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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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betrunken. Er stellte sich vor, seine Erbärmlichkeit an diesem Ort abzuschütteln, an dem ihn niemand kannte und an dem er sein konnte, was er verdammt noch mal sein wollte.
    Brannagan lächelte ihn an, als wisse er ganz genau, was Dafydd dachte. »Also haben Sie irgendwas hinter sich gelassen. Gibt es niemanden, der zu Hause sehnsüchtig auf Ihre Heimkehr wartet?«
    »Nein«, erwiderte Dafydd knapp, um sich nach einer Pause zu korrigieren: »Das stimmt nicht ganz. Ich musste meine Mutter in ein Pflegeheim bringen, bevor ich hier rauskam. Parkinson. Aber sie ist noch völlig auf Draht. Es war nicht schön, das tun zu müssen. Meine einzige Schwester ist mit einem Australier verheiratet. Wir haben sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Ich hab versucht, einen Job in Australien zu bekommen, um wieder eine Verbindung zu ihr herzustellen, aber dann bot sich das hier an.«
    Brannagan musterte ihn mit schweren Lidern und zur Seite geneigtem Kopf. »Ja, das habe ich gemeint. Warum das hier?«
    Es ging wieder los. Wenn man ihm doch nur erlauben würde, die ganze Sache vollständig hinter sich zu lassen. Er würde nie wieder darüber sprechen, wenn er die Wahl hätte. Er musste es vergessen, wenn er sich sicher fühlen und effektiv sein wollte.
    »Ich war gelangweilt, rastlos, brauchte eine Veränderung«, antwortete Dafydd und versuchte, unbeschwert zu klingen. »Ich hatte gerade meine Ausbildung beendet und wollte keine Chirurgentätigkeit annehmen, die mich für die nächsten dreißig Jahre eingekerkert hätte.«
    »Wirklich? Trotzdem haben Sie sich ein komisches Ziel ausgesucht«, insistierte Brannagan und blickte ihn durch den Rauch seiner Zigarette eindringlich an. »Ich habe Ihren Lebenslauf gesehen. Ziemlich beeindruckend. Sie hätten unter den besten Angeboten wählen können.«
    Dafydd nickte müde, da ihm die Rechtfertigungen ausgingen. »Und wie lautet Ihre Ausrede?«
    »O Gott«, seufzte Brannagan und versuchte offenbar, noch betrunkener zu klingen, als er war. »Wie viel Zeit haben Sie?« Er schaute auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. »Ich vermute, dass Sie morgen in Ihren Wohnwagen ziehen werden. Ich hab die dunkle Ahnung, dass er nicht aufgeräumt wurde, seit Odent fortgegangen ist, und er hatte einige merkwürdige Angewohnheiten. Ich werde Ihnen irgendwann darüber berichten. Am besten, Sie misten selbst aus, das ist sicherer.« Er schwankte leicht auf seinem Stuhl, dann kippte er den Rest seines Bieres hinunter. »Übrigens, Sie brauchen da nicht einzuziehen, nur weil Hogg ihn den ›Wohnwagen für Vertretungen‹ nennt. Er steckt die Miete ein, weil ihm das beschissene Ding gehört.« Ians Gelächter hatte einen spöttischen Unterton, und er schlug Dafydd auf die Schulter. »Wenn er Ihnen nicht gefällt, sagen Sie’s ihm … Okay, Kumpel?«
    »In Ordnung.« Dafydd erhob sich steif. Er hatte genug.
    »Nein, Mann, ich übernehm das.« Ian legte eine Hand auf Dafydds Portemonnaie, während er mit der anderen in seinen Taschen herumsuchte. »Sie sind der Neue. Das geht auf die Klinik.«
    Dafydd tat jeder Knochen und Muskel weh. Sein Kopf drehte sich, und ihm schmerzte die Brust. Eine Kombination aus Jetlag, Luftveränderung und allgemeiner Überlastung, außerdem zu viel süßer Wein und Extra Old Stock. Plötzlich sehnte er sich danach, sich aufs Ohr zu legen.
    »In aller Frühe also, mein Junge.« Brannagan stieß die Stühle lärmend aneinander, als er sich erhob. »Hogg ist ein jämmerlicher Manager, aber er pocht auf Pünktlichkeit. Ebenso ›der Boss‹, wie Sie zweifellos bemerkt haben.«
    Dafydd verabschiedete sich von Ian Brannagan und suchte nach den Treppen, die ihn in die Sicherheit seines Zimmers führten. Er durchwühlte seine Sachen, bis er seinen Bademantel fand, und huschte über den Flur zum Badezimmer, wo er das Wasser einließ. Bis zum Hals untergetaucht, döste er vor sich hin, aber schließlich ließ ihn das auskühlende Wasser zittern und aufwachen. Die Geräusche von unten waren abgeflaut. Vielleicht schloss die Bar. Dafydd hatte keine Ahnung, wie spät es war. Er stieg aus der Wanne und trocknete sich mit einem schmuddeligen gelben Handtuch ab, zog seinen Bademantel über und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. In dem schmalen Flur stieß er mit der dunkelhaarigen Kellnerin zusammen.
    »Hallo Dafydd«, sagte sie und ließ ihren Blick über seinen locker zusammengebundenen Bademantel streifen.
    »Ja, gute Nacht.« Er schob sich an ihr vorbei.
    »Kann ich Ihnen

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