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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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zu haben. Hensley hatte mit dem Fall zu tun?«
    »Möglicherweise wäre es treffender zu sagen, er sei in den Fall verwickelt gewesen. Es wurde gemunkelt, Hensley hätte Bestechungsgelder dafür kassiert, dass er weggeschaut hat. Bestechungsgelder,
die er mit seinem Vorgesetzten hätte teilen sollen. Aber derartige Anschuldigungen hat er hartnäckig bestritten und zum Lohn dafür hat man ihn nach Dudlington versetzt, in ein ruhiges Provinznest. Markham, der frühere Constable, war gerade in den Ruhestand gegangen und zu seiner Tochter nach Sussex gezogen.«
    Und Hensleys Vorgesetzter zu der Zeit war der damalige Chief Inspector Bowles.
    Hamish erinnerte Rutledge an Hensleys Worte bei seinem Besuch im Krankenhaus.
    »Hat der alte Bowles Sie geschickt?«
    Und Bowles hatte der Angriff auf Hensley in rasende Wut versetzt.
    Es wäre nicht ratsam, die Aufmerksamkeit der Polizei oder der Presse wieder auf seinen Namen zu lenken, wenn sein Ausscheiden auch nur mit der Spur eines Skandals behaftet war.
    »Was ist aus der Akte über Emma Mason geworden?«
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß. Ein beträchtlicher Teil ist in meinem Büro, aber bei Weitem nicht alles. Mein Vorgänger in Letherington hat nicht gerade die zwanghafte Neigung verspürt, jede Einzelheit zu Papier zu bringen. Ich hätte gedacht, dass Hensley Unterlagen über die Verhöre aufbewahrt, die er selbst durchgeführt hat.«
    Cain erhob sich steif. »Über die streng gehüteten Geheimnisse von Dudlington weiß ich auch nicht viel mehr als Sie. Ich habe mich auf Hensleys Erfahrung verlassen, wenn es hier Probleme gab. In Fairfield habe ich einen guten Constable und in Letherington jetzt einen noch besseren Sergeant, die mir zur Seite stehen. Ich werde jede Hilfestellung, die Sie mir geben können, zu würdigen wissen. Kommen Sie in fünf Jahren wieder, und wenn ich dann noch hier bin - Gott behüte! -, werde ich mein Revier so gut kennen wie meine Westentasche.«

    »Wo ist Ihre Kutsche?«, fragte Rutledge, als sie in der Tür standen. »Als ich ins Haus gekommen bin, habe ich sie nicht gesehen.«
    Cain grinste. »Mein Constable ist im Oaks. Für Klatsch hat er eine gute Nase. Ich verlasse mich darauf, dass er mir berichtet, was in den dunklen Ecken der Bar gemunkelt wird.«
    Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung und schonte sein linkes Bein, als er durch den Regen zur Holly Street lief.
    Rutledge sah ihm nach, bis er nicht mehr in Sicht war, und stieg dann die Stufen zum Schlafzimmer hinauf.
    Die Patronenhülse war noch da, wo Rutledge sie zurückgelassen hatte.
     
    Rutledge legte Wert darauf, das Haus aufzusuchen, das Grace Letteridge gehörte.
    Es war eines der wenigen Gebäude im Dorf, die sich eines Reetdachs rühmen konnten. Reet hatte Rutledge immer an eine Frau erinnert, die einen fantastischen Hut trug und sich deshalb ein wenig gehemmt fühlte. Im Falle dieses speziellen Hauses war der Vergleich besonders treffend. Es war weiter von der Straße zurückversetzt als die Nachbarhäuser und zeichnete sich durch die Eleganz der Steinmetzarbeit aus. Jemand hatte vor dem Haus eine niedrige Mauer gebaut und damit eine Art Vorgarten geschaffen, auf dessen braunem Gras Rosen standen, die für den Winter zurückgeschnitten und aufgehäufelt worden waren wie winzige Grabhügel.
    Er zog den Kopf unter dem niedrigen Reetdach ein, das über die Veranda ragte, und klopfte an die Tür.
    Sie wurde von einer Frau geöffnet, die Ende zwanzig war. Ihr Haar hatte die Farbe von stumpfem Gold und aus einem sehr unscheinbaren Gesicht sahen ihn auffallend reizvolle bernsteinfarbene Augen an.
    »Miss Letteridge?«
    »Und Sie sind der Mann aus London. Wie geht es Constable
Hensley?« Bei dieser Frage schwang ein höhnischer Tonfall in ihrer Stimme mit.
    »Es steht zu erwarten, dass er den Anschlag überlebt«, antwortete Rutledge und wartete auf eine Reaktion.
    Miss Letteridge führte ihn in das kleine Wohnzimmer, ehe sie antwortete. »Es tut mir leid, das zu hören. Ich mochte ihn nie, und ich denke gar nicht daran, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
    »Das ist eine ziemlich hartherzige Bemerkung.«
    »Setzen Sie sich. Ich werde Ihnen keinen Tee anbieten, weil ich mir selbst nichts daraus mache und daher keinen im Haus habe. Allerdings hätte ich einen Sherry …« Ihre Worte verklangen, was darauf hinzuweisen schien, dass sie ihm auch den Sherry lieber nicht angeboten hätte.
    »Was haben Sie gegen Constable Hensley?«, fragte er ohne Umschweife. Das

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