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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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geworfen. Er ist extrem misstrauisch.«
    »Das kann ich mir vorstellen, aber ich weiß auch, dass du viele Leute kennst, die so eine Abfrage machen können, ohne dass es auffällt.«
    Sina seufzte. »Ich kann's ja mal probieren, aber wie soll ich demjenigen erklären, warum ich diese Glienicke suche?«
    »Ich kann dir doch nicht jede Herausforderung nehmen«, sagte Ellen. »Übrigens brauche ich die Adresse spätestens in einer halben Stunde.«
    Ellen hörte, wie Sina am anderen Ende tief durchatmete. »Ich habe dich schon immer gemocht«, sagte Sina mit einem ironischen Tonfall.
    »Du kriegst auch Zucker in den Tee, wenn du uns besuchen kommst.«
    »Na dann ...«
    »In einer halben Stunde melde ich mich wieder«, sagte Ellen und unterbrach die Verbindung. Jetzt musste sie warten. Sie holte sich einen Burger und setzte sich an den Brunnen. Es war heiß. Die gelegentlichen Wasserspritzer, die bis zu ihr flogen, kühlten angenehm.
    Zehn Minuten später machte Ellen sich auf den Weg nach Hause. Sie wollte keine Zeit verlieren. Exakt nach dreißig Minuten rief Ellen wieder bei Sina an.
    »Meine Güte. Du ahnst gar nicht, was du mir angetan hast«, beschwerte sich Sina. »Das ganze lka gleicht einem Dampfkochtopf mit Überdruck. Jeder müsste an mindestens drei Stellen gleichzeitig sein, und alles ist immer dringend – und dann komme ich mit einer noch dringenderen Anfrage nach einer alten Frau. Ich habe meine ganzen Gefallen aufbrauchen müssen, die Kommissar Beinhardt mir schuldet.«
    »Dann hat dieser Beinhardt doch bestimmt keine Zeit, sich über diese Anfrage einen Kopf zu machen. Er wird sie schnell vergessen.«
    Sina stöhnte. »Du bist immer so einfühlsam, da fühlt man sich so richtig verstanden.«
    »Du tust es nicht für mich, du tust es für Berlin. Wir sind ganz nah an der Lösung dran.« Ellen überquerte eine viel befahrene Straße, ohne auf das Grün der Fußgängerampel zu warten. Jemand hupte. »Du kannst dich später beschweren, jetzt drängt die Zeit. Was hast du herausgefunden?«
    »Sie heißt jetzt nur noch Elisabeth Glienicke und wohnt in der Treskow-Allee in der Nähe der Trabrennbahn, Seniorenheim Herbstruhe.«
    »Ich danke dir. Du hast was gut bei mir.«
    »Das lege ich zu dem Berg ande rer Sachen, die ich bei dir guthabe.«

36
    »Da sitzt sie«, sagte der Pfleger. Er zeigte auf eine Gruppe Frauen, die im Halbkreis im Schatten einer großen Kastanie saßen, alle in Rollstühlen, niemand rührte sich. »Die Dritte von rechts, in der rosa Strickjacke.«
    »Danke«, sagte Ellen. »Hat sie öfter Besuch?«
    »Ein paarmal war ihr Sohn hier, aber mehr weiß ich nicht.« Der Pfleger machte eine fahrige Bewegung mit der Hand. »Wir haben so wenig Personal, da kann ich mich um die da draußen nicht kümmern. Ihre Tante wird sich sicher über Ihren Besuch freuen, auch wenn sie nicht mehr viel sagen kann.« Er drehte sich um und ging ins Haus, offensichtlich froh, dass »die da draußen« etwas Ablenkung hatten, während er sich um »die da drinnen« kümmerte.
    Zusammen mit Hajo ging Ellen auf die Gruppe zu. Die Frauen wirkten in ihren Rollstühlen wie abgestellt. Erst als Ellen und Hajo den Halbkreis betraten, hoben einige den Kopf. Elisabeth Glienicke gehörte nicht dazu, sie sah einfach nur geradeaus. Sie wirkte so dünn und zerbrechlich, als hätte man ihre Haut direkt auf ihre Knochen gespannt.
    »Frau Glienicke?«, fragte Ellen.
    Nichts.
    »Frau Glienicke?«, wiederholte Ellen eindringlicher.
    Jetzt sah die Frau Ellen an.
    »Können Sie mich verstehen?«
    Keine Reaktion.
    »Wir möchten mit Ihnen über Ihren Sohn reden.«
    Elisabeth Glienicke sah wieder geradeaus, an Ellen vorbei, ins Nichts.
    »Sie ist hochgradig dement«, sagte Hajo. »Es hat keinen Zweck. Man kann nicht mit ihr reden, das hat auch der Pfleger gesagt.«
    Ellen sah in die Runde der Frauen. »Ich wollte es wenigstens versuchen, irgendwie müssen wir weiterkommen. Ob Pasano schon hier war?«
    »Er war hier«, sagte Hajo und deutete auf die Hände von Pasanos Mutter.
    Pasanos Mutter hielt etwas in ihrer Hand, etwas Kleines, Längliches. Ein usb -Stick!
    Ellens Puls ging schlagartig schneller. Pasano war hier gewesen, und es konnte noch nicht lange her sein. Wie sollte diese alte Frau sonst an einen usb -Stick gekommen sein? Ellen beugte sich über Elisabeth Glienicke, strich ihr sanft über die Wange und nahm ihr dann vorsichtig den Stick aus der Hand. Elisabeth Glienicke machte nicht mal den Versuch, ihn festzuhalten.
    Ellen wog

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