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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Spende absetzen. Alles andere lief dann wie von selbst. Carrie hatte Pasano schneller um den Finger gewickelt, als der denken konnte. Natürlich hörte er auf Carries guten Rat, sich für Saatogo zu entscheiden.
    In Gedanken sah Hasels noch den Scheck vor Augen, den er als Bonus für die Anwerbung von Pasano erhalten hatte. Zehntausend Dollar. Eigentlich viel zu wenig, fand Hasels im Nachhinein. Wie viel Geld nahm ein Verein in die Hand, um einen einigermaßen guten Fußballer an Land zu ziehen? Und Pasano war nicht nur einigermaßen gut, er war ein Genie, der Beste, den Saatogo jemals kriegen konnte.
    Das Klingeln seines Handys entfernte den Scheck wieder aus seinen Gedanken. Es war Boris.
    »Der Postbote war vor einer Stunde hier.«
    »Und?«, fragte Hasels ungeduldig.
    »Nichts ›und‹. Das Haus ist immer noch ein alter, verlassener Schuppen. Der Aufkleber auf dem Briefkasten ist das Einzige, was hier jünger als fünf Jahre ist, aber es kommt niemand und sieht nach.«
    Hasels spürte, dass Boris nur darauf wartete, dass er die Order zum Abbruch des Einsatzes gab, aber ihm war nicht danach. Dass diese »Flexipharma« nicht wirklich existierte, war nach wenigen Minuten geklärt gewesen. Etwas anderes hätte Hasels auch sehr gewundert. Aber die Adresse existierte, und jeder Briefträger hätte einen Brief dort eingeworfen. Insofern war das Ganze logisch. Wenn diese Expolizistin und ihr Partner allerdings alles mitgehört hatten, mussten sie auch bemerkt haben, dass er ihre Beweise geschreddert hatte. Warum sollten sie dann das Risiko eingehen und im Briefkasten nachsehen?
    »Warte noch drei Stunden.«
    Das unzufriedene Geräusch am anderen Ende der Leitung weckte in Hasels eine gewisse Befriedigung.
    Hasels nahm sich wieder Pasanos' Akte vor. Er musste unbedingt einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort finden. Was wollte Pasano in Berlin? Die Flugdaten ließen keinen Zweifel daran, dass er hier war, aber dann verlor sich seine Spur. Er war auch nicht mit dem Zug weitergefahren. Über Rux hatte Hasels sich die Überwachungsvideos von allen großen Bahnhöfen besorgt, die er dann mit einer Gesichtserkennungs-Software durchforstet hatte. Alle Autovermietungen, die die Gelben Seiten anboten, hatte er anrufen lassen. Nichts. Pasano musste noch hier sein, obwohl er in keinem Hotel eingecheckt hatte, was sich polizeilich schnell klären ließ.
    Hasels las weiter. Saatogo war eine Zeit lang glücklich mit Pasano gewesen. Er hatte ihre Forschung erheblich weitergebracht und die Verfahren zur Genmanipulation entscheidend verbessert. Aber dann hatte es Schwierigkeiten gegeben. Pasano war einer dieser naiven Genies, die die Welt verbessern wollten, aber Saatogo wollte nicht die Welt verbessern, sondern den eigenen Aktienkurs. Darüber hatten sie sich zerstritten. Dumm nur für Pasano, dass Saatogo ihn finanziell in der Hand hatte. Sie hatten ihm nicht umsonst großzügig Kredite gewährt und Bürgschaften für die Banken. Ein übliches Mittel, um wichtige Mitarbeiter zu binden, wusste Hasels, aber Pasano wusste das anscheinend nicht. Als Geschäftsmann war er wirklich naiv.
    Da man ihn in der Forschung nicht mehr wirklich gebrauchen konnte, öffneten ihm die Strategen von Saatogo den Weg nach Brüssel. Das war nicht schwer. Die Institutionen der   eu waren immer auf der Suche nach Experten. Irgendjemand musste die Anträge der Industrie verstehen, bewerten und anschließend bei der Formulierung von Gesetzen helfen. Dummerweise konnten sie nicht so viel zahlen wie die Konzerne, weshalb sie nie die wirklich Guten bekamen. Wenn dann doch jemand von den Besten dort anklopfte, wurde er mit Kusshand genommen. Saatogo hatte Pasano nochmals einen erheblichen Kredit zu Sonderkonditionen gewährt, als Dank für gute Arbeit. Pasano hatte das Geld genommen, denn er musste ja seine Hypotheken bei den Banken abzahlen. Pasano war so froh gewesen, endlich aus den Staaten wegzukommen, dass er diese Unterstützung als Großzügigkeit auslegte.
    Manche Leute muss man einfach nur so schnell über den Tisch ziehen, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfinden. Hasels empfand nur Verachtung für solche Trottel, aber die waren gar nicht so selten.
    Pasano war zwar nach Brüssel umgezogen, aber den Fängen von Saatogo war er nicht entkommen. Aus für ihn unerfindlichen Gründen galten die Sonderkonditionen plötzlich nicht mehr. Saatogo erhöhte den finanziellen Druck – und »half« ihm bei den Gesetzesformulierungen. Anfangs waren es nur

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