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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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einen schönen Ford Fiesta besitzt. Er ist sechsundzwanzig und seit zwei Jahren arbeitslos. Er ist ein guter Fahrer. Verlässlich. Wenn Sie also jemanden brauchen … Er würde auch nicht viel verlangen.«
    Dafydd zuckte zusammen. Er hatte sich bisher noch keinerlei Gedanken über die Konsequenzen des Unfalls gemacht. Welche Bedeutung würde die Sache haben? Ein Jahr, vielleicht auch mehr, ohne eigenes Transportmittel. Wie hatte er so etwas tun können? Vielleicht war das die Quittung für all die selbstgerechten moralischen Verurteilungen von betrunkenen Fahrern. Gott sei Dank hatte er niemanden verletzt oder noch etwas Schlimmeres angerichtet.
    »Es kann durchaus sein, dass ich Ihr Angebot annehme. Danke, Margaret. Ich melde mich dann bei Ihnen.«
    Er legte sich wieder auf das Bett und wartete. Ferien in der Sonne waren gar keine so schlechte Idee. Er würde es Isabel gleich vorschlagen. Bestimmt konnte er sich für ein paar Wochen krankschreiben lassen, und hoffentlich war ihre Arbeit in Glasgow bald beendet. Ideal wäre es, wenn sie vorher noch die Laborresultate zu Sheilas Vaterschaftsbehauptung erhielten.
    Er erwachte schlagartig, als Isabel in den Raum marschiert kam. In ihrem hautengen schwarzen Hosenanzug und ihren hochhackigen Stiefeln sah sie glänzend aus. Jetzt war deutlich zu sehen, wie viel Gewicht sie in den vergangenen Wochen verloren hatte. Unzweifelhaft durch den Stress, aber es stand ihr gut. Sie hatte sich das Haar erneut schneiden lassen; es war fast geschoren, aber sehr stylish. Obwohl sie über vierzig war, wirkte sie jungenhaft, groß und selbstsicher wie jemand aus einem Modemagazin. Dafydd spürte eine Regung, die ihn daran erinnerte, dass er sie geliebt und seine Lust mit ihr geteilt hatte.
    »Mannomann«, sagte er, »Glasgow steht dir aber.«
    »Oh, Dafydd«, rief sie, setzte sich rasch an sein Bett und blickte ihm ins Gesicht. »Was um Himmels willen ist denn passiert? Gott, ich bin fast durchgedreht, als Jim mich anrief. Ich bin ins Auto gesprungen und ohne Unterbrechung hergefahren.«
    »Aber du siehst frisch und munter aus.« Er erwiderte ihre Umarmung, die erste seit Wochen.
    »O Schatz, dein Gesicht … dein atemberaubendes, schönes, wunderbares Gesicht.« Sie nahm es in die Hände und küsste ihn auf beide Wangen. »Hast du irgendwo Schmerzen?«
    »Kaum. Mir tun nur die Glieder weh, und ich habe ein paar Prellungen, als hätte ich einen Boxkampf hinter mir.«
    »Wie konnte dir jemand nur so etwas antun?« Sie schüttelte den Kopf und schaute ihm ernst in die Augen. »Ich wusste, dass das passieren würde. Du bist viel zu gefährdet auf dem blöden Motorrad.«
    Dafydd merkte, dass irgendetwas nicht ganz stimmte. Vielleicht quälten sie Schuldgefühle wegen der Art, wie sie ihn behandelt hatte, oder wegen ihrer Zweifel an seiner Ehrlichkeit. Und nun übertrieb sie, um es wiedergutzumachen. Das passte nicht zu ihr, es entsprach nicht ihrem Stil. In der Regel war sie direkt und freimütig, fast schon grob.
    »Isabel, lass mich die Dinge gleich klarstellen. Es war meine Schuld. Ich war betrunken, und ich werde meinen Führerschein für mindestens ein Jahr verlieren.«
    Isabels Hände fielen von seinen Schultern. »Das soll ein Witz sein, oder?«
    »Nein.«
    Einen Moment lang schwieg sie, dann fuhr sie ihn an: »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?«
    »So ist das Leben«, antwortete er und musterte sie.
    Sie drehte sich weg und lachte trocken und ungläubig.
    »Möchtest du nicht wissen, ob sonst noch jemand verletzt worden ist?«, erkundigte er sich.
    »Na, du wirst es mir sicher erzählen.« Ihre Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen, und es war leicht zu erraten, was sie dachte.
    »Du hättest dir nicht die Mühe machen sollen herzukommen, stimmt’s?«
    Ihre wahren Gefühle zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. »Wenn du es unbedingt wissen willst: Es kommt mir höllisch ungelegen.«
    »Entschuldige bitte, dass Jim dich angerufen hat. Er hätte mich vorher fragen sollen. Ich hätte dir keine Ungelegenheiten gemacht.«
    »Nun, Paul hat darauf bestanden, dass ich runterfahre. Er will die Stellung für ein oder zwei Tage halten.«
    »Wie lieb von Paul«, schnaubte Dafydd.
    »Nun lass mal.« Isabel berührte seinen Arm. »Ich wollte kommen und dich nach Hause bringen und mit Essen und anderen Sachen versorgen. Aber ich muss morgen zurückfahren. Diese Arbeit ist zu wichtig.«
    »Natürlich ist sie das.«
    Sie wandten ihre Blicke voneinander ab, und Dafydd sah plötzlich,

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