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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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denkt.«
    »Und wenn ich so etwas behaupten würde, würde es keiner glauben.«
    »Kaum. Wie du mir erzählt hast, sitzt Rux fest im Sattel. Außerdem warst du tatsächlich in der Scheune. Dafür gibt es Zeugen. Danuta ist absolut glaubwürdig. Sie hätte keinen Grund, dir was unterzuschieben, und sie ist auch nicht von Rux beeinflusst.«
    »Zu blöd, dass ich da drin war. Aber mit dem, was passiert ist, konnte keiner rechnen.«
    »Warum musst du deine Nase in alles hineinstecken? Du hast wohl keine Lust, in Frieden zu leben.«
    »Soll ich tatenlos zusehen, wie Leute in den Selbstmord getrieben werden?«
    »Natürlich nicht. Trotzdem hast du eine besondere Gabe, dich bei deinen Rettungsversuchen in immer größere Schwierigkeiten hineinzureiten.«
    »Diese Erkenntnis hilft mir nicht. Jetzt stecke ich drin – und wie komme ich wieder raus?«
    »Eigentlich ist das ganz einfach: Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, finden sie keine Hinweise auf dich. Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann brauchst du dir auch keine Sorgen mehr machen. Mit einer übereinstimmenden dna -Probe und der Aussage einer glaubwürdigen Zeugin holt dich der beste Anwalt der Welt nicht mehr raus. Dann ist deine Wohnungsfrage für die nächsten Jahre geklärt.«
    »Tolle Aussichten. Du kannst einem so richtig Mut machen. Wie viel Zeit bleibt mir?«
    »Kommt drauf an, wie schnell sie arbeiten. Mit mehr als einem Tag würde ich nicht rechnen.«
    »Verdammt kurz, um meine Unschuld zu beweisen.«
    »Wenn Rux dir überhaupt diese Zeit lässt und dich nicht sofort dabehält.«
    »Man kann nicht immer nur Pech haben. Wenn er mich aufgrund der Aussage Danutas hätte festnehmen wollen, hätte er es gleich tun können. Morgen früh hat er auch nicht mehr Beweise als eben.«
    »Ich hoffe für dich, dass du recht behältst. Ich habe keine Ahnung, was ich noch für dich tun kann.«
    Sina setzte ihre Freundin zu Hause ab. Sie selbst musste wieder nach Berlin zu rück.
    Ellen war eine ganze Weile damit beschäftigt, einen Ersatz für ihre vormittägliche Fahrt zu finden. Sie durfte diesen Auftrag nicht verlieren. Von irgendetwas musste sie schließlich leben, denn sie hatte nicht vor, die nächsten Jahre bei Vollpension hinter Gittern zu verbringen.

12
    Ellen wachte auf, und sofort waren ihre Gedanken wieder da.
    Man will mich hereinlegen. Man? Wer kann das sein? Rux? Die Männer? Saatogo? Was wissen die von mir?
    Ellen war überzeugt, dass die Männer, die die Bauern unter Druck setzten und die sie verfolgt hatten, für den Brand verantwortlich waren. Mit dem Sender an ihrem Auto hätte sie die beiden irgendwohin locken und sich vorknöpfen können. Aber falls es tatsächlich eine Querverbindung zu Rux gab, wäre Rux informiert gewesen und hätte Ellens Aktion als willkommenen Anlass benutzt, sie festzunehmen. Selbst wenn die Aktion wider Erwarten geglückt wäre – die beiden Männer waren nur Figuren in einem größeren Spiel. So viel wusste Ellen inzwischen. Wenn irgendjemand sie ausschalten wollte, würde er sich nicht davon abhalten lassen, wenn sie diese beiden Typen der Polizei übergab.
    Ellen dachte an die Zeit, die Sina ihr für den dna -Abgleich genannt hatte.
    Vierundzwanzig Stunden.
    Das war entschieden zu wenig Zeit, um ihre Unschuld zu beweisen in einem Spiel, dass sie bisher nur ansatzweise durchschaute.
    Vierundzwanzig Stunden. Im Fernsehen rettet der Held in dieser Zeit die Welt. Aber die Realität sieht anders aus. Leider.
    Trotzdem. Ich werde nicht aufgeben. Niemals!
     
    Das Prozedere im Präsidium empfand Ellen als überaus peinlich. Sie wurde erkennungsdienstlich erfasst wie ein Verbrecher. Fotos von vorne und im Profil. Fingerabdrücke. Ein weiterer Beamter nahm Ellens Aussage kommentarlos zu Protokoll. Als einzige positive Aspekte konnte sie verbuchen: Rux war nirgends zu sehen, und man nahm sie nicht fest.
    »Halten Sie sich zu unserer Verfügung.«
    »Selbstverständlich.«
     
    Ellen knurrte der Magen. Gestern Abend hatte sie keinen Bissen herunterbekommen, heute Morgen war sie zu müde gewesen, aber jetzt musste sie unbedingt etwas essen. Auf dem Weg vom Präsidium nach Hause steuerte Ellen ihre Stamm-Bäckerei an. Die beiden Türhälften, die ganz aus Glas bestanden, schoben sich automatisch auseinander, als Ellen sich näherte. Das war wie immer.
    Schon nach dem ersten Schritt durch die Tür fühlte sie es: Etwas war nicht wie immer. Aber was? Es stand förmlich im Raum und war doch schwer

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