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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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trockenen Bericht der KTU erhalten. Wenn er etwas finden wollte, das ihm persönlich etwas nützen konnte, um Ellen beim Job auszubooten, dann musste er die Gelegenheit beim Schopf fassen. Entschlossen setzte Stefan sich vor den Laptop.
    »Den sollten Sie besser dem Labor überlassen«, sagte Heiko Pawelczik, ein Kollege der KTU.
    »Ich kenne das Passwort. Und falls wichtige Informationen auf dem Rechner sind, brauchen wir sie so schnell wie möglich.«
    Pawelczik sah skeptisch zu, wie Daudert den Laptop startete. Daudert rekapitulierte Ellens Passwort-System. Nach zwei Fehlversuchen hatte er das Passwort gefunden. Pawelczik wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    Stefan rieb sich die Hände. Du bist eben zu einfach gestrickt, Mädchen. Mit mir kannst du es nicht aufnehmen. Dann wollen wir mal sehen, was du zu verbergen hast.
    Als Erstes klickte Daudert auf »Zuletzt angezeigte Dateien«. Es waren keine aufgeführt. Der Verlauf des Internetbrowsers war ebenfalls leer. Vielleicht hatte Ellen den Rechner ja so eingestellt, dass diese Daten bei jedem Herunterfahren des Rechners gelöscht wurden.
    »Wenn du glaubst, du könntest mich mit diesen primitiven Einstellungen aufhalten, Mädchen, dann täuschst du dich«, murmelte er leise vor sich hin.
    Daudert ließ sich über den Explorer den Inhalt der Festplatte anzeigen. Auf den ersten Blick erkannte er die üblichen Standardprogramme. Mehr aber auch nicht. Die Ordner »Eigene Dateien«, »Dokumente«, »Downloads« – alles leer.
    »Das gibt es doch nicht«, knurrte er.
    Pawelczik kam wieder zu ihm und sah ihm über die Schulter. »Sehen Sie mal in den Papierkorb«, riet er. »Die meisten Leute löschen ihre Dateien einfach nur und denken, sie wären dann weg.«
    Daudert klickte auf den Papierkorb. Leer.
    »Versuchen Sie es mal mit dem Menü ›Festplatte bereinigen‹«, sagte Pawelczik. »Das zeigt den Zustand der Festplatte an.«
    Die grafische Anzeige teilte ihnen mit, dass es nichts zu bereinigen gab.
    »Blank wie ein Kinderpopo«, brummte Pawelczik.
    Stefan knallte den Deckel des Laptops zu. Er fühlte sich hintergangen. Jetzt mussten doch die Spezialisten der KTU ran – und er hatte nichts Interessantes abgreifen können. »Den bringe ich sofort zum LKA. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wer seinen Rechner so aufräumt, hat etwas zu verbergen.«
    Was Daudert nicht laut aussprach, war die Frage: Wieso hatte Ellen ihre Daten gelöscht? Sie hatte nichts von der Durchsuchung geahnt. Oder doch?

32
     
    Polizeipräsident Kronen betrat den Vernehmungsraum. Er war allein. Ellen hatte keine Ahnung, wer wohl hinter dem Spiegel stand und sie beobachtete. Kronen schaltete die Kamera ein. Dann setzte er sich Ellen gegenüber und legte eine verschlossene Mappe auf den Tisch.
    »Darf ich endlich erfahren, was gegen mich vorliegt und warum man mich so behandelt?«, fragte Ellen, kaum dass Kronen auf dem noch leeren Stuhl Platz genommen hatte.
    »Ich stelle hier die Fragen, damit wir uns richtig verstehen«, entgegnete Kronen.
    »Diese Informationen stehen mir zu.«
    »Natürlich.«
    »Ich kann einen Anwalt verlangen.«
    »Wenn Sie meinen, dass Sie das nötig haben, bitte.«
    »Fangen Sie an. Ich will erst wissen, worum es geht.«
    Kronen legte eine durchsichtige Plastiktüte vor Ellen auf den Tisch. »Kennen Sie das hier?«
    Ellen erkannte die beiden Handys aus dem Labor. Beide wiesen deutliche Kratzspuren auf, als ob jemand daran gearbeitet hätte. »Das sind die Handys, die Stefan Daudert bei seinem Einsatz entdeckt hat.«
    »Woher kennen Sie die?«
    »Aus der KTU. Ich habe sie dort bei der Untersuchung gesehen. Aber was haben die mit mir zu tun?«
    Kronen ignorierte ihre Frage. »Wann haben Sie diese Handys das erste Mal gesehen?«
    »Wie schon gesagt: in der KTU.«
    »Und Sie haben die Dinger niemals in der Hand gehabt?«
    »Natürlich nicht.«
    Kronen beugte sich nach vorne und sah Ellen direkt in die Augen. »Sie lügen, Frau Hauptkommissarin. Wir haben auf den Handys Ihre Fingerabdrücke gefunden.«
    Ellen zuckte zusammen. Es dauerte einen Moment, bis Ellen die Konsequenzen mit all ihren Auswirkungen verstand. »Das kann nicht sein«, sagte sie, und ihre Stimme klang leiser als beabsichtigt. Die Worte wollten irgendwie nicht aus ihrer Kehle kommen.
    »Nein?«, fragte Kronen. Er beugte sich noch weiter vor. »Weil Sie denken, Sie hätten Ihre Spuren vollständig abgewischt?«
    »Weil ich die Handys nie in der Hand gehabt habe. Deshalb denke ich, es kann nicht sein.«
    Ellen

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