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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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hatten diese Männer aus Frankreich mit zurückgebracht? Wie hatten sie nachts geschlafen, mit ihren groben Schnitzern, ihrer Halsstarrigkeit und ihrem Schuldbewusstsein?
    »Die hat kein Schuldbewusstsein geplagt«, sagte Hamish erbittert. »Die haben nicht gesehen, was sie angerichtet haben.«
    Was war mit den Hunderten von gesichtslosen Männern auf den Straßen, die Arbeit suchten und sich bemühten, die Fäden des Familienlebens wieder aufzunehmen, in der Hoffnung, die Sterbenden hätten ein besseres Großbritannien erschaffen, die aber nun feststellen mussten, dass sie darin verloren waren? Gesichtslose Männer … Jetzt machten die Leute einen Bogen um sie herum und ignorierten den tapferen Jungen, der dem Ruhm entgegenmarschiert war und jetzt an der Straßenecke bettelte, weil ein einarmiger Mann keine Arbeit fand. In den finsteren Winkeln seines Verstandes dachte er manchmal, die Toten seien besser dran als die Lebenden. Sie hatten ihre Illusionen nicht verloren.
     
    Er war immer noch in einer düsteren Stimmung, als er sich zum Frühstück begab. Mrs. Melford war in der Küche. Er konnte sie dort hantieren hören. Wie war ihr wohl dabei zumute, Mahlzeiten für Fremde zu kochen, um in den Nachkriegswirren ein Auskommen zu haben?
    Dieser Gedankengang führte ihn zu Mrs. Ellison, die ihre Tochter und ihre Enkelin verloren hatte, sich aber weiterhin den Stolz auf ihren Namen bewahrte.
    Mrs. Melford brachte seinen Tee und sagte: »Heute Morgen hat es gebrannt, wussten Sie das schon?«
    »Gebrannt?«, wiederholte er und versuchte, sich auf diese Neuigkeit zu konzentrieren. »Wo?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir sagen, was passiert ist. Mrs. Simpson sagte etwas vom Baylor-Haus.« Barbara Melford hatte es vermieden, Ted Baylors Vornamen zu benutzen.
    Sie fügte nicht hinzu, dass sie sich gerade dort so ausgeschlossen
fühlte wie nirgendwo sonst. Sie war darauf angewiesen, alles aus zweiter Hand zu erfahren.
    »Ich werde mich damit befassen«, sagte er. »Ist der Schaden groß?«
    »Ich weiß es nicht. Mrs. Simpson hat nur gesagt, dass niemand verletzt worden ist.«
    »Das sind doch immerhin gute Nachrichten.«
    Er aß sein Frühstück auf, bezahlte seine Rechnung und lief im kalten Sonnenschein den Weg hinunter. Der Wind wehte ihm den durchdringenden Geruch von verkohltem Holz in die Nase, während er in die Church Street einbog, aber als er näher kam, konnte er an der Fassade des Hauses keine Brandspuren erkennen.
    Er klopfte an die Tür, und ein erboster Ted Baylor öffnete ihm. »Noch so ein Geier, der das Gaffen nicht lassen kann?«, fragte er.
    »Ich bin Polizist«, erwiderte Rutledge.
    »Ich kann Ihnen versichern, dass hier nichts vorgefallen ist, womit Scotland Yard etwas zu tun hätte. Mein Bruder hatte Alpträume und hat im Schlaf seine Lampe umgeworfen. Ein großer Teil des Tischs, das Tischtuch darauf und der Teppich darunter sind verbrannt, und der Fußboden war versengt, bevor ich Rauch gerochen und die Flammen erstickt habe.«
    »Er ist bei brennendem Licht eingeschlafen?«
    »Ist das gesetzlich verboten?«
    Rutledge selbst hatte in den ersten Wochen nach seiner Heimkehr aus der Klinik nachts die Lampe brennen lassen, ein vergeblicher Versuch, die Alpträume fernzuhalten. Bevor er nach Warwickshire aufgebrochen war, hatte er mehr Nächte schlafend auf einem Stuhl als in seinem Bett verbracht.
    »Natürlich ist es nicht verboten. Ich kann dieses Bedürfnis sogar gut verstehen.«
    »Ich wüsste nicht, warum Sie das verstehen könnten«, sagte Baylor. Sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet. »Es sei denn, Sie waren im Krieg.«

    »Ich war an der Somme«, sagte Rutledge schlicht und einfach.
    Baylor zog die Tür hinter sich zu und blieb mit Rutledge draußen stehen. »Es war hart, mit diesen Schreien umzugehen. Ich schlafe selbst nicht besonders viel. Wenn er wach ist, ist es auszuhalten. Er war in London, bei den Ärzten. Sie konnten ihm nicht helfen. Manchmal sage ich mir, es wäre besser für ihn gewesen, wenn er gestorben wäre.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Ich weiß selbst nicht, ob es mein Ernst ist oder nicht. Joel war schon immer eine Last.« Er blickte über die Felder hinaus. »Mir liegt dieses Land im Blut, aber ihm nicht. Er ist nicht hier geboren, er empfindet nicht dasselbe. Vielleicht muss es einem anerzogen werden. Bei Robbie war das der Fall. Er hat mich an meinen Großvater erinnert, der ganz von selbst wusste, was Tiere brauchen. Sogar streunende Katzen sind zu ihm

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