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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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heraus, ich helfe dir, ich verspreche es! Du brauchst Insulin, du brauchst Antibiotika, du …«
    Sie schließt die Augen, alles ist unendlich weit entfernt, und fast kommt es ihr vor, als würde sie auf einer Wolke liegen. »Ich schwöre es!«, hört sie die vertraute Stimme, und dann hört sie den Motor. Er kann nicht weit weg sein, als er verstummt. Gleich darauf nähern sich Schritte, aber nicht die des Riesen, denn es dröhnt nicht. Es knackt laut, und es raschelt.
    Dann klimpert etwas Metallisches, und es knirscht an der Tür.
    Noch einmal öffnet sie die Augen, sie muss sich anstrengen, um die Lider zu heben. Sonnenlicht fällt durch ein Rechteck auf sie, überflutet sie, und sie schwebt auf ihm davon, immer weiter weg.

[home]
    13
    Samstag, 10 Uhr 30
    E ntführt?« Paul Freitag stellte sich hinten in den vollbesetzten Soko-Raum und lockerte den Krawattenknoten. Annekatrin und ihr Schwesterchen Jule würden bitter enttäuscht sein, dass ihr Papa das erste Konzert ihres Kinderchores vorzeitig verlassen hatte.
    »Das Motiv ist noch völlig unklar. Und das Mädchen vermutlich noch immer ohne medizinische Versorgung.« Rund dreißig Einsatzkräfte aus verschiedenen Dezernaten saßen an den Tischen und blickten zu Ehrlinspiel und Frank Lederle, die vorn standen. Die Jalousien waren halb heruntergelassen, ein Lichtstrahl durchschnitt das Halbdunkel und projizierte die Porträts der Kinder vorn neben die beiden Beamten. Der Hauptkommissar glaubte, den feinen Staub zu riechen, der im Strahl des Beamers flirrte.
    »Dein zweites und dein drittes Kind, in meiner strengen Obhut sind. Sie sterben, falls nicht öffentlich bekennen wirst zur Schande Dich«, las Lederle von einem Laptop ab und ließ seinen Blick dann über die neu gebildete Soko schweifen. Soko
Geschwister
.
    Der Mann mit dem rasierten Schädel war Mitte vierzig und steckte wie immer in einem Anzug aus changierendem Stoff. Seine obligatorische Fliege war heute gelb geblümt, die Schuhe poliert. Er sah nicht nur aus wie der Sieger einer Stepptanz-Weltmeisterschaft, er bewegte sich auch auf jedem kriminellen Parkett mit großer Sicherheit: Er war eloquent und ein wacher Kopf, wusste mit schweren Jungs genauso umzugehen wie mit leichten Mädchen, bestialischen Vergewaltigern oder hochintelligenten Mördern. Dazu kam Frank Lederles Entscheidungsstärke – und all das hatte ihm vor zwei Stunden seinen ersten Job als Soko-Leiter eingebracht.
    »Das kam per SMS an den Vater der Kinder, an Günther Assmann. Gesendet vom Handy der Tochter Rebecca aus.« Lederle machte eine Pause, in der wohl alle verstanden, was das bedeutete. »Gesendet um zweiundzwanzig Uhr dreizehn gestern Abend. Der Vater war noch im Theater. Eine zweite Nachricht ging heute Morgen um acht Uhr siebenunddreißig ein. Wortlaut« – er beugte sich zu dem Monitor, und sein Gesicht leuchtete weißbläulich –: »›Ein Rätsel wirst Du nun erhalten, zur Lösung lasse Sorgfalt walten. Zur Antwort hast Du fünf Minuten, find’st Du’s heraus, so end’s im Guten. Was Du errätst, packst Du in Zeilen, wirst damit auf die Bühne eilen. Als Faust hinauf, dort gib zum Besten, statt der Premier’, was wir gern wüssten. Als Buhmann runter, weil dann kund, was sagte uns Dein schändlich Mund. Doch falls Du spielst wie alle Tage, so sterben sie – ganz ohne Gnade.‹«
    Ein Murmeln setzte ein.
    »Reime.« Freitag presste nachdenklich die Lippen aufeinander. Breitbeinig stand er noch immer ganz hinten. »Deutet aufs Theater. Und der Absender weiß von Annika. ›Dein zweites und dein drittes Kind‹, steht da.«
    »Richtig. Andererseits war das damals kein Geheimnis. Im Gegenteil.« Ehrlinspiel deutete auf die Fotos der Kinder und ließ einen Stapel Blätter mit ihrer Beschreibung herumgehen. Für die Neuen im Team fasste er ihr bisheriges Wissen zusammen.
    »Ein MOF «, warf ein dicker Polizist ein, als Ehrlinspiel Marius beschrieb, und Josianne nickte. Ihre Haut war um die Nase herum gerötet, und ihre Augen tränten. »Mensch ohne Freunde, genau.« Heiser war sie auch.
    Ehrlinspiel beendete seinen Bericht mit der bevorstehenden Faust-Premiere morgen Abend und damit, dass Assmann seine Karriere über seine Kinder stellte. »Ich bin extrem misstrauisch gegenüber den Eltern. Wäre ich nicht zufällig vor Ort gewesen, als die zweite SMS kam, hätten wir wahrscheinlich nicht einmal von der Entführung erfahren. Jedenfalls nicht so schnell. Frau Assmann schien übrigens geradezu Angst davor zu haben, dass

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