Zeig keine Angst!
nicht da war, Bigeyes. Ich weià nicht, was es ist. Aber sie sieht Dig jetzt anders an.
Und mich sieht sie auch anders an.
Dann begreife ich, warum. Sie fragt sich, wer das Sagen hat. Denn sie weià es nicht mehr und das nervt sie. Mich hasst sie eh schon, aber wenn das so weitergeht, wird sie Dig am Ende auch hassen. Vielleicht tut sie es bereits.
Dig spricht wieder.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Nein, wir fahren weiter. Am Queen Anne und an der Abzweigung vorbei.«
»Warum hast du den Pub und die Abzweigung dann überhaupt erwähnt?«, fragt er.
»Weil gleich nach der Abzweigung ein kleiner Weg kommt« , erwidere ich mit ruhiger Stimme. »Und den kann man leicht übersehen. Deshalb musst du langsamer fahren, wenn du zu dem Pub kommst, und noch langsamer, wenn du die erste Abzweigung nach rechts siehst. Der Weg ist nämlich gleich dahinter und er ist schmal. Wenn man nicht genau hinsieht, fährt man dran vorbei.«
Dig sagt nichts mehr, sondern fährt einfach weiter. Xen beobachtet mich noch ein Weilchen, dann wendet sie sich ab. Ich lege mich wieder hin, nun mit offenen Augen. Bex beaufsichtigt mich wieder. Es ist schwer, in ihrem Gesicht zu lesen, aber sie ist nicht verärgert. Das sehe ich. Sie streckt eine Hand aus.
»Fass mich nicht an«, sage ich.
Sie zieht die Hand zurück, dreht den Kopf weg und murmelt: »Sie fragt immer wieder nach dir.«
»Wer?«, frage ich.
Aber ich kenne die Antwort natürlich, Bigeyes. Bex wendet sich mir wieder zu.
»Du weiÃt, wen ich meine.«
Ich stelle mir das Gesicht von Jaz vor. Ich wünschte, sie wäre bei mir, aber ohne die ganze Kacke hier. Die Gefahr, diese Bande und alles. Ich meine, ich wäre gern mit ihr irgendwo anders. In einem kleinen Zimmer in einer kleinen Hütte, mit Bildern an den Wänden, Mobiles, die von der Decke hängen, Spielsachen, Büchern. Ja, mit ganz vielen Büchern. Ich wünschte, wir hätten das alles.
Ich könnte sie dazu bringen, mir wieder zu vertrauen. Mich vielleicht sogar zu mögen. Ich weiÃ, dass ich das könnte. Bex redet weiter.
»Du hast sie damals furchtbar erschreckt. Aber als sie sich beruhigt hatte, wollte sie wissen, wo du bist. Und seither fragt sie immer wieder nach dir.«
»Wo ist sie jetzt?«
»In Sicherheit.«
»Wenn sie an einem sicheren Ort ist, dann sorg dafür, dass sie dort bleibt, ja?«
Bex antwortet nicht.
»Da vorne ist der Pub«, ruft Dig.
Ich setze mich wieder hin und schaue raus.
»Okay. Siehst du die Abzweigung rechts hinter der Kreuzung?« Ich beuge mich vor und deute hin.
»Ja.«
»Fahr langsam drauf zu, denn gleich dahinter ist der kleine Weg.«
Er fährt immer noch zu schnell, Bigeyes. Aber das kann ich nicht ändern. Er fährt, wie er will. Wir rattern am Pub vorbei und über die Kreuzung. Da ist die Abzweigung. Dig bremst endlich ab und sucht mit den Augen die rechte StraÃenseite ab.
»Ich sehe keinen Weg«, murmelt er.
»Ein Stückchen weiter vorn. Gleich siehst du ein paar Büsche und â¦Â«
»Da!«, ruft Bex.
Sie ist nach vorne gekommen und späht mit uns raus. Xen blickt sie kurz böse an, als würde sie sich ärgern, dass sie den Weg nicht selbst entdeckt hat. Bex beachtet sie nicht und deutet darauf.
»Da, Dig.«
»Ich sehe ihn.«
Er schaut sich um und biegt in den Weg ein. Ãste streifen den Wagen, als wir langsam reinfahren.
»Verdammt eng«, murrt er und fragt mich über die Schulter: »Was ist das für ein Gebäude?«
»Ein Privathaus.«
»Im Ernst?«
»Ja. Fahr weiter, bis wir von der StraÃe aus nicht mehr zu sehen sind. Es ist nur ein kurzes Stück. Der Weg macht gleich da vorn eine Kurve.«
Er tut, was ich sage. Ich schaue prüfend nach hinten, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein ist.
»Okay. Halt an.«
Er hält an und schaut sich um. Ich beobachte ihn. Da sehe ich auf seinem Gesicht den gleichen Ausdruck wie vorhin auf dem von Xen. Er fragt sich wie sie, wer das Sagen hat. Denn er weià es nicht mehr und hat Angst, nicht mehr derjenige zu sein, der bestimmt, woâs langgeht.
Er lässt den Blick zu Xen, zu Bex und dann wieder zu mir schweifen. Ich muss geschickt taktieren, Bigeyes. Ich muss ihm seine Macht irgendwie zurückgeben. Oder ihn zumindest glauben machen, dass er das Sagen hat. Das Problem ist, dass er nicht weiÃ,
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