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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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denken, dass a) unser Atem vor uns war und b) niemand und nichts hinter uns. Und das Objektiv der Kamera hat deutlich erkennbar eine Art Nebelschwaden festgehalten. Ein Geisterjäger wird ihnen sagen, dass Geister manchmal Filmaufnahmen oder Digitalfotos beeinträchtigen können, aufrund großer Hitze oder magnetischer Energiefelder.
    Von dort machten wir uns auf den Weg zu einem echten Fall. Ein Paar in Massachusetts hatte – so glaubten beide – einen Geist gesehen. Sie baten die Leute von TAPS (The Atlantic Paranormal Society) zu kommen und das Ganze zu bestätigen. Was mich an dieser Gruppe wirklich beeindruckt hat, war, dass sie über sich selbst lachen konnten – es wurde ein Witz über Geisterjäger nach dem anderen gemacht – und sie berechneten ihren »Klienten« nichts für ihren Einsatz. Niemand, so ihre Überzeugung, sollte dafür bezahlen müssen, Besuch von einem Geist zu haben; für mich hieß das, dass sie das also nicht nur taten, um Geld zu machen.
    Das Haus war klein, und das Poltern, das die Bewohner gehört hatten, kam vom Dachboden, einem kleinen Raum in der dritten Etage mit einer kleinen Tür und einem Vorhängeschloss. Die TAPS-Jungs gaben mir den einzigen Schlüssel und stellten dann in der Mitte des Dachbodens eine Videokamera auf. Auf diese Weise fangen sie oft etwas – Streukügelchen, Geräusche, Stimmen. Der Dachboden war sauber gefegt, es war nichts Übersinnliches zu sehen. Ich war die letzte, die den Raum verließ, und ich schloss hinter mir ab, dann steckte ich den Schlüssel in die Tasche. Als die anderen die Treppe hinunterstiegen, um sich unten zu unterhalten, warf ich einen Blick in die zwei Kinderschlafzimmer – beide Kinder schliefen in bequemen Gitterbettchen in Räumen, die tadellos sauber und ordentlich waren. Unten beschrieben die Eltern, wie sie um zwei Uhr in der Nacht Spieldosen-Musik gehört hätten, nur um dann, als sie dem Geräusch nachgingen, ein Spielzeugklavier für Kinder auf der Treppe zum Dachboden zu finden. Sie erzählten davon, wie sie nach Hause kommen und alle Wasserhähne sind aufgedreht oder alle Cornflakespackungen aus dem Vorratsschrank geholt, der Inhalt auf dem Boden verschüttet. Von Räumen, in denen es urplötzlich zwanzig Grad kälter wird. Nachdem ich den beiden ein Weile zugehört hatte, erklärte ich, dass ich wieder zurück nach oben gehen wolle. Wieder warf ich einen Blick ins Zimmer des ersten Kindes. Jetzt lagen auf dem Teppich in einer Reihe sechs Pennies, die vorher nicht dort gewesen waren. Sie waren alle auf die Jahre zwischen 1968 und 1972 datiert. Ich hob sie auf, steckte sie in die Tasche und ging zum Zimmer des nächsten Kindes, wo ich dasselbe fand – sechs Pennies, alle aus dem gleichen Zeitraum. Schließlich ging ich auf den Dachboden, holte den Schlüssel hervor, schloss das Vorhängeschloss auf und knipste das Licht an. Ich fand eine Handvoll Pennies unterhalb der Videokamera, alle auf die Jahre zwischen 1968 und 1972 datiert. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob es in diesem Haus spukte, aber ich kann Ihnen versprechen, dass Sie, wenn Sie in ihr Portemonnaie schauen, kaum einen Pennie finden werden, der in diesem Jahr geprägt wurde – geschweige denn dreißig.

    Glauben Sie jetzt an Geister?

    Ich glaube, dass es vieles in dieser Welt gibt, was wir nicht verstehen. Und dass Geister zu sehen oft eine Alles-oder-Nichts-Sache ist – die Menschen glauben nicht daran, bis sie einen sehen und dann sind sie ganz plötzlich überzeugt. Ich habe Dinge gesehen, die ich mir mit dem bloßen Verstand nicht erklären kann. Und das bringt mich dazu zu glauben, dass die Existenz von Geistern durchaus möglich ist. Einer der für mich angenehmsten Aspekte, während des Schreibens von »Zeit der Gespenster« war, die Natur des Glaubens zu erforschen. Wir neigen dazu zu glauben, dass etwas ohne wissenschaftlichen Beweis nicht existieren kann. Die Menschen sagen, man könne nicht an Geister glauben, weil man sie nicht sehen, berühren oder einfangen kann. Aber dann müssten diese Menschen auch sagen, dass Liebe nicht existiert … und dennoch haben die meisten von uns das Gefühl, in der einen oder anderen Form, schon mal erlebt.

    »Zeit der Gespenster« ist ein gelungenes Beispiel für die Mischung von Fakt und Fiktion, von Gegenwart und Vergangenheit. Wie haben sie es geschafft, diese verschiedenen Elemente in Ihrem Roman so nahtlos miteinander zu verknüpfen?

    Wenn man etwas schreibt, das in irgendeiner Form von historischer Bedeutung

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