Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
Vom Netzwerk:
Zeiten erinnern, als ein Polizist unter dem Dach die Kundschaft vertrieben hat. Man hat mich miserabel bedient und mir eine enge kleine Kammer nach hinten heraus unter den Dachtraufen angeboten, in der Hoffnung, dass ich dann schneller wieder abreisen würde.«
    Er glaubte, selbst das würde ihm Keating nicht anbieten. Der Gastwirt stand in einer unbeugsamen Haltung da, obwohl sein freundlicher Gesichtsausdruck völlig unverändert blieb. Es gab nichts mehr zu sagen, es sei denn, er hätte den Mann als Lügner bezeichnet.
    Rutledge machte auf dem Absatz kehrt und ging.
    Er fand Hensleys kleines Häuschen, eingezwängt zwischen einer Bäckerei und einem Gemüsehändler. Die Tür war unverschlossen und bei seinem Eintreten schlug ihm Kälte entgegen, weil schon seit einigen Tagen nicht mehr geheizt worden war. Die Kälte schien in der Luft zu hängen und wurde durch die Dunkelheit in dem winzigen Flur noch verstärkt.
    Er holte seine Taschenlampe aus dem Wagen, ging wieder ins Haus und suchte eine Lampe. Der helle Lichtschein zerstreute das Gefühl von Leere, doch erst, als er im Wohnzimmer, das als Büro diente, ein Feuer angezündet und eine Weile gewartet hatte, legte er Mantel und Hut ab.
    Das Wohnzimmer war quadratisch und hatte nur zur Straße hin Fenster. Es wurde von einem Schreibtisch eingenommen, der dem Kamin gegenüberstand und mit Papieren bedeckt war. Rutledge ließ sich Zeit, um sie anzusehen, fand aber nichts Interessantes. Benachrichtigungen aus Northampton, ein Brief,
der eine Anfrage nach einem Mr. Sandridge enthielt, und ein Dienstbuch, das bis zu dem Tage, als auf Hensley geschossen wurde, peinlich genau geführt worden war.
    Im hinteren Teil des Hauses befanden sich ein weiteres kleines Wohnzimmer, das privat genutzt wurde, und eine Küche mit leerer Speisekammer. Oben gab es ein Schlafzimmer mit bezogenem Bett, doch das Bettzeug war feucht und zerknittert.
    »Das kommt nicht infrage«, sagte Hamish zu Rutledge. »Hier ist es zu ungemütlich.«
    Rutledge zog seine Taschenuhr heraus und warf einen Blick darauf. In einer Dreiviertelstunde würde im Oaks das Abendessen serviert werden, und der Gedanke an eine warme Mahlzeit und ein Bett lockte ihn. Keating sollte der Teufel holen.
    Von dem Flur am unteren Ende der Treppe drang eine Stimme hinauf. »Halloooo!«
    Er ging ans obere Treppenende und rief hinunter: »Ich bin Inspector Rutledge. Worum geht es?«
    »Tja, ich dachte mir schon, dass es nicht Bart Hensley sein kann.« Die Frau trat in den Schein seiner Taschenlampe, als er ihn die Treppe hinunter richtete. »Was haben Sie hier zu suchen? Er ist doch nicht etwa gestorben?«
    »Nein.« Jetzt konnte er sie sehen, eine große, schlanke Frau, die eine Strickmütze und einen grauen Mantel mit schwarzem Kragen trug. »Ich bin hier, um zu untersuchen, was ihm zugestoßen ist.«
    »In dem Fall ist das Abendessen um acht Uhr fertig. Ich koche sonst für ihn. Die Abmachung besteht schon seit 1915, als er hierhergekommen ist. Sie können Ihre Mahlzeiten ebenso gut auch in meinem Haus einnehmen. Dudlington bietet nicht gerade viele Möglichkeiten. Ich bin Ihre Nachbarin zwei Häuser weiter, auf der anderen Seite der Bäckerei. Ach, und noch etwas. Ihren Wagen können Sie neben dem Haus abstellen. Dort ist er nicht im Weg.« Mit diesen Worten ging sie und schloss die Tür energisch hinter sich.

    Rutledge fand sich um Punkt acht vor ihrem Haus auf der anderen Seite der Bäckerei ein. Die Frau öffnete ihm die Tür und bat ihn herein. »Ich heiße Barbara Melford. Ich bin Witwe, ich lebe allein, und ich werde für jede Mahlzeit bezahlt. Dort ist das Esszimmer.«
    Ihr Haus war größer als das Haus des Constable. Es war gut eingerichtet und im Esszimmer, wo der Tisch für eine Person gedeckt war, brannte ein Feuer.
    »Sie nehmen Ihre Mahlzeiten nicht gemeinsam mit Hensley ein?«, fragte Rutledge.
    »Ich werde dafür bezahlt, ihm das Essen zu kochen, und nicht dafür, ihm Gesellschaft zu leisten. Wie ich bereits sagte, bin ich Witwe. Und ich habe nicht die Absicht, mich wieder zu verheiraten, und mit Constable Hensley schon gar nicht.«
    Im Lampenlicht konnte er sie jetzt deutlich sehen: eine elegant gekleidete Frau in ihren Dreißigern, die versuchte, ihre Besorgnis hinter einem unterkühlten Auftreten zu verbergen. Sie hatte sich für ihn, nicht für Constable Hensley, fein gemacht.
    Hamish, dem sie auf Anhieb unsympathisch war, sagte: »Warum hat sie dich zum Abendessen eingeladen?«
    Um Informationen aus

Weitere Kostenlose Bücher