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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Mädchen“, sagte er völlig gelassen.
    „Mr Donnelly“, begann sie mit vor Aufregung heller Stimme. „Denken Sie, wir kommen rechtzeitig an, um zu verhindern, dass Lord Rochdale Miranda zu seinen lasterhaften Freunden bringt?“
    Er schlug die Augen auf und sah sie in zärtlichem Wohlwollen an, wie sie verwirrt registrierte. „Nun, Miss Jane“, erklärte er, „die meisten Dinge sind nicht so schlimm, wie es den Anschein hat. Die Herren im Satanischen Bund sind lediglich ein Haufen verweichlichter, nichtsnutziger Aristokraten mit mehr Geld als Verstand, die sich einen Spaß daraus machen, allen möglichen Lastern zu frönen. Im Grunde genommen harmlose Vergnügungen, die gegen die Moralbegriffe der Kirche verstoßen. Ich vertrete allerdings die Meinung, wenn zwei oder drei oder mehr Leute sich miteinander vergnügen wollen, ist das deren Sache und geht keinen anderen etwas an.“
    „Zwei oder drei oder mehr …?“ Über so etwas wollte sie gar nicht nachdenken. „Sie bringen also keine Blutopfer oder so etwas?“
    „Das einzige, was in diesen Kreisen geopfert wird, ist die Würde dieser Narren.“
    Jane konzentrierte sich darauf, ihr Kleid noch mehr zu zerknittern. „Haben Sie schon mal an solchen Versammlungen teilgenommen?“
    „So etwas ist nichts für mich. Erstens bin ich nicht daran interessiert. Und zweitens werden nur die Spitzen der Gesellschaft in diesen Bund aufgenommen. Ihr Verlobter wurde abgelehnt.“
    „Was?“ Jane starrte ihn in blankem Entsetzen an. „Der biedere, rechtschaffene Mr Bothwell wollte in diesen unzüchtigen Kreis aufgenommen werden?“
    „Vermutlich ist er nicht so rechtschaffen und bieder, wie Sie dachten.“
    „Glauben Sie mir, das ist er“, entgegnete sie verächtlich. „Offenbar kann man langweilig und bieder und trotzdem pervers sein.“
    Jacob lachte. „Da haben Sie recht. Genauso wenig wie ein Mitglied eine verlorene Seele sein muss. Ihr eigener …“ Er stockte jäh, als besinne er sich eines Besseren.
    Jane war zwar schüchtern, aber nicht begriffsstutzig. „Mein eigener – was? Keine Sorge, ich kenne die Antwort. Mein Vater hat in seiner Jugend ein liederliches Leben geführt, das hat er mir selbst erzählt. Es würde mich nicht wundern, wenn er diesem Verein angehört hätte.“ Sie studierte Jacobs gleichmütige Miene. „Sie meinten doch meinen Vater, nicht wahr?“
    „Fragen Sie ihn selbst, wenn Sie den Mut dazu haben“, schlug er lächelnd vor. „Ich habe schon zu viel gesagt.“
    „Sie kennen meinen Vater nicht, oder? Ich kann ihn alles fragen.“ Sie lehnte sich seufzend in die Polster zurück. „Denken Sie, wir kommen rechtzeitig an, um das Schlimmste zu verhindern?“
    „Seien Sie unbesorgt, Miss Jane, wir erreichen Ripton Waters rechtzeitig. Aber Sie sollten kein voreiliges Urteil über den Skorpion fällen. Er wird höchstwahrscheinlich einsehen, dass er ein Vollidiot war, und zur Vernunft kommen, ehe er irgendwelche Dummheiten macht.“
    „Ein Vollidiot?“
    „Sie wissen genauso gut wie ich, dass er verrückt nach ihr ist, was ich nie von ihm gedacht hätte. Ich bringe Sie gerne zu ihm, nur um Sie zu beruhigen. Aber er ist bis über beide Ohren verliebt, und Lady Miranda ergeht es nicht anders.“
    „Und dennoch hat er die Absicht, sie dem Satanischen Bund vorzuführen“, widersprach Jane heftig.
    „Sie haben den Skorpion kennengelernt, Miss Jane. Halten Sie ihn tatsächlich für einen Mann, der die Frau, die er liebt, mit anderen teilt? Er will es nur nicht wahrhaben und wollte nicht auf mich hören, als ich versucht habe, ihn darauf hinzuweisen. Aber er wird es begreifen, sobald ein anderer Mann ihr Avancen macht.“
    „Wenn Miranda tatsächlich keine Gefahr droht, wieso haben Sie sich bereit erklärt, mit mir nach Norden zu reisen?“, fragte sie zweifelnd.
    Er lächelte träge, unverfroren. „Vielleicht will ich nur Ihre Gesellschaft genießen.“
    Sie gestattete sich ein wenig damenhaftes verächtliches Schnauben. „Ich besitze einen Spiegel, Mr Donnelly.“
    Sein Lächeln schwand. „Das bezweifle ich nicht, Mädchen“, sagte er nach einer Weile. „Aber offenbar sind Sie blind. Und ich heiße Jacob.“
    Und bevor sie es sich versah, setzte er sich dicht neben sie und nahm ihre zitternde Hand in die seine.
    Miranda schmiegte sich in die Ecke der Kutsche und hüllte sich in ihren Umhang. Lucien hatte gesagt, sie würden drei oder vier Nächte im Haus seiner Freunde verbringen, sich aber geweigert, Bridget mitzunehmen.

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