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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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schließt die Augen. Alles verläuft exakt so wie geplant. Einfach perfekt. Er hat der Polizei sein Spiel aufgezwungen und setzt nun die Figuren nach Belieben. Kein Computerspiel reicht an sein Spiel heran. Niemals. Das muss man einfach genießen. Bei allem sieht die Öffentlichkeit zu, die Technik funktioniert inzwischen reibungslos. Und Ellen, einst so stark und unangreifbar, sitzt in einem Vernehmungsraum. Ihr Rückhalt ist auf ein Mindestmaß zusammengeschrumpft. Wenn Daudert Ellens Geheimnisse aufdeckt und öffentlich macht, dann ist ihre Karriere beendet.
    Eigentlich kann er zufrieden sein. Aber warum tauchen gerade jetzt die Bilder aus der Vergangenheit auf? Immer wieder sieht er die drei Jungs, die über Ellen herfallen wollten. Die Situation damals war der heutigen nicht unähnlich, viele gegen eine, wobei Ellen damals als Siegerin aus dem Kampf hervorging. Das ist der gravierende Unterschied zu heute. Heute kann sich Ellen nicht mit Schlägen und Tritten befreien und dann weglaufen. Heute sitzt sie fest – weil er sie festgesetzt hat. Ihr Gegner ist unerreichbar für Ellen. Sie weiß nicht einmal, mit wem sie es zu tun hat. Damals hat er sich dazwischengeworfen, um Ellen zu schützen. Und heute?

31
     
    Stefan Daudert wurde jetzt noch übel, als er an Hassan Nabils Wohnungstür vorbeiging und an das dachte, was sich dahinter befand. Diese Gedanken wichen der Vorfreude, als er die letzten Stufen zu Ellens Wohnung hinaufstieg. Gab es ein deutlicheres Zeichen, dass er im LKA auf dem aufsteigenden Ast war? Er leitete die Durchsuchung von Ellens Wohnung, während sie im Vernehmungsraum in die Mangel genommen wurde. Warum wollte sie auch immer die Beste sein? Jahrelang hatte er auf den Moment gewartet, an dem er beweisen konnte, dass ihm die Leitung des LKA 632 gehörte. Er war sich immer sicher gewesen, dass dieser Tag kommen würde. Heute war dieser Tag. Jetzt musste er nur noch darauf achten, dass er keine groben Fehler beging.
    Schon beim ersten Atemzug in Ellens Wohnung registrierte Daudert den Geruch von Alkohol. Er lächelte. Er würde genau darauf achten, dass dieses Detail im Bericht der KTU Erwähnung fand. Falls Ellen ein Alkoholproblem hatte, war ihm ihre Position so gut wie sicher.
    »Ich lüfte mal, sonst wird man ja besoffen«, verkündete er laut, um auch jeden auf den Alkoholgeruch hinzuweisen.
    Dann überließ er großzügig den Männern und Frauen der KTU das Feld. Er sollte schließlich nur beaufsichtigen. Als er sicher war, dass alle Kollegen in ihre Arbeit vertieft waren, zog Daudert sich leise in den Hausflur zurück. Auf seinem Handy änderte er die normale Einstellung in »Rufnummer unterdrücken«. Dann wählte er.
    »Eberle«, meldete sich der Angerufene.
    »Ich habe eine Information für Sie. Gerade wird die Wohnung von Hauptkommissarin Ellen Faber durchsucht.« Daudert beendete die Verbindung, ohne eine Antwort abzuwarten. Er war sicher, dass diese wenigen Worte ausreichen würden, Eberle in Gang zu setzen. Der Journalist hatte noch eine Rechnung mit Ellen offen.
    Daudert kehrte wieder ins Wohnzimmer zurück und streifte sich ein Paar Einmal-Handschuhe über. Die Gelegenheit, ungestört in Ellens Wohnung herumzustöbern, kam nicht oft. Aus der Zeit ihrer kurzen Affäre wusste er, wo es möglicherweise Interessantes zu finden gab. Viel hatte sich nicht verändert, aber eine Sache interessierte ihn mächtig. Daudert ging zum Wäscheschrank. Ellen hatte gestern in der Zentrale etwas getragen, das er nie zuvor an ihr gesehen hatte. Der BH hatte ihren Busen so richtig schön hochgedrückt, und der String ließ ihre Beine viel länger erscheinen, als er sie in Erinnerung hatte. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass Ellen so geil aussehen konnte. Vielleicht gab es noch mehr von diesen Sachen. Schon in der obersten Schublade wurde er fündig. Mit Kennerblick prüfte er die einzelnen Stücke. Es brauchte nicht viel Phantasie, sich Ellen darin vorzustellen. Zuletzt konnte er es doch nicht lassen, ein besonders knappes Teil hochzuhalten.
    »Wenn das die neue Polizeiunterwäsche ist … Nicht schlecht.«
    Die Kollegen der KTU verzogen keine Miene. Sie taten so, als hätten sie ihn überhört. Schade.
    Nachdem Daudert mit Ellens Unterwäsche fertig war, fiel ihm ihr Computer ein. Natürlich hatte er ihn sofort beim Eintreten gesehen. Der ursprüngliche Plan war, ihn ins LKA mitzunehmen und ihn dort gründlich zu untersuchen. Nur hatte er dann nichts davon. Er würde höchstens einen

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