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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Als Folgewirkung seines Alkoholkonsums wurde sein Mund trocken, und ein schaler Nachgeschmack von Bier und Whisky blieb zurück; sein Körper war dehydriert. Auch hatte er seit vielen Stunden nichts mehr gegessen. Die Erinnerung an den Nachmittagstee mit Tillie und den Kindern schien Lichtjahre entfernt zu sein. Alles war jetzt anders, nichts würde mehr so sein wie früher.
    Er blieb vor der gerodeten Schneise stehen und hängte den Rucksack an einen Ast, damit der Weg zu Ians Körper am Morgen leicht gefunden werden konnte. Die Taschenlampe gab ihre letzte Energie ab, flackerte noch ein paar Minuten und erlosch. Zwischen den Bäumen war es rabenschwarz. Dafydd spähte in die Ferne, um die Helligkeit einer Lichtung auszumachen. Er rannte noch immer unbeholfen weiter. Behindert durch die dicken Kleiderschichten, setzte er seinen Weg entlang der Route stolpernd fort. Schließlich waren die fernen Lichter der Hütte zu sehen. Er empfand keine Freude darüber. Ein Teil von ihm hätte den eisigen Schlaf begrüßt, den Ian gewählt hatte. Es wäre kein schlechter Tod gewesen.
    In der Hütte herrschte das Durcheinander, das er durch das hastige Durchwühlen von Ians Habseligkeiten hinterlassen hatte. Dafydd schloss die Tür und ging zum Holzofen. Er enthielt keinerlei Glut mehr, mit der man ein neues Feuer hätte entfachen können. Dafydd zog die Handschuhe aus und stellte fest, dass seine Finger rot und geschwollen waren. Dicke, wässrige Blasen begannen sich an ihnen zu bilden. Dafydd konnte den Schmerz kaum ertragen, doch er war erleichtert. Totes Gewebe hatte keine Empfindungen mehr.
    Wieder musste er nach Streichhölzern suchen, und als er welche gefunden hatte, gelang es ihm, eine Rolle Toilettenpapier anzuzünden. Er warf eine Cornflakes-Packung samt Inhalt oben darauf und hielt dann nach weiteren Brennmaterialien Ausschau. Es gab zahlreiche Holzscheite, aber die Anmachhölzer und das Zeitungspapier hatte er in den Rucksack gestopft. Also warf er ungeöffnete und unbezahlte Rechnungen, Pappteller, Servietten und einen ramponierten Papierkorb aus Korbgefecht in den Ofen. Bald brannte das Feuer, und er legte das kleinste Holzscheit hinein. Feuer war kostbar, und man musste sich darum kümmern. Weiß Gott, was ohne Feuer aus ihm geworden wäre.
    Dafydd fühlte sich wie im Fieberwahn. Er kramte in den Schränken nach Tee und Lebensmitteln, stellte den Kessel auf den Ofen und aß einen angeschimmelten Käse direkt aus der Packung, während er im Licht der Kühlschranktür stand. Der Kühlschrank brachte ihn zum Lachen. So ein Gerät in diesem Klima? In der Kühlschranktür stand eine halb ausgetrunkene Flasche Weißwein. Er packte sie mit den Handflächen und goss sich den Wein in die Kehle. Die kalte Flüssigkeit rann ihm über die Wangen, unter den Kragen und über die Brust.
    Der Kessel kochte, und Dafydd nahm ihn vom Ofen. Er warf mehrere Holzscheite ins Feuer. Dann ging er in das winzige Schlafzimmer. Zu seiner Überraschung war es ziemlich gut aufgeräumt. Ian hatte sein Bett gemacht. Dafydd zog die Decken zurück, ein Akt der Intimität, den er sich seiner Meinung nach verdient hatte. In voller Bekleidung legte er sich hin, zog sich die Decke über den Körper und fiel in einen tiefen Schlaf.
    Draußen war es noch immer stockdunkel, als er erwachte. Zunächst wusste er nicht, wie er hierhergekommen war, aber dann erinnerte er sich mit einem Schlag wieder an alles. Die Ereignisse der Nacht hatten ihn körperlich so strapaziert, dass er nicht aufstehen konnte, sondern ausgestreckt liegen blieb und die Zimmerdecke anstarrte. Er konnte sich nicht bewegen, selbst wenn er es gewollt hätte, aber er verspürte auch kein Bedürfnis, irgendetwas zu tun außer reglos dazuliegen, absolut still. Sein Bewusstsein war stumpf, und in seinen Händen pochte es böse.
    Schließlich drehte er den Kopf. Auf dem Nachttisch stand ein kleiner Digitalwecker. Er zeigte 5.37 Uhr an. Einen Augenblick später erreichte ihn ein winziges Geräusch, ein bloßer Hauch. Dafydd warf die Decken beiseite und sprang auf, wodurch ihn ein wellenartiges Schwindelgefühl ergriff. Er hielt sich den Kopf und rannte vornübergebeugt ins Wohnzimmer.
    Thorn … Wo war Thorn? Der arme alte Hund. Wie konnte er ihn vergessen haben? Doch wie sich herausstellte, war Thorn die ganze Zeit in der Hütte gewesen und hatte stundenlang still in einer Ecke gelegen, katatonisch vor Trauer oder Schmerzen. Dafydd ließ sich neben

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