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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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ließ Rutledge schaudern.
    Wahrscheinlich würde es sich machen lassen, das Graben als solches. Aber es wären Schrammen auf dem Boden zurückgeblieben, die für alle Welt sichtbar waren. Das heißt, wenn die Welt sich die Mühe machte, herzukommen und sich hier genauer umzuschauen.
    Rutledge begab sich tiefer zwischen die Bäume und ließ sich Zeit. Je weiter er eindrang, desto schwächer wurde das Licht, als sei es aus dem Innersten des Wäldchens herausgesogen worden.
Dazu kam noch, dass man sowohl hinter als auch vor sich kaum etwas erkennen konnte, und das allein genügte schon, um einem Mann das Gefühl zu geben …
    Er blieb abrupt stehen und lauschte.
    Aber niemand bewegte sich hinter ihm, obwohl er geschworen hätte, dass er aus dieser Richtung Schritte gehört hatte.
    Wer wäre kühn genug, um ihm in dieses Wäldchen zu folgen?
    Hamish sagte: »Ich könnte nicht behaupten, dass es mir hier behagt. Wir sollten zusehen, dass wir verschwinden.«
    Aber Rutledge setzte seinen Weg fort und hoffte, am anderen Ende des Wäldchens herauszukommen.
    Stattdessen war er im Kreis gelaufen und kam auf der Seite wieder heraus, von der aus er Frith’s Wood betreten hatte.
    So schlecht ist mein Orientierungsvermögen doch sonst nicht , sagte er sich. Dennoch hätte er bei dem Versuch, kleinen Dickichten und Baumstämmen auszuweichen, die zu dicht zusammengewachsen waren, ohne Weiteres von der eingeschlagenen Richtung abkommen können.
    Er blieb wieder stehen, um zu lauschen, doch die Schritte, die er zu hören geglaubt hatte, waren verstummt. In gewisser Weise war das noch gruseliger als das Wissen, dass sie nach wie vor hinter ihm waren.
    Zehn Männer und ein ganzer Tag wären erforderlich, um das ganze Wäldchen so sorgfältig abzusuchen, wie er es auf seiner Runde getan hatte, und er war keineswegs sicher, dass er in Dudlington zehn Männer finden würde, die dazu bereit waren.
    Frith’s Wood eignete sich ganz ausgezeichnet für einen Hinterhalt.
     
    Auf dem Rückweg zu Hensleys Haus sah Rutledge einen gebeugten Mann in dem kleinen Garten hantieren, der zum Pfarrhaus gehören musste, da er sich fast auf dem eingefriedeten Bezirk um die Kirche herum befand. Er schlug die Richtung ein und stützte sich auf das niedrige Mäuerchen, das den Friedhof
vom Grundstück des Pfarrhauses trennte, als er rief: »Ich bin Inspector Rutledge von Scotland Yard. Darf ich reinkommen und mich mit Ihnen unterhalten?«
    Der Mann blickte auf und winkte. »Kommen Sie ans Tor - dort drüben ist es.«
    Rutledge kam dieser Aufforderung nach und fand einen Weg seitlich um das Haus herum zu dem Mann, der ihn, auf seine Mistgabel gestützt, erwartete.
    »Ich bin Frederick Towson, der Pfarrer von St. Luke«, sagte er und zog einen seiner Gartenhandschuhe aus, um ihm die Hand zu reichen. »Oder hat man Ihnen das schon berichtet?«
    »Nein. Ich habe bisher erst mit einer Handvoll Leuten gesprochen.«
    »Ich habe Sie auf das Wäldchen zugehen sehen. Sie suchen sicher Hinweise? Kommen Sie rein und lassen Sie uns eine Tasse Tee trinken, um unsere Knochen aufzuwärmen.« Towson lächelte. »Vielleicht sind Sie nicht ganz so sehr durchgefroren wie ich, aber diese Kälte ist nicht wählerisch, sie verschont keinen.«
    Rutledge folgte ihm in das hohe, schmale Steinhaus, das gewiss für einen Einzelnen viel zu groß war, um es selbst sauber zu halten. Es musste eine Frau geben, die zum Putzen ins Haus kam. Er nahm sich vor herauszufinden, wer das war.
    »Ich versuche, täglich ein Weilchen im Garten zu arbeiten, damit ich nicht aus der Übung komme, aber in Wahrheit sieht es so aus, dass ich keinen grünen Daumen habe. Wenn hier überhaupt etwas wächst, dann habe ich das nur der Güte meiner Nachbarn zu verdanken. Sie kommen, um mir Ratschläge zu erteilen, und ich höre auf sie.« Er öffnete die Küchentür und zog seine schlammigen Stiefel aus, bevor er eintrat. Rutledge blieb lange genug stehen, um den eisernen Fußabstreifer in Form einer schlafenden Katze zu benutzen, der vor der Tür lag.
    Die Küche war ein warmer, gemütlicher Raum, der in einem freundlichen Blauton gestrichen war. Das Mobiliar war alt, aber
frisch poliert, und an den Fenstern hingen blau-weiß gemusterte Gardinen, die zu dem Tischtuch passten.
    »Setzen Sie sich. Ich stelle nur schnell den Kessel auf.«
    Rutledge versuchte, das Alter des Mannes zu schätzen, und beschloss, er sei vielleicht sechzig, obwohl seine Hände voller Knoten und vom Rheumatismus verkrüppelt waren. Diese

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