Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
auf den Boden und beugte sich über Bothwells reglosen Körper. Er versetzte ihm einen nicht allzu sanften Stoß mit der Stiefelspitze, aber der Mann rührte sich nicht.
    „Zu dumm“, stellte er fest. „Ich wollte ihn nicht bewusstlos schlagen.“
    Jane sprang auf. „Das wollten Sie nicht?“
    Er wandte sich ihr zu und grinste breit. „Nicht beim ersten Mal. Ich hätte gerne noch ein paar Mal zugeschlagen.“ Er betrachtete sie mit seitlich geneigtem Kopf. „Ich glaube, Sie haben dem falschen Mann seinen Ring zurückgegeben.“
    Sie wirkte verwirrt, unschlüssig, doch dann zog sie den dünnen Reif mit dem wertlosen Glasstein vom Finger und warf ihn dem bewusstlosen Bothwell vor die Füße. An seinem Kopf war kein Blut zu sehen, stellte Jacob sachlich fest. Er war in viele Schlägereien verwickelt gewesen und wusste, ob ein Gegner ernstlich verletzt war. Als Mörder eines angesehenen Gentleman auf der Fahndungsliste der Polizei zu stehen, wäre nicht in seinem Sinn. Aber Bothwell würde bald wieder zu sich kommen und eine andere junge Frau schikanieren.
    „Braves Mädchen. Und wohin darf ich Sie jetzt bringen?“
    Jane wischte sich die Tränen von den Wangen. „Ich muss zu Miranda.“
    Das war nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte, aber immerhin positiver, als er befürchtet hatte. „Das lässt sich einrichten.“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. „Zunächst will ich wissen, wer Sie sind. Wie heißen Sie?“
    Ach ja, da haben wir den Salat, dachte er. Es war alles schön und gut, solange er der geheimnisvolle Fremde war … ein verbotener Kuss in der Dunkelheit. Die Wahrheit war weniger schmackhaft. „Sie wissen, wer ich bin. Zumindest, was ich bin. Ich bin Jacob Donnelly, in gewissen Kreisen King Donnelly genannt, der Anführer einer berüchtigten Diebesbande.“
    Sie zuckte mit keiner Wimper. „Und wer ist Mrs Grudge?“
    Die Wahrheit zu beschönigen hätte wenig Sinn. „Die gute Long Molly leitet ein Bordell in der Brunton Street, verspürt gelegentlich Lust auf Abenteuer und erklärte sich bereit, uns zu helfen. Sie hat ein besonderes Faible für den Skorpion.“
    Miss Jane Pagett nahm diese Auskünfte mit erstaunlicher Gelassenheit auf. „Und Sie bringen mich zu Miranda?“
    „Ja. Wenn Sie sich eine Weile gedulden. Ich möchte kurz bei meinen Leuten nach dem Rechten sehen, aber dann können wir aufbrechen. Wenn Sie nichts gegen eine erneute Reise haben.“
    „Ich reise gern“, erwiderte sie entschlossen. „Worauf warten wir?“

22. Kapitel
    M iranda ließ sich in die Badewanne gleiten, schloss die Augen und atmete den Duft getrockneter Rosenblätter ein, die auf dem Wasser schwammen und sie an laue Sommertage denken ließen. Morgen würde sie ihre Erkundigungen fortsetzen und sich den verwilderten Garten vornehmen. Der Frühling hielt Einzug, die Narzissen blühten bereits, und die frischen Triebe der Rosenstöcke würden sich aus der Erde recken. Sie wollte nicht länger warten.
    Sie rekelte sich wohlig. Wenn sie sich ablenkte, konnte sie vergessen, dass Lucien wieder im Haus war. Er hatte keinen weiteren Versuch gemacht, sich ihr zu nähern oder sie zu küssen. Er hatte sie ein Mal gehabt; vielleicht blieb sie in Zukunft vor ihm verschont.
    Es war nicht schwer, nicht an ihn zu denken, wenn sie sich mit allerlei Aufgaben beschäftigte. Aber jetzt, im warmen, nach Rosen duftenden Badewasser stürmte eine Flut von Erinnerungen auf sie ein. Sein heißer Mund, der an ihrer Brustwarze saugte, sein kraftvolles Eindringen in ihren Schoß, das zunächst ein unangenehmes Brennen verursacht und sich rasch in wundersame Wonnen verwandelt hatte.
    Sie wollte ihn aus ihren Gedanken verbannen, was ihr in seiner Abwesenheit auch gelang. Aber nun, da er von seiner Reise zurück war, keimte ein verräterisches Sehnen in ihr auf.
    Bereits von ferne hörte sie seine donnernde Stimme und schmunzelte in sich hinein. Offenbar hatte er seine Privatgemächer betreten. Den ganzen Tag hatte sie auf diesen Moment gewartet, hatte das Haus nicht verlassen, um ihn nicht zu verpassen. Die Wände in seinem Schlafgemach, im Ankleidezimmer und im angrenzenden Salon leuchteten in einem zarten Rosé. Ihr war nicht genügend Zeit geblieben, um den passenden Farbton für die Vorhänge zu finden, also hatte sie weiße Baumwollspitze gewählt, womit sie auch Bettüberwurf und Kissen hatte beziehen lassen. Und sie hatte sogar einige alte Stühle weiß lackieren lassen.
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher