Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
ihn zu überreden, mit ihr nach draußen zu kommen. Er vergrub sich zu sehr in seinem Haus, seit seine Mutter gestorben war. Er musste mit jemandem zusammen sein, den er liebte.
Die vergangenen Monate waren ein einziger Alptraum von Krankenhäusern und Ärzten, Leiden und Trauer gewesen. Er brauchte Trost und musste sanft wieder ins Leben geschubst werden. Er brauchte sie.
Sie stapfte durch den Schnee zum Haus. Sie klopfte nicht. An dieser Tür hatte sie noch nie klopfen müssen.
»Jordan!« Sie zog ihre Mütze aus und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sie hatte sie damals kürzer getragen, aber es hatte ihr nicht gefallen, und sie hatte ungeduldig darauf gewartet, dass sie wuchsen.
Während sie den Reißverschluss an ihrer Jacke aufzog, rief sie noch einmal nach ihm.
Das Haus roch nach wie vor nach Mrs. Hawke, stellte sie fest. Nicht nach dem Zitronenwachs, mit dem sie ihre Möbel abrieb, oder dem Kaffee, den sie stets auf dem Herd stehen hatte, sondern nach ihrer Krankheit. Dana hätte am liebsten die Fenster aufgerissen, damit all der Kummer und die Trauer hinausfliegen konnten.
Er stand oben an der Treppe. Ihr Herz begann heftig zu pochen, wie immer, wenn sie ihn sah. Er sah so gut aus, so groß und aufrecht und mit diesem leicht gefährlichen Zug um Augen und Mund.
»Ich dachte, du seist in der Werkstatt, aber als ich dort angerufen habe, hat Pete gesagt, dass du heute nicht kämst.«
»Nein, ich gehe heute nicht hin.«
Seine Stimme klang rau, als ob er gerade erst aufgewacht wäre. Aber es war schon zwei Uhr nachmittags. Unter seinen Augen lagen Schatten, und sein Anblick zerriss ihr das Herz.
Sie trat an die Treppe und lächelte ihn an. »Komm, zieh dir den Mantel an. Die Dobson-Kinder haben mir aufgelauert, und wir können es ihnen mal zeigen!«
»Ich habe zu tun, Dana.«
»Etwas Wichtigeres als eine Schneeballschlacht?«
»Ja, ich muss packen.«
»Packen?« Sie war nicht alarmiert, nur verwirrt.
»Fährst du irgendwo hin?«
»Nach New York.« Er drehte sich um und ging.
»New York?« Aufgeregt eilte sie ihm nach, die Treppe hinauf. »Ist es wegen deinem Buch? Hat dein Agent dich angerufen?«
Sie stürmte in sein Schlafzimmer und umschlang ihn von hinten. »Dein Agent hat dich angerufen, und du hast mir nicht Bescheid gesagt? Wir müssen feiern! Wir müssen irgendetwas Verrücktes tun. Was hat er gesagt?«
»Er ist interessiert, mehr nicht.«
»Natürlich ist er interessiert. Jordan, das ist wundervoll. Triffst du dich mit ihm? Du hast ein Treffen mit einem Literaturagenten in New York!« Sie stieß einen Jubelschrei aus, aber dann fielen ihr auf einmal die beiden Koffer, die Reisetasche und die Packkiste auf.
Langsam löste sie sich von ihm. »Du nimmst aber viel mit für ein einziges Treffen.«
»Ich ziehe nach New York.« Er drehte sich nicht um, sondern warf einen weiteren Pullover und eine Jeans in einen der beiden Koffer.
»Ich verstehe nicht.«
»Ich habe gestern das Haus zum Verkauf angeboten, aber es wird wahrscheinlich bis zum Frühjahr dauern. Ein Typ vom Flohmarkt nimmt die meisten Möbel und das andere Zeug.«
»Du verkaufst das Haus?« Ihr wurden die Knie weich, und sie sank auf die Bettkante. »Aber, Jordan, du wohnst doch hier.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Aber … du kannst doch nicht einfach so nach New York ziehen. Ich weiß ja, dass du davon geredet hast, irgendwann dorthin zu ziehen, aber …«
»Ich bin hier fertig. Hier gibt es nichts mehr für mich zu tun.«
Dana kam es vor, als ob ihr eine Faust das Herz zerquetschte. »Wie kannst du so etwas sagen? Wie kannst du sagen, dass es hier nichts mehr für dich zu tun gibt? Ich weiß, Jordan, ich weiß, wie schwer es für dich war, deine Mutter zu verlieren. Ich weiß, wie sehr du um sie trauerst. Das ist aber nicht der richtige Zeitpunkt, um so eine Entscheidung zu treffen.«
»Ich habe sie bereits getroffen.« Er blickte in ihre Richtung, sah sie jedoch nicht an. »Ich muss nur noch ein paar Dinge erledigen, und dann bin ich weg. Ich fahre morgen früh.«
»Einfach so?« Ihr Stolz ließ sie aufspringen. »Hattest du vor, mich einzuweihen, oder wolltest du mir schlicht eine Ansichtskarte schicken, wenn du dort bist?«
Jetzt blickte er sie an, aber sie konnte in seinen Augen nichts erkennen, so undurchdringlich waren sie. »Ich wollte euch heute Abend besuchen und es dir und Flynn sagen.«
»Wie nett von dir.«
Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, wie er es üblicherweise tat, wenn er
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