Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
paar Chips und lauschte auf den Regen, der ans Fenster schlug - genauso wie es im Wald in seinem Kopf regnete. »Er dachte, er hätte gute Gründe für beides, und eventuell stimmte das auch. Aber es fragt sich, ob es die richtigen Gründe waren.«
»Du schreibst es doch, also solltest du es wissen.«
»Nein, er muss es wissen. Das gehört zu dem Preis, den er zahlt, dazu. Das Nicht-Wissen verfolgt ihn, jagt ihn genauso wie das, was mit ihm im Wald ist.«
»Was ist denn mit ihm im Wald?«
Er schmunzelte. »Lies das Buch.«
Dana biss noch einmal in den Apfel. »Das ist eine ziemlich linke Verkaufsmasche.«
»Mit irgendwas muss ein Mann ja sein Geld verdienen, und wenn es mit ›trivialer, vorhersagbarer kommerzieller Unterhaltung‹ ist. Das stand in einer deiner giftigen Rezensionen.«
Sie verspürte leises Schuldbewusstsein, zuckte jedoch mit den Schultern. »Ich bin Bibliothekarin. Ich war«, korrigierte sie sich. »Und ich werde eine Buchhandlung eröffnen. Für mich haben alle Bücher Wert.«
»Manche mehr als andere.«
»Das hat mehr mit persönlichem Geschmack als mit professionellem Weitblick zu tun.« Sie wand sich ein wenig. »Dein kommerzieller Erfolg bedeutet natürlich, dass du Bücher für ein Massenpublikum schreibst.«
Er schüttelte den Kopf. Auf einmal sehnte er sich nach einer Zigarette. »Niemand kann Ablehnung besser in ein halbherziges Lob verpacken als du, Dana.«
»So habe ich es nicht gemeint.« Sie grub sich selber eine Grube, stellte sie fest. Aber sie konnte schließlich kaum zugeben, dass sie ein Fan von seinen Büchern war, wenn sie nackt in seinem Bett saß und Chips aß. Damit würden sie sich beide lächerlich machen.
Vor allem würde jedes aufrichtige Lob so wirken, als wolle sie sich an ihn ranschmeißen.
»Du tust genau das, was du tun wolltest, Jordan, und du bist erfolgreich damit. Du solltest stolz auf dich sein.«
»Lass uns nicht streiten.« Er wischte die Cokedose ab und stellte sie neben das Bett. Dann umfasste er ihren Knöchel. »Hast du immer noch Hunger?«
Erleichtert darüber, dass das Thema abgeschlossen war, ließ sie die Chipstüte neben die Cokedose fallen. »Eigentlich«, begann sie, dann warf sie sich über ihn.
Es irritierte ihn, dass es ihn so sehr beschäftigte. Er erwartete gar nicht, dass jeder seine Bücher mochte. Eine schlechte Rezension oder ein mürrischer Leserbrief verletzten ihn schon lange nicht mehr.
Er war nicht so ein sensibler Künstler, der bei der leisesten Kritik zusammenbrach.
Aber dass Dana sein Werk so geringschätzig abtat, wurmte ihn.
Jetzt war es sogar noch schlimmer, dachte Jordan, während er grüblerisch aus dem Schlafzimmerfenster blickte. Sie hatte ihre Ablehnung so nett verpackt. Es wäre leichter für ihn gewesen, wenn sie beißende, unqualifizierte Kommentare über sein Talent abgegeben hätte, statt ihm liebevoll und freundlich den Kopf zu tätscheln.
Er schrieb Thriller, oft mit einem Hauch von etwas anderem , aber sie tat seine Romane als abgedroschene kommerzielle Unterhaltung ab, die lediglich die Massen ansprach.
Damit hätte er noch umgehen können, wenn sie in Bezug auf Bücher elitär und versnobt gewesen wäre, aber das war sie nicht. Sie liebte Bücher einfach. Ihre Wohnung quoll über von Büchern, und in den Regalen befanden sich unzählige Genreromane.
Allerdings war ihm aufgefallen, dass darunter kein einziger von Jordan Hawke war.
Was wehtat.
Er hatte sich lächerlich gefreut, als er ins Schlafzimmer zurückgekommen war und sie am Schreibtisch sitzen sah. Es hatte so ausgesehen, als ob sie aufrichtiges Interesse am Aufbau seiner Story gehabt hätte.
Aber es war nur Neugier gewesen. Mehr nicht.
Na ja, er sollte sich besser keine Gedanken darüber machen, sagte er sich. Einfach verdrängen und weg damit.
Sie waren wieder ein Liebespaar, und dafür dankte er Gott. Und sie waren hoffentlich ebenfalls auch auf dem besten Weg, wieder Freunde zu werden. Er wollte sie nicht verlieren, weder als Geliebte noch als Freundin, nur weil er es nicht verwinden konnte, dass sie seine Bücher nicht mochte.
Sie wusste ja gar nicht, was es ihm bedeutete zu schreiben. Woher sollte sie es auch wissen? Natürlich wusste sie, dass er das immer gewollt hatte, aber dass es so lebenswichtig für ihn war, konnte sie nicht ahnen. Er hatte es ihr ja nie gesagt.
Er hatte ihr vieles nicht gesagt, musste er zugeben.
Seine Arbeit, ja. Er hatte sie oft gebeten, etwas zu lesen, was er geschrieben hatte, und es hatte
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