Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
übermalte die schwarze Schrift mit frischer weißer Farbe.
Langsam wurde sie ruhiger, und auf einmal hielt sie inne. »Moment mal.«
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie ließ die Rolle fallen, ergriff ihre Tasche und rannte aus dem Haus.
Kurz darauf stürmte sie in ihre Wohnung. Sie warf ihre Handtasche beiseite und holte sich die Bibliotheksausgabe von Othello .
»Ersäufe dich! Ersäufe dich! Das muss hier drinstehen.« Hektisch durchblätterte sie das Buch auf der Suche nach dem Zitat.
Jago sagte das zu Rodrigo, sie kannte diese Zeile.
Als sie sie gefunden hatte, hockte sie sich auf den Fußboden. »›Es ist nur ein Gelüst des Bluts, eine Nachgiebigkeit des Willens‹«, las sie laut. »›Auf, sei ein Mann. Ersäufe dich! Ersäufe Katzen und junge Hunde.‹«
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
Ein Gelüst des Bluts, eine Nachgiebigkeit des Willens. Ja, das beschrieb die bösartigen Handlungen Kanes.
Eifersucht, Arglist, Verrat und Ehrgeiz. Jago wusste es, aber Othello ahnte nichts. Kane als Jago? Der Gott-König als Othello. Der König hatte zwar nicht getötet, aber seine Töchter - die er liebte - waren ihm durch Lügen und Ehrgeiz genommen worden.
Und das Stück besaß tatsächlich Schönheit, Wahrheit und Mut. War es der Schlüssel?
Sie zwang sich, methodisch vorzugehen, blätterte Seite für Seite durch und untersuchte sogar den Buchrücken. Dann legte sie die Bibliotheksausgabe beiseite und nahm sich ihr eigenes Buch vor. Wort für Wort las sie die Szene noch einmal durch.
Es gab noch andere Ausgaben von Othello . Sie würde in die Buchhandlung im Einkaufszentrum gehen und dort schauen. Und am Montag würde sie noch einmal in die Bibliothek fahren. Dana stand auf und tigerte hin und her.
Wahrscheinlich gab es im Valley unzählige Ausgaben von Othello . Sie würde in die Schulen und aufs College gehen müssen. Verdammt, wenn es sein musste, würde sie an jede Tür klopfen.
»›Ersäufe dich, o Gott‹«, wiederholte sie und ergriff erneut ihre Tasche. Am besten fuhr sie jetzt gleich ins Einkaufszentrum.
Sie hatte bereits die Tür aufgerissen, als ihr plötzlich alles klar wurde. Wütend schlug sie die Tür wieder zu.
Sie hatte sich an der Nase herumführen lassen. Wer hatte die Worte auf die Wand geschrieben? Kane. Ein Lügner, der einen Lügner zitierte. Das war kein Hinweis, sondern eine falsche Fährte. Er hatte sie aus dem Konzept bringen wollen, und beinahe wäre es ihm gelungen.
»Verdammt noch mal!« Aufgebracht schleuderte sie ihre Tasche quer durchs Zimmer. »Lügt er oder verdreht er nur die Wahrheit? Welches von beidem ist es?«
Resigniert stapfte sie durchs Zimmer, um ihre Tasche aufzuheben. Sie musste es herausfinden, also würde sie doch in die Mall fahren.
Als Dana wieder nach Hause kam, dachte sie, dass sie eigentlich erstaunlich ruhig war. Gott sei Dank kamen heute Nachmittag Malory und Zoe zu ihr. Ein Nachmittag mit ihren Freundinnen würde sie bestimmt aufheitern.
Sie hatten zu essen, und sie würden reden. Und als Dana angerufen und erklärt hatte, sie bräuchte sie, hatte Zoe versprochen, dass sie ihnen eine Pediküre machen würde.
Nicht schlecht.
Sie trug das chinesische Essen, das sie gekauft hatte, in die Küche und stellte es dort auf die Theke. Dann blieb sie einen Moment lang stehen.
Gut, gestand sie sich ein, eventuell war sie nicht ruhig. Noch nicht jedenfalls. In ihrem Kopf hallte nach wie vor das Echo der morgendlichen Angst und der Frustration, die darauf gefolgt war.
Sie ging ins Badezimmer, holte zwei Kopfschmerztabletten aus dem Schrank und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter.
Vielleicht hätte sie sich besser hingelegt, als ihre Freundinnen kommen zu lassen. Aber trotz der Kopfschmerzen und der leichten Übelkeit wollte sie eigentlich nicht alleine sein.
Als es klopfte, rannte sie zur Tür.
»Bist du in Ordnung?« Zoe trat ein, stellte die Tüten, die sie dabeihatte, ab und umarmte Dana. »Tut mir Leid, dass ich nicht eher kommen konnte.«
»Es ist schon okay, mir geht es gut.« Nein, dachte Dana, das war viel besser als ein Mittagsschlaf. »Ich bin so froh, dass du da bist. Was ist mit Simon?«
»Flynn hat ihn zu sich geholt. Das war wirklich nett. Er und Jordan wollen mit Simon zu Bradley gehen. Dort kann er mit Moe spielen, Junkfood essen und Football sehen. Simon ist ganz begeistert. Ist Mal noch nicht da? Sie ist vor mir gefahren.«
»Ich stehe direkt hinter dir.« Malory trat in die Diele und hielt eine
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