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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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„Vielleicht muss ich mir den Finger abhacken.“
    „Über so etwas darfst du nicht einmal scherzen. Denkst du etwa, Bothwell sei eine Selbstverstümmelung wert?“
    Janes kleines Gesicht hellte sich auf. „Nein, Bothwell ist keinen Finger wert, geschweige denn meine Hand zur Ehe.“
    „Geschweige denn deinen Körper“, fügte Miranda hinzu. „Gut. Ich bin froh, dass du zu dieser Einsicht gelangt bist. Ich hatte schon die Befürchtung, ich müsse dich entführen, damit du den alten Langweiler nicht heiratest.“
    „Er ist kaum älter als wir“, wandte Jane gerechterweise ein.
    „Er ist alt. Und Brandon hätte mir geholfen, dich zu entführen, wenn ich früher von deiner Verlobung gewusst hätte. Er nennt ihn Bore-well.“
    „Stattdessen entführt der Skorpion uns beide.“ Jane seufzte. „Ein merkwürdiger Mann, nicht wahr? Wenn ich nicht wüsste, dass er in dich vernarrt ist, würde ich mir Sorgen machen.“
    Von wegen vernarrt, dachte Miranda bitter. Für ihn war sie nur ein Mittel zum Zweck, mehr nicht. Sie lächelte tapfer, um ihre Rolle weiterzuspielen. „Er hat mir zugesichert, dich mit Begleitschutz nach London bringen zu lassen. Vielleicht bleibt uns nicht mehr viel Zeit, aber ich will dir noch einmal versichern, dass ich glücklich bin.“ Die Lüge schmeckte gallebitter, aber sie zwang sich, weiterhin zu lächeln, und zu ihrer Erleichterung schien Jane ihr Glauben zu schenken.
    „Es ist völlig normal, wenn du nervös bist, Miranda“, erklärte sie beschwichtigend. „Du glaubst vielleicht, alles über … Erotik und Männer zu wissen, aber in Wahrheit hast du nur eine schrecklich schlechte Erfahrung mit einem ekelhaften Mistkerl gemacht. Und ich bin heilfroh, dass St. John im ton nicht mehr willkommen ist. Ich weiß nicht, wozu ich mich hinreißen ließe, würde ich ihm bei einer Abendgesellschaft begegnen.“
    „Ja, er hat seine Strafe verdient“, stimmte Miranda ihr zu.
    „Und kein Mann könnte Christopher St. John weniger gleichen als dein künftiger Gemahl“, sagte Jane sinnend und spielte an dem Diamantring. „Ich bin fest davon überzeugt, dass du mit ihm glücklich wirst.“
    „Ja, wir sind ein Traumpaar.“
    Jane lachte. „Na, nun übertreib mal nicht. So rosig werden die Zeiten nicht immer sein. Ich kenne dich zu gut. Auch ihr werdet euch gelegentlich zanken, aber du wirst …“
    Der Wagenschlag wurde geöffnet, und die Gestalt des Earls blockierte das erste Morgenlicht. „Miss Pagett“, sagte er in seinem charmanten Tonfall, „hier trennen sich leider unsere Wege.“
    „Jetzt schon?“ , entfuhr es Miranda erschrocken. Und er schenkte ihr sein entwaffnendes Lächeln.
    „Ich fürchte, ja. Eine achtbare Witwe wird Sie begleiten in einer meiner Reisekutschen, gelenkt von einem erfahrenen Kutscher, der überdies ein Meisterschütze ist. Er wird Ihre Freundin wohlbehalten nach Hause bringen. Kommen Sie, Miss Pagett, Sie werden eine angenehme …“ Seine Worte verloren sich, als sein Blick auf ihre Hand fiel. „Oh, Sie tragen einen wunderschönen Ring, Verehrteste. Ihr Verlobter scheint ja bis über beide Ohren in Sie verliebt zu sein.“
    Jane errötete tief und versuchte, ihre Hand in den Falten ihrer Röcke zu verbergen. Da er ihr jedoch beim Aussteigen behilflich sein wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm die Hand zu reichen. Miranda wollte hinter Jane aussteigen, doch Lucien schloss den Wagenschlag. „Sie bleiben besser im Wagen, Liebste.“
    „Ich kann nicht“, erklärte sie hilflos. Es gab noch so viel, was sie Jane sagen wollte, eine Warnung, eine heimliche Botschaft …
    „Sie können.“
    „Ich muss zur Toilette.“ Sie errötete nicht einmal. Sie würde zu jeder Waffe greifen, und diese Bitte konnte er ihr kaum abschlagen. Sie waren die ganze Nacht unterwegs gewesen.
    „Ein Stubenmädchen wird Ihnen ein Geschirr bringen. Sie bleiben im Wagen.“
    Sie hätte ihm liebend gerne einen Fluch ins Gesicht geschleudert. Stattdessen lehnte sie sich aus dem Fenster und rief Jane hinterher: „Sag meinen Eltern, dass ich sie liebe, und … und dass ich selig vor Glück bin.“
    „Selig vor Glück?“, wiederholte Lucien leise lachend. „Ich fühle mich geehrt.“
    Sie funkelte ihn hasserfüllt an und ballte die Fäuste im Schoß, was er nicht sehen konnte. „Selig vor Glück“, bestätigte sie zähneknirschend, lehnte sich in die Polster zurück und hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten.
    Jane saß im Nebenzimmer des Gasthofs an der Poststation und

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