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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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einen Topf Marmelade, einen Leckerbissen aus der Bäckerei, einen Teller Brühe. Ich komme kaum noch nach mit dieser ganzen Lauferei.«
    »Wir haben ihm nichts mitgebracht«, sagte Mrs. Channing, um sie zu beschwichtigen. »Warum setze ich mich nicht eine Stunde zu ihm? Dann können Sie sich ausruhen.«
    Hillary Timmons geriet trotz allem Pflichtbewusstsein ins Wanken und kapitulierte.
    »Aber wirklich nur für eine Stunde, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte sie.
    »Machen Sie in Ruhe ein Nickerchen, und ich bleibe bei Mr. Towson. Ich kann es Ihnen auch gern abnehmen, ihm Tee zu kochen und ihm dazu ein Häppchen zu servieren.«

    »Er hat schon zweimal seinen Nachmittagstee getrunken und dazu eine Kleinigkeit genascht. Erst mit Mrs. Freebold und dann mit Mrs. Arundel.« Sie seufzte. »Ich habe noch nie einen Mann erlebt, der so versessen auf Süßigkeiten ist.«
    »Wenn das so ist, dann werden wir eben keinen Tee mit ihm trinken. Jetzt gehen Sie schon, ich finde allein in sein Schlafzimmer.« Mit diesen Worten stieg Mrs. Channing die Treppe hinauf.
    Rutledge wollte ihr gerade folgen, als sie sagte: »Nein. Sie würden sich zu Tode langweilen, Inspector. Aber vielleicht wären Sie so nett nachzusehen, ob Sie einen Roman von Dickens in Mr. Towsons Arbeitszimmer finden. Ich werde ihm vorlesen, falls ihm nach Ablenkung zumute ist.«
    Rutledge entdeckte Bleakhaus zwischen einem Buch mit Predigten und einem der Gedichtbände von O.A. Manning. Er brachte den Roman in das Schlafzimmer des Pfarrers, wo Towson und Mrs. Channing in ein Gespräch vertieft waren, das abrupt abriss, als er näher kam.
    »Mir geht es recht gut, Inspector«, antwortete der Pfarrer auf Rutledges Begrüßung. »Aber ich habe gehört, Sie haben selbst einen Unfall gehabt. Ein gestohlener Lastwagen! Wer hätte so etwas hier in Dudlington vermutet? Es freut mich zu sehen, dass Dr. Middleton Sie nicht ins Bett gepackt hat und Sie dort vor Langeweile sterben lässt.«
    »Wegen ein paar blauer Flecken?«, erwiderte Rutledge leichthin.
    »Was ich beim besten Willen nicht begreifen kann, ist, warum jemand den Lastwagen überhaupt erst stehlen sollte, wenn er ihn dann wenige hundert Meter weiter gleich wieder abstellt. Mrs. Freebold hat mir erzählt, ein dunkelhaariger Mann mit dünnen Lippen und zusammengekniffenen Augen hätte am Steuer gesessen.«
    »Er hatte einen Hut auf«, sagte Rutledge. »Den hatte er tief in die Stirn gezogen. Mehr konnte ich nicht sehen.«

    »Ach so. Nun, das erklärt, warum Mrs. Arundel gehört hat, es sei ein großer Kerl mit einem heimtückischen Gesichtsausdruck gewesen.« Er lächelte.
    »Ich bezweifle, dass ihn jemand aus der Nähe gesehen hat. Weder von den Fenstern des Oaks noch von den Häusern in der Holly Street.«
    Mrs. Channing sah Rutledge fragend an. Aber der Pfarrer war jetzt richtig in Fahrt gekommen.
    »Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass es jemand aus Dudlington war?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Rutledge. »Was hatten Ihre Besucher denn zu diesem Thema zu sagen?«
    »Dass derjenige einen Groll gegen die Firma gehegt haben muss, die für die Lawrences arbeitet. Er muss einen teuflischen Schrecken bekommen haben, als er hinterher gehört hat, dass der Mann, den er beinah überfahren hätte, ein Polizeibeamter von Scotland Yard war. Das geschieht ihm recht.«
     
    Rutledge fand Mrs. Arundel hinter ihrem kleinen Schalter am hinteren Ende der Bäckerei. Sie lächelte ihn an und sagte: »Möchten Sie einen Brief nach London aufgeben, Inspector? Ich werde dafür sorgen, dass er morgen früh als Erstes rausgeht.«
    Er zeigte ihr die Skizze von Dudlington, in die Grace Letteridge die Namen eingetragen hatte. »Ist das eine ziemlich akkurate Liste der Einwohner?«, fragte er.
    Sie sah sich alles sorgsam an. »Ja. Das kann man wohl sagen. Sie sind sehr gründlich, Inspector.«
    »Und außer den hier angeführten Namen lebt niemand in Dudlington?«
    »Natürlich sind die Kinder nicht aufgeführt. Und keiner der Dienstboten. Und Mrs. Wainwright ist verwitwet, Mr. Neville hat nie geheiratet …«
    »Danke.« Er nahm die Skizze wieder an sich und faltete sie zusammen.

    Er konnte spüren, dass Mrs. Simpsons Augen sich in seinen Hinterkopf gruben, während sie angestrengt die Ohren spitzte, um das Gespräch zu belauschen.
     
    Mrs. Melford fand er zu Hause vor. Sie war gerade damit beschäftigt, einen Eintopf für sein Abendessen zu kochen, und er zeigte auch ihr die Liste.
    »Das stimmt alles, Inspector«, sagte

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