Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
ungeduldig oder frustriert war.
»Dana, ich muss es tun.«
»Nein, du willst es tun, weil du hier fertig bist. Mit diesem Ort und allen Menschen, die hier leben.«
Sie zwang sich, leise zu reden, weil sie sonst anfangen würde zu schreien. »Und dazu gehöre ich ebenso. Also haben die letzten zwei Jahre vermutlich nicht das Geringste bedeutet.«
»Das ist Blödsinn, und das weißt du genau.« Jordan schloss den Koffer und zog die Riemen fest. »Ich habe dich gern. Das war schon immer so. Ich tue, was ich tun muss - was ich tun will. Das kommt aufs Selbe raus. Ich kann hier nicht schreiben, weil ich hier, verdammt noch mal, nicht denken kann. Ich muss aber schreiben. Jetzt habe ich die Chance erhalten, etwas aus mir zu machen, und ich ergreife sie. Das würdest du genauso tun.«
»Ja, du machst etwas aus dir, du selbstsüchtiger Bastard. Du hast es von Anfang an geplant und mich hingehalten, während du insgeheim sowieso vorhattest, mich fallen zu lassen, wenn es dir in den Kram passt.«
»Es hat nichts mit dir zu tun. Es geht nur darum, dass ich aus diesem Haus und dieser gottverdammten Stadt wegkomme.« Er drehte sich zu ihr um, und sie erkannte die Wut in seinen Augen.
»Es geht darum, dass ich nicht jeden Tag Autos reparieren will, um meine Rechnungen bezahlen zu können, und mir die paar Stunden, in denen ich schreiben kann, stehlen muss. Es geht um mein Leben.«
»Ich dachte, ich gehöre zu deinem Leben.«
»Himmel.« Wieder fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Dann riss er die Schublade einer Kommode auf, um weitere Kleidungsstücke herauszuholen.
Er ließ sich durch nichts vom Packen abhalten, dachte sie, noch nicht einmal, als er ihr das Herz brach.
»Natürlich gehörst du zu meinem Leben, wie Flynn und Brad. Was zum Teufel ändert sich daran, wenn ich nach New York ziehe?«
»Soweit ich weiß, hast du mit Flynn und Brad nicht geschlafen.«
»Ich kann mich doch nicht hier im Valley begraben, nur weil wir beide scharf aufeinander waren.«
»Du Hurensohn.« Sie spürte, wie sie zu zittern begann und wie brennende Tränen in ihr aufstiegen. Mit all ihrer Kraft wandelte sie die Verletzung in Wut um. »Du kannst es meinetwegen billig machen, du kannst dich selber billig machen. Aber es wird dir nicht gelingen, mich billig zu machen.«
Er hielt inne, hörte auf zu packen und drehte sich zu ihr um. Bedauern und etwas wie Mitleid lagen in seinem Blick. »Dana, so habe ich es doch nicht gemeint.«
»Hör auf.« Sie schlug seine Hand weg, als er sie berühren wollte. »Fass mich nie wieder an. Du bist fertig mit dem Valley? Du bist fertig mit mir? In Ordnung, das ist gut so, weil ich auch mit dir fertig bin. Und ruf mich nicht an, wenn du womöglich hierher zurückgekrochen kommst. Sprich mich nicht an. Denn in einem Punkt hast du absolut Recht, Hawke - hier gibt es nichts mehr für dich.«
Sie drängte sich an ihm vorbei und floh.
Sie hatte ihre Mütze vergessen, stellte sie fest, als sie sich selber aus dem Haus laufen sah. Ein Schneeball, den einer der Dobson-Jungen geworfen hatte, prallte auf ihren Rücken, aber sie merkte es nicht.
Sie spürte weder die Kälte noch die Tränen, die ihr übers Gesicht rannen.
Sie spürte nichts. Er hatte ein Nichts aus ihr gemacht. Wie hatte sie das nur vergessen können? Wie hatte sie das nur verzeihen können?
Sie hatte es damals nicht gesehen und sah auch jetzt nicht, dass er an dem schmalen Fenster in seinem Schlafzimmer stand und ihr nachblickte.
Die blasse Herbstsonne weckte sie. Ihre Wangen waren nass und ihre Haut eiskalt.
Die Trauer war so real, so frisch, dass sie sich zusammenrollte und betete, sie möge verschwinden.
Sie konnte und wollte das nicht noch einmal erleben. Sie hatte doch nicht so schwer daran gearbeitet, über ihn hinwegzukommen, die Trauer und die Verletzungen zu überwinden, nur damit jetzt alles noch einmal von vorne begann!
War sie so dumm, so schwach?
Vielleicht war sie das ja, wenn es um Jordan Hawke ging. Vielleicht war sie dann einfach dumm und schwach. Was aber nicht sein musste.
Leise schlüpfte sie aus dem Bett, um ihn nicht zu wecken. Sie zog sich ihren Morgenmantel wie eine Art Rüstung über und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen.
Moe sprang vom Fußende des Bettes und trabte hinter ihr her. Er nahm seine Leine ins Maul und beäugte sie erwartungsvoll.
»Noch nicht, Moe.« Sie beugte sich zu ihm hinunter und drückte ihr Gesicht in sein Fell. »Mir ist noch nicht danach.«
Der Hund ließ winselnd
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