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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Beteiligung an der Angelegenheit bestand darin, dass ich die Namen von Mark und Ms Hailey auf besagte Blutproben schrieb, ohne sie selbst abgenommen zu haben, und ihre Echtheit für besagten DNA-Test beglaubigte. Nachträglich gestand mir Ms Hai ley ihren Betrug.
    Ein neuer DNA-Test, der alle Beteiligten einschließt, wird die Richtigkeit meiner Behauptung unzweifelhaft belegen.
    Ian Brannagan
    Ein Postskriptum enthielt eine nur für Dafydd bestimmte Anmerkung:
    Lieber Dafydd, ich hoffe aufrichtig, dass ich, wenn Du diesen Brief liest, bereits den Mut aufgebracht habe, Dir alles persönlich zu erzählen. Falls nicht, hoffe ich, dass Du mir vergibst. Ich habe mehr Schwächen, als Du ahnst. Ian.
    Auf den beiden anderen Umschlägen, die vermutlich Kopien desselben Briefes in sich bargen, stand: »An alle, die es angeht.«
    Dafydd öffnete den Brief aus dem zweiten Bündel. Der Text lautete:
    Ich, Ian Brannagan, gestehe hiermit, dass ich während der vergangenen dreizehn Jahre persönlich an dem Diebstahl von Demerol und anderen psychotropen Drogen aus dem Moose Creek Hospital beteiligt war. Ich war in diesem Zeitraum in unterschiedlich schwerem Grade süchtig und habe häufig große Drogenmengen benötigt. Bei diesem Diebstahl hat mir Sheila Hailey, die Oberschwester besagten Krankenhauses, Beihilfe geleistet. Ms Hailey war die einzige für die Ausgabe und Buchführung über die Verwendung von Medikamenten in besagtem Krankenhaus zuständige Person, und sie hat mir diese gegen Geld beschafft.
    Als Beweis hinterlasse ich ein Versteck mit mehreren tausend leeren Injektionsfläschchen, die vor allem Deme rol enthalten haben. Sie sind in zwei Holztruhen auf der Rückseite meines Schuppens zu finden. Ein weiterer Beweis besteht in einer Tonkassette mit der Aufzeichnung von zwei Gesprächen (die ohne Wissen von Ms Hailey aufgenommen wurden) zwischen Ms Hailey und mir. Sie sprechen für sich selbst. Meine Kontoauszüge und die von Ms Hailey werden zudem vermutlich Übereinstimmungen im Hinblick auf die Abhebungen und Einzahlungen aufweisen, welche meinen Überweisungen an Ms Hailey als Bezahlung für ihre Mittäterschaft bei den Diebstählen entsprechen.
    Diesen Brief schreibe ich aus der Überzeugung heraus, dass Ms Hailey ihre Position zu ihrem eigenen beträchtlichen finanziellen Nutzen missbraucht und mit Erpressung und Einschüchterung gearbeitet hat. Ich versichere, dass dies die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist.
    Dr. Ian Brannagan
    Dafydd blieb noch eine ganze Weile auf dem Bett sitzen. Langsam dämmerte ihm, welche ungeheure Verantwortung
    mit dem Besitz dieser beiden Briefe verbunden war. Der Brief, in dem Sheila beschuldigt wurde, eine erpresserische Diebin und rücksichtslose Drogenhändlerin zu sein, würde höchstwahrscheinlich eine Verurteilung zu einer langen Gefängnisstrafe bewirken. Ihre Kinder würden dann elternlos zurückbleiben und einem wer weiß wie schrecklichen System ausgeliefert werden.
    Der Brief mit der Schilderung ihres Blutdiebstahls und des beachtlichen Schwindels, den Sheila eingefädelt hatte, würde zur Folge haben, dass Dafydd den Kindern nicht mehr helfen konnte. Sobald herauskam, dass er nicht ihr Vater war, würde er gegenüber Mark und Miranda keine anderen Rechte mehr haben als jeder absolute Fremde. Darauf lief es letzten Endes hinaus.
    Dafydd schaute aus dem Fenster und fragte sich, wie viel Zeit seit dem Aufbruch der Mounties vergangen war. Er würde sich sehr schnell entscheiden müssen. Jetzt verstand er, warum Ian zwei Briefe geschrieben hatte und nicht nur einen. Er überließ Dafydd die Entscheidung. Innerhalb von wenigen Minuten würde er einen Entschluss darüber fällen müssen, ob er Dawson den einen oder den anderen Brief oder beide oder gar keinen übergab. Vielleicht hatte Ian die Situation und die prekäre Lage, in die er Dafydd und Mark und Miranda brachte, vorausgesehen.
    Wieder fragte sich Dafydd, ob es Ians Kinder sein konnten. War es wirklich möglich, dass Ian dieses Wissen mit ins Grab nahm? Vielleicht war das der Grund, warum er Dafydds Loyalität ihnen gegenüber gefördert hatte. Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, und er sah, welch potenziell guter Vater Dafydd war, zumindest was seine Konsequenz und Güte anging.
    Dafydd hörte das schwache Surren von Motoren. Jetzt oder nie. Eine Stimme in ihm sagte: Lass Sheila die volle Härte des Gesetzes für all ihre Verbrechen zu spüren bekommen. Eine andere: Lass Sheila laufen, und die

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