst. Doch immerhin war das Problem mit Pablos Filmen gelöst. Blieb nur noch das eigentliche Problem, das in Form eines maskierten Mannes auf ihrer Bettkante saß. Sie musste mehr über ihn herausfinden.
    »Du hast auch mein Handy abgehört?«, fragte Ellen. Sie wollte eine Bestätigung, obwohl sie die Antwort schon wusste.
    »Natürlich. Sonst hätte ich mich nicht auf eure Pläne vorbereiten können.«
    Ellen schüttelte den Kopf. So war es also gewesen. Über ihr eigenes Handy hatte sich der Erpresser mit allen Informationen versorgt und ihre eigenen Pläne zum Scheitern gebracht.
    »Mach dir kein schlechtes Gewissen deswegen«, sagte der Erpresser. »Ich stehe auch noch mit einigen deiner Kollegen in Verbindung. Wenn man die Telefonnummer kennt, ist das nicht besonders schwierig.«
    »Und die hast du aus meinem Handyspeicher.«
    »Richtig.«
    »Gibt es irgendwas, das du nicht

Weitere Kostenlose Bücher