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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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Gedanken vertieft, bis das Verbaluce ™ nachließ. So dass der Garten wieder nur hübsch aussah. Es hatte irgendwie mit den Büschen und was noch mal zu tun? Man hätte am liebsten nur so dagelegen und Sonnenstrahlen eingefangen und sich seinen glücklichen Gedanken hingegeben, so die Wirkung. Wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Dann ließ noch irgendwas in der Infusion nach, und ich hatte gar kein rechtes Gefühl mehr zu dem Garten. Mein Mund war allerdings trocken, und im Bauch fühlte es sich so post-Verbaluce ™ -mäßig an.
    »Und das Coole an dem Zeug?«, sagte Abnesti. »Folgendes, nehmen wir an, ein Typ muss lang aufbleiben, um eine Grenze zu bewachen. Oder steht vor einer Schule, wartet auf sein Kind und langweilt sich. Aber in der Nähe gibt es ein Stück Natur? Oder sagen wir, ein Parkwächter, der eine Doppelschicht fahren muss?«
    »Das wird echt cool«, sagte ich.
    »Das ist ED763«, sagte er. »Wir überlegen, es NatuGleit zu nennen. Oder vielleicht ErdGlück.«
    »Die sind beide gut«, sagte ich.
    »Danke für Ihre Hilfe, Jeff«, sagte er.
    Das sagte er immer.
    »Nur noch eine Million Jahre«, sagte ich.
    Das sagte ich immer.
    Dann sagte er: »Verlassen Sie jetzt den Inneren Garten, Jeff, und begeben Sie sich in den Kleinen Arbeitsraum 2.«
    II
    In den Kleinen Arbeitsraum 2 schickten sie so ein blasses großes Mädchen.
    »Was meinen Sie?«, sagte Abnesti über Lautsprecher.
    »Ich?«, fragte ich. »Oder sie?«
    »Beide«, sagte Abnesti.
    »Ziemlich gut«, sagte ich.
    »Okay, ja«, sagte sie. »Normal.«
    Abnesti forderte uns auf, uns gegenseitig quantifizierbarer zu bewerten, bezüglich gutaussehend und sexy.
    Wie es aussah, fanden wir uns eher durchschnittlich, also weder sehr anziehend noch abstoßend, beiderseits.
    Abnesti sagte: »Jeff, Infusion läuft?«
    »Roger«, sagte ich.
    »Heather, Infusion läuft?«, sagte er.
    »Roger«, sagte Heather.
    Dann schauten wir uns an, so, Was kommt als Nächstes?
    Als Nächstes kam Folgendes: Heather sah schon bald supergut aus. Und ich merkte, das fand sie auch von mir. Es passierte dermaßen plötzlich, dass wir beide irgendwie lachen mussten. Wie konnten wir übersehen haben, wie süß das Gegenüber aussah? Zum Glück gab es eine Couch in dem Arbeitsraum. Es fühlte sich so an, als hätte unsere Infusion neben dem Zeug, das sie gerade testen wollten, auch ED 556 drin, was die Schamschwelle so ungefähr auf Null runterschraubt. Denn bald legten wir los, da auf der Couch. Es lief megaheiß. Und nicht bloß so rammelnde-Köter-mäßig. Heiß, ja, aber auch genau richtig. So als hättest du dein ganzes Leben von einem bestimmten Mädchen geträumt, und plötzlich ist sie da im selben Arbeitsraum wie du.
    »Jeff«, sagte Abnesti. »Ich hätte gern Ihr Einverständnis, dass wir Ihre Sprachzentren boosten.«
    »Nur zu«, sagte ich, jetzt unter ihr.
    »Infusion läuft?«, fragte er.
    »Roger«, sagte ich.
    »Ich auch?«, sagte Heather.
    »Kriegen Sie«, sagte Abnesti lachend. »Infusion läuft?«
    »Roger«, sagte sie, ganz außer Atem.
    Bald nachdem wir in den Genuss der günstigen Wirkung des in unsere Infusionen laufenden Verbaluce ™ gekommen waren, fickten wir nicht nur echt gut, sondern redeten auch ziemlich krass dabei. Statt nur so die üblichen Sexsätze abzusondern (Marke »wow« und »o Gott« und »ouh ja« und so weiter), gingen wir jetzt zum Freestyle über, von wegen unserer Empfindungen und Eindrücke, in gehobener Sprache, mit achtzig Prozent aufgestocktem Vokabular, und unsere wohlformulierten Gedanken wurden zwecks späterer Analyse aufgenommen.
    Mein Gefühl entsprach in etwa Verblüffung, als mich eine Ahnung befiel, dass diese Frau in Echtzeit direkt von meinem eigenen Geist erschaffen wurde, gemäß meinen tiefsten Sehnsüchten. Endlich, nach all den Jahren (so dachte ich) hatte ich genau das Zusammenspiel aus Körper/Gesicht/Geist gefunden, das für mich alles Begehrenswerte personifizierte. Wie ihr Mund schmeckte, wie der Halo blonder Haare rings um ihr engelhaftes und zugleich unanständiges Gesicht prangte (jetzt war sie unter mir, die Beine ganz hoch), sogar (ohne jetzt derb reden oder meine erhabenen Gefühle beflecken zu wollen) die Empfindungen, die ihre Vagina entlang meinem zustoßenden Penis hervorrief, entsprachen haargenau dem, wonach ich mich immer gesehnt hatte, obwohl mir bis zu diesem Augenblick nie klar gewesen war, wie brennend diese Sehnsucht war.
    Will sagen: Ein Begehren entstand, und zeitgleich entstand auch die

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