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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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ihren Worten liegen. Er wirkte eher so, als wäre ihm etwas eingefallen. Egal. Zunächst war wichtig, dass sie ihn gefunden hatten und dass er lebte.
    Hajo war jetzt auch angekommen. Er setzte sich mit etwas Abstand auf die andere Seite von Pasano. Den Laptop legte er auf die Bank zwischen sich und den Professor.
    Pasano sah kurz zu Hajo hin und dann wieder zu Ellen. »Sie sind nicht von Saatogo?«
    Ellen verneinte.
    »Oder Progentus?«
    Ellen verneinte wieder.
    Pasano lehnte sich zurück. »Von wem sind Sie dann?«
    »Wir ermitteln in dem Fall der Genmanipulationen«, sagte Ellen.
    »Also Polizei?«
    »Eine Sondereinheit«, antwortete Ellen. »Wir arbeiten mit der Polizei zusammen.« Wenn man es großzügig auslegte, steckte sogar ein Körnchen Wahrheit in ihrer Antwort. Aber nur ein winziges. Immerhin hatten sie die Adresse von Pasanos Mutter von der Polizei erhalten.
    »Und wie kommen Sie auf mich ?«, wollte Pasano wissen. Es sollte unschuldig wirken, aber Ellen hatte solche vermeintlich unschuldigen Fragen schon zu oft gehört, um darauf hereinzufallen. Bei Pasano schwang ein eigenartiger Unterton mit, so als ob er sich nicht wirklich Sorgen machen würde, dass sie ihm auf die Spur gekommen waren. So, als ob ihn das alles nichts anginge.
    »Sie haben für Saatogo gearbeitet und für Progentus. Beide sind in die Genmanipulationen verwickelt. Das ist kein Zufall.«
    Pasano lächelte müde. »Ja, das klingt schon seltsam. Da arbeitet man für die einen und dann für die Konkurrenz und zwischendurch sogar noch für eine Behörde. In den usa ist das sehr beliebt. Dort nennt man es ›Drehtürprinzip‹. Die Behörden bekommen Experten, die sie sich sonst nicht leisten können, und die Firmen knüpfen ein Netz zur Politik und nehmen Einfluss auf die Genehmigungsverfahren.« Pasano lachte trocken. »Und manchmal schreiben die Firmen die Gesetze sogar selbst. Klug, nicht wahr? Und bei jedem Durchgang durch die Drehtür macht der Mitarbeiter einen Sprung auf der Karriereleiter. Am Ende sind dann alle zufrieden.«
    Ellen sah Pasano forschend in die Augen. »So sind Sie nicht. Wir haben uns intensiv mit Ihnen beschäftigt. Sie hatten keinen Karrieresprung nötig, und daran, dass Sie Gesetze zugunsten eines Unternehmens manipulieren wollten, glaube ich auch nicht. Warum haben Sie da mitgemacht?«
    Pasanos Blick verfinsterte sich. Ein bitterer Zug formte sich um seine Lippen. »Wer nicht freiwillig durch die Drehtür geht, bei dem finden sich Mittel und Wege, ihn dazu zu bringen.«
    »Man hat Sie gezwungen? Hätten Sie nicht zur Polizei gehen können?«
    »So plump läuft das nicht, das sind Profis. Sie bringen einen dazu, freiwillig zu gehen.«
    Langsam passten für Ellen die Puzzleteile zusammen. Hier hatte man jemanden so lange manipuliert, bis er sich für Dinge einspannen ließ, die er eigentlich nicht wollte, die er sogar hasste. Ellen kannte diesen psychologischen Prozess aus ihrer Dienstzeit nur zu gut. Jemand, dem man so zusetzte, machte notgedrungen mit, weil er keine andere Möglichkeit sah. Er versuchte zwar, sich zu wehren, aber dann wurde der Druck erhöht. Dieses Spiel ging so lange weiter, bis derjenige dann ausbrach, bis er um sich trat, wie ein wildes Tier, ohne Rücksicht auf Verluste, und oft, ohne nachzudenken. Am Ende stand dann manchmal ein Mörder, der lange Zeit Opfer gewesen war.
    »Man hat Sie unter Druck gesetzt, bis es Ihnen zu viel wurde. Und dann wollten Sie sich an den Unternehmen rächen. Richtig?«
    Pasano nickte beifällig. »Sie sind intelligent. Genau so war es.«
    »Wie haben Sie das gemacht?«, mischte Hajo sich ein.
    Pasano sah erst zu Hajo und dann auf den Laptop. »Ein Mann, der Computer liebt.« Er sah wieder Hajo an. »Ja, Sie könnten es verstehen.« Er nickte langsam bei diesen Worten. »Das Pflanzengenom ist genau wie auch das Menschengenom so ähnlich wie ein riesiges Computerprogramm. Es ist der Bauplan des Lebens mit allen Informationen. In diesen Bauplan habe ich ein winziges Unterprogramm eingeschleust, das die Pflanzen unfruchtbar macht.«
    »Terminator-Saatgut«, sagte Ellen.
    »Ich sehe, Sie haben sich informiert«, sagte Pasano. »Ja, so nennt man es, wenn man es umgangssprachlich und dramatisch ausdrücken will.«
    »Aber wieso wurde es nicht entdeckt?«, fragte Hajo. »Terminator-Sequenzen haben auch schon andere entwickelt. Man kennt so was also. Es muss Sicherheitssysteme geben und Tests, bei denen das aufgefallen wäre.«
    Pasano sah zu den bunten Kirchenfenstern

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