Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
so nahe, dass er sie riechen konnte. Ihr Duft war stets unterschiedlich, manchmal erdig, manchmal leicht, aber immer sehr weiblich.
Gerade das fand er so faszinierend an ihr, dachte er. Sie hatte viele Gesichter.
»Kaffee?«
»Ich muss jetzt wirklich Simon holen. Er muss gleich ins Bett.«
»Oh. Na ja, okay.«
Verlegen spürte Zoe, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, weil er einfach nur dastand und sie anschaute. Hatte sie etwas falsch gemacht?
»Danke für die Einladung.«
»Ich habe mich gefreut, dass Sie kommen konnten.«
Wieder entstand eine Pause. Zoe musste sich bewusst zusammenreißen, um nicht auf ihrer Unterlippe zu kauen.
»Ich weiß nicht genau, wo Simon ist.«
»Im Spielzimmer. Ach so«, Brad begann zu lachen, »Sie wissen ja gar nicht, wo es ist. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
Je mehr Zoe vom Haus sah, desto schöner fand sie es, aber es schüchterte sie gleichzeitig ein. Es gab von allem so viel , und die Dinge, die auf den Tischen und Regalen standen, waren so kostbar.
Brad ging ihr voran durch einen Bogengang in eine Art Bibliothek. Die hohe Holzdecke machte den großen Raum offen und gemütlich zugleich.
»Hier ist so viel Platz.« Sie brach ab, entsetzt darüber, dass sie den Gedanken laut ausgesprochen hatte.
»Als mein Vater einmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Er hatte eine Idee nach der anderen und setzte sie alle um.«
»Es ist ein wundervolles Haus«, erwiderte Zoe rasch.
»Sie hatten vermutlich eine schöne Kindheit hier.«
»Ja, das stimmt.«
Er trat in ein weiteres Zimmer. Dort dröhnten Motoren, Schüsse knallten, und Zoe hörte die Stimme ihres Sohnes, der atemlos Komm schon, komm schon, na los! japste.
Das Videospiel war eine Mischung zwischen Autorennen und Krieg, das sich auf einem riesigen Bildschirm abspielte. Simon saß im Schneidersitz auf dem Boden davor.
Die Einrichtung des Zimmers bestand aus einem Billardtisch, drei Flipperautomaten, zwei Videorekordern. Es gab einarmige Banditen, einen Colaautomaten und eine Jukebox.
Auch hier war die Decke mit honigfarbenem Holz getäfelt, das den Raum hell und freundlich machte.
Im offenen Kamin brannte ein Feuer, es gab eine kleine Bar und einen zweiten Fernsehapparat.
»Du meine Güte. Das ist Simon Michael McCourts persönliche Vorstellung vom Himmel.«
»Mein Dad liebte Spielzeug. Wir haben uns oft hier aufgehalten.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Sie trat hinter ihren Sohn. »Simon, wir müssen gehen.«
»Noch nicht.« Konzentriert blickte er auf den Bildschirm. »Ich bin in Phase drei. Gleich rückt die ganze Nationalgarde aus. Mit Panzern und allem! Ich könnte einen Rekord aufstellen. Noch zehn Minuten!«
»Simon! Mr. Vane möchte mal wieder alleine in seinem Haus sein.«
»Nein, Mr. Vane hat keine Probleme damit«, korrigierte Brad sie.
»Bitte, Mom. Bitte! Panzer.«
Zoe schwankte. In seinem Gesichtsausdruck lag mehr als nur die Konzentration auf den Wettbewerb. Es lag Freude darin.
Auf dem Bildschirm spritzte Blut, und jemand starb, aber aus dem entzückten Kichern ihres Sohnes schloss sie, dass es nicht Simon war.
Brad zuckte zusammen. »Es ist ein bisschen gewalttätig«, gab er zu. »Wenn Sie nicht wollen, dass er so etwas spielt …«
»Simon kennt den Unterschied zwischen Realität und Videospielen.«
»Gut. Warum gehen wir dann nicht wieder ins Wohnzimmer und trinken einen Kaffee?«, schlug Brad vor. »Ein paar Minuten mehr können doch nichts schaden.«
»Na gut. Noch zehn Minuten, Simon.«
»Okay, Mom. Danke, Mom. Ich schaffe es«, murmelte er, mit den Gedanken schon wieder beim Spiel. »Ich schaffe es ganz bestimmt .«
»Es ist nett von Ihnen, dass Sie ihn mit Ihren Sachen spielen lassen«, sagte Zoe. »Simon redet schon seit Tagen von nichts anderem.«
»Er ist ein toller kleiner Bursche.«
»Das finde ich auch.«
Sie gingen in die Küche - ein weiterer geräumiger, wundervoller Raum. Er war in fröhlichem Gelb und Weiß gehalten, was ihn auch an einem trüben Tag sonnig machte.
Bewundernd betrachtete Zoe die riesigen Arbeitsflächen, die zahlreichen Schränke, einige davon mit Einsätzen aus geschliffenem Glas, und die schicken Geräte, mit denen Kochen bestimmt eher zu einem kreativen Vergnügen als zu einer alltäglichen Pflicht wurde.
Auf einmal merkte sie, dass sie schon wieder einmal mit ihm alleine war.
»Wissen Sie was, ich gehe rasch zu Simon zurück und lasse Sie … Es ist bestimmt besser, wenn ich Ihnen nicht im Weg stehe.«
Er beendete
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