Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
darauf berieten sich die beiden Quiz-Anhänger im Diner an der Main Street und beschlossen, dass sie ihrem täglichen Sport nicht mehr nachgehen wollten, wenn ich nicht mehr in der Bibliothek angestellt sei. Gerade bin ich gefragt worden, ob ich ihnen sozusagen freiberuflich zur Verfügung stehen wollte.«
Weil nur der Hund ihr zuhörte, war es ihr nicht peinlich, dass ihr eine Träne über die Wange kullerte. »Vermutlich ist es ja albern, dass ich so gerührt bin, aber ich kann nicht anders. Es ist so nett zu wissen, dass man vermisst wird.«
Sie schniefte. »Na ja, auf jeden Fall muss ich jetzt ins Internet gehen und mich um ihre Frage kümmern.« Mit dem Kaffeebecher in der Hand eilte sie an ihren Computertisch. »Es ist unglaublich, was sich die beiden so ausknobeln.«
Dana hatte ihre Routine wieder gefunden. Wahrscheinlich war es symbolisch, überlegte sie. Ihr Lebenszweck war ihre Aufgabe in der Gemeinschaft gewesen. Für sie war das Valley lebenswichtig, und die Tatsache, dass sie plötzlich nicht mehr dazugehörte, hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, weil sie unvermittelt das Gefühl gehabt hatte, ihre Arbeit sei für niemanden außer sie selber von Bedeutung gewesen.
Aber jetzt entwickelte sie wieder eine ungeheure Tatkraft, und ihre Laune hob sich dermaßen, dass sie noch nicht einmal gereizt reagierte, als es an der Tür klopfte, obwohl sie gerade mitten in der Arbeit steckte.
»Ich musste sowieso mal Luft schnappen«, sagte sie sich. Sie öffnete die Tür und sah zu ihrer Überraschung einen jungen Mann vor sich, der ihr eine einzelne rote Rose in einer Glasvase entgegenstreckte. »Wollen Sie Mädchen aufreißen? Sie sind ja süß, aber ein bisschen jung für mich.«
Der Junge errötete. »Ja, Ma’am. Nein, Ma’am. Dana Steele?«
»Ja.«
»Für Sie.« Er reichte ihr die Vase und ergriff die Flucht.
Stirnrunzelnd schloss Dana die Tür und las die beigelegte Karte.
Sie hat mich an dich erinnert.
Jordan
Im Geiste befand sich Jordan im Wald und wurde gejagt. Seine Waffen waren seine Ideen, sein Wille und sein Verlangen, seine Frau wieder zu sehen. Wenn er in den nächsten fünf Minuten überlebte, konnte er auch zehn Minuten lang überleben. Und wenn er es zehn Minuten lang schaffte, dann auch eine Stunde.
Denn der Jäger wollte mehr als sein Leben. Er wollte seine Seele.
Nebelschwaden wallten wie graue Schlangen über den Boden. Durch den notdürftigen Verband an seinem Arm sickerte Blut. Der Schmerz hielt ihn bei Bewusstsein und erinnerte ihn daran, dass er mehr zu verlieren hatte als Blut.
Er hätte merken müssen, dass es eine Falle war. Das war sein Fehler gewesen. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück, und es hatte keinen Zweck zu beten. Jetzt musste er in Bewegung bleiben und überleben.
Er hörte ein Geräusch. Links von ihm? Eine Art Flüstern im Nebel, als ob jemand ihn teilte. Jordan lehnte sich gegen einen Baumstamm.
Sollte er fliehen oder kämpfen?, fragte er sich.
»Was zum Teufel spielst du da?«
»Grundgütiger Himmel!« Jordan zuckte zusammen und war mit einem Schlag wieder in der Realität. Die Welt, die er auf dem Monitor kreiert hatte, wich zurück, aber ihm rauschte noch das Blut in den Ohren.
Dana stand in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie musterte ihn misstrauisch.
»Dieses kleine Spiel heißt Schreiben, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Geh weg und komm später wieder.«
»Es geht um die Blume, und ich habe genauso viel Recht, hier zu sein, wie du. Das ist das Haus meines Bruders.«
»Und das hier ist im Moment mein Zimmer im Haus deines Bruders.«
Dana blickte sich verächtlich um. Ein ungemachtes Bett, ihre Kommode aus der Kindheit, die sie Flynn geschenkt hatte, ein offener Koffer auf dem Fußboden. Der Schreibtisch, an dem Jordan arbeitete, hatte in Flynns Jugendzimmer gestanden, und ihm fehlte eine der drei Schubladen an der Seite. Darauf befanden sich ein Laptop, ein paar Aktenordner und Bücher, eine Schachtel Zigaretten und ein Metallaschenbecher.
»Sieht eher aus wie eine Rumpelkammer«, bemerkte sie abschätzig.
»Es braucht ja nicht schön zu sein.« Resigniert griff er nach seinen Zigaretten.
»Das ist eine hirnlose Angewohnheit.«
»Ja, ja, ja.« Er zündete die Zigarette an und blies den Rauch absichtlich in ihre Richtung. »Eine halbe Packung am Tag, und meistens auch nur, wenn ich arbeite. Lass mich in Ruhe. Was regst du dich überhaupt so auf? Ich dachte, Frauen haben es gerne, wenn sie Blumen
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