Zeit der Eisblueten
»Ihr beide seid etwas ganz Besonderes. Ich sehe euch beide an und bin erstaunt, dass ich irgendetwas damit zu tun hatte. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas entstehen lassen könnte. Es ist ein verdammtes Wunder.«
KAPITEL
18
D afydd,
habe Deine Nachricht erhalten. Und weißt Du was? Ich habe das Angebot angenommen. Mr & Mrs Jenkins sind vorbeigekommen, um sich das Haus anzusehen. Sie wollen es unbedingt haben und möchten so schnell wie möglich einziehen. Die amtlichen Nachforschungen sind im Gange, und der Vertrag ist Dir zur Unterzeichnung zugesandt worden. Schick ihn bitte gleich wieder zurück. Ich miete einen Speicher in Barry, und wenn Du nicht rechtzeitig zurück bist, werde ich Deine Sachen (was davon übrig geblieben ist) dort einlagern lassen.
Nun muss ich Dich leider noch mit etwas anderem überfallen. Ich möchte mir meinen Anteil an dem Gewinn auszahlen lassen, um mich bei Paul als Partnerin einzukaufen. Ich will nicht seine Angestellte sein, und es ist eine Investition, die ich mir nicht entgehen lassen kann. Er ist außerordentlich erfolgreich. Wir werden mit der Arbeit in Dubai schon in ein paar Wochen beginnen. Nächste Woche fliegen wir dort hin, um uns mit den Eigentümern und den Architekten zu treffen.
Alles Gute
Isabel
PS: Eine sehr gute Nachricht: Deine russische Ikone ist vollständig wiederhergestellt worden. Es war nicht billig, aber das übernehme ich. Dem Spezialisten zufolge ist es ein sehr seltenes Stück, das »Unsummen« wert ist.
Dafydd druckte den Text aus und löschte die Nachricht. Dann verschwand er die Treppe hinauf, bevor Tillie ihn aufhalten konnte. Sie hatte ein so feines Gefühl für seine Stimmungen, und er wollte nicht, dass sie ihm ins Gesicht blickte. Es wurde immer schwerer, ihre aufrichtige Anteilnahme zurückzuweisen, sie zu bitten, sich herauszuhalten und keine Fragen zu stellen.
Er knallte seine Zimmertür etwas heftig zu und warf sich aufs Bett. Dann las er die E-Mail erneut. VERKAUFT! Er fühlte sich, als wäre sein Leben verkauft worden. Nein, er hätte das nicht zulassen sollen. Wo würde er jetzt wohnen? Wo sollte er die Kinder unterbringen, falls sie ihn je besuchten? Allerdings gab es noch andere Häuser … oder eine Wohnung.
Isabel hatte kein Wort darüber verloren, wo sie auf Dauer wohnen würde oder mit wem. Verdammtes Weib. Blödes, ehebrecherisches Flittchen. Dumme, schöne, intelligente, bemerkenswerte Isabel … seine geliebte Frau. Seine Nicht-Frau, seine verlorene Frau, seine Exfrau, Paul Deveraux’ Frau … Er schlug auf das Kissen ein, um sich mit aller Kraft bewusst zu machen, dass er bis jetzt keinen Beweis hatte. Vielleicht bildete er sich alles ein. Sie hatte nichts zugegeben außer der Tatsache, dass sie jeglichen Respekt vor ihm verloren hatte. Und wie sollte es Liebe ohne Respekt geben? Sie konnte keine derartige E-Mail schreiben und ihn noch immer lieben. Affäre oder keine Affäre, sie liebte ihn einfach nicht mehr.
Dafydd zerknüllte das Papier, biss die Zähne zusammen und presste sich die purpurne Tagesdecke aus Samt ans Gesicht, damit Tillie seine erstickten Schluchzer nicht hörte.
Es war wie Segeln, Segeln auf Schnee. Anders ließ sich das Gefühl nicht beschreiben. Er hatte die Skier gewachst, und es lief sich mit ihnen in jeder Beziehung genauso gut wie vor all den Jahren. Die Bedingungen waren ideal, und er schien keinerlei Anstrengung zu benötigen, um auf den festgepressten Spuren voranzugleiten.
Das Schwimmen machte sich bezahlt, er fühlte sich ft und kräftig. Thorn hatte sich ein paar Minuten lang hinter ihm hergeschleppt, doch dann aufgegeben und war nach Hause zurückgekehrt. Die Sonne streifte lediglich über den Horizont, aber der Mittag war klar und frisch und der Himmel blau. Es herrschten nur minus zweiundzwanzig Grad, und damit war es nicht eisig genug, um das Wachs oder seine Finger- und Zehenspitzen gefrieren zu lassen. Die Dynamik seiner Bewegungen dehnte sich auf all seine Sinne aus und beschwingte ihn. Sein Geist war wach, seine Augen und Ohren scharf. Die schwache Sonne glitzerte auf den Schneekristallen, und die blendende Weiße schien ihn auszufüllen. Er hatte ihre karge Schönheit im Laufe der Jahre vergessen.
Nach einiger Zeit blickte er von den Spitzen seiner dahineilenden Skier auf und bemerkte, dass die Dämmerung einsetzte. Wie schnell das geschah. Er suchte unter seinem Ärmel nach der Uhr. Viertel vor zwei. Verdammt, es war später, als er gedacht hatte. Sofort drehte er um
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