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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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sind spärlich, und es ist schwer zu beurteilen, ob es daran liegt, dass es im Dorf relativ ruhig zugeht, oder ob er mit seinen Schreibarbeiten nicht nachgekommen ist.«
    »Wir hatten genug Ärger hier, das will ich nicht bestreiten. Andererseits machen sich die Leute oft nicht die Mühe, ihre Türen abzuschließen. Der Mensch ist nun mal so, wie er ist, was in anderen Worten bedeutet, man weiß nicht, wozu er in der Lage ist, solange er nicht unter Druck steht. Trotzdem kommen Verbrechen, wie man sie in London findet, bei uns selten vor. Brandstiftung, Vergewaltigung, Einbruch, Diebstahl. Das heißt nicht, dass wir bessere Menschen sind als die Londoner, nur, dass wir einander sehr gut kennen, und der Mann, der mein Pferd stiehlt, kann nicht einfach die Church Street hinunterreiten, ohne dass die Hälfte aller Einwohner es auf der Stelle wiedererkennt.« Er lächelte. »Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Sowie Sie einen Fuß in unsere Ortschaft setzen, weiß
ganz Dudlington, was Sie hierherführt. Klatsch ist unser liebster Zeitvertreib. Und wenn Sie herausfinden wollen, was gemunkelt wird, werden Sie keinen Schritt weiterkommen als Sergeant Hensley.« Das Lächeln wurde strahlender. »Es würde mich nicht wundern, wenn meine Patienten heute Nachmittag in Scharen zu mir strömen, alle mit geringfügigen Beschwerden. Und jeder Einzelne von ihnen wird von mir erwarten, dass ich ihm berichte, was ich von diesem Mann aus London halte.«
    »Und was wird darüber geredet, dass jemand Hensley mit Pfeil und Bogen beinah umgebracht hat?«
    Das Lächeln schwand. »Ah. Was das betrifft, hat mich keiner eingeweiht. Ich wünschte, ich wäre besser informiert.«
    »Dann erzählen Sie mir etwas über Frith’s Wood, wo Hensley gefunden wurde.«
    »Das ist kein Ort, den die Leute aufsuchen.« Middleton seufzte. »Ein paar typische Beispiele: Niemand hat dort je Feuerholz geholt, an einem stillen Sommerabend geht keiner dort spazieren, und die Leute machen sogar Umwege, um zu vermeiden, dass der Schatten des Wäldchens auf sie fällt. Meine verstorbene Frau hat mir erzählt, dass sie als Kind nie dort gespielt hätte, und das will etwas heißen. Es gibt eine alte Legende über ein Massaker, das dort in finsterer Vorzeit stattgefunden haben soll, und solche abergläubischen Vorstellungen neigen dazu, sich mit der Zeit zu verstärken. Demzufolge wird das Wäldchen gemieden.«
    »Sind Sie selbst jemals dort umhergelaufen?«
    »Nie. Mit einer einzigen Ausnahme, vor etwa drei Jahren. Nicht, weil ich abergläubisch bin, sondern weil die Leute sich aufregen würden. Weshalb sollte ich mich darauf einlassen?«
    »Erzählen Sie mir etwas darüber, wie Hensley gefunden wurde.«
    »Es war kurz vor dem Nachmittagstee. Ich saß im Wohnzimmer in meinem Sessel und habe gerade ein Nickerchen gehalten, als Ted Baylor an meine Tür klopfte. Sein Hund hatte etwas
gehört, was aus der Richtung des Wäldchens kam, und angefangen zu bellen. Baylor war nicht geneigt, der Sache nachzugehen, aber nachdem er sein Vieh versorgt hatte, beschloss er, er sollte besser vor Anbruch der Dunkelheit herausfinden, warum sich der Hund so wüst gebärdete. Als Baylor ihn aus dem Hof ließ, ist der Hund schnurstracks ins Wäldchen gelaufen, darin verschwunden und hat wieder gebellt. Baylor konnte sich nicht recht entscheiden, was er tun sollte, aber schließlich ist er hinter dem Hund hergelaufen, und da lag Hensley kalt wie ein Fisch auf dem Boden. Ted glaubte, er sei tot, und hat mir das berichtet. Aber es lag nur an dem Schock und den niedrigen Temperaturen. Sowie ich ihn hierhergeschafft und dafür gesorgt hatte, dass ihm wärmer wurde, ist es mir gelungen, ihn wieder zu sich zu bringen.«
    »Und Sie haben den Schaft des Pfeils abgebrochen?«
    »Mir blieb gar nichts anderes übrig. Ich konnte ihn ja nicht einfach in seinem Rücken stecken lassen. Ich habe Ted Baylor und Bob Johnson gebeten, den Schaft festzuhalten, während ich ihn mit meinem Messer durchgeschnitten habe. Ich dachte, die Spitze käme heraus, ohne weiteren Schaden anzurichten, aber sie hatte sich zwischen den Rippen verkeilt und für einen grö ßeren Eingriff stehen mir hier nicht die nötigen Vorrichtungen zur Verfügung.«
    »Haben Sie den Schaft noch?«
    Middleton deutete auf einen Korb, der auf einem Tisch unter dem Fenster stand. »Da ist er drin. Er hat nichts Auffälliges an sich. Ein Pfeil wie jeder andere, mit blauen und gelben Federn versehen.«
    Rutledge ging hin, um ihn sich

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