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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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beobachtete, blieb die Tür geschlossen.
    Hamish sagte leise: »Es gibt auch noch die Küchentür.«
    »Ich lasse mich nicht von den Nachbarn dabei erwischen, dass ich mich um diese Uhrzeit im Garten hinter dem Haus einer alleinstehenden Frau herumtreibe. Und wenn er tatsächlich durch die Hintertür hinausgeschlüpft ist, dann hat er längst einen großen Vorsprung.«
    Er wartete weitere zehn Minuten, bevor er leise aus dem Haus ging und die Straße überquerte.
    So lautlos wie möglich drehte er den Türknopf und drückte leicht dagegen.
    Die Tür ließ sich ohne Weiteres öffnen und dahinter lag die dunkle menschenleere Eingangshalle.
     
    Am nächsten Morgen überquerte er in aller Frühe die Straße und klopfte leise an Mrs. Ellisons Tür. Dann klopfte er kräftiger an.
    Nach mehreren Minuten öffnete sie ihm. Sie war vollständig angekleidet, und ihr Haar war gebürstet und tadellos frisiert.
    »Ich dachte, ich hätte jemanden an der Tür gehört.« Sie wirkte schroff und abweisend.

    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er, ohne den kühlen Empfang zu beachten. »Als ich letzte Nacht zurückgekommen bin, habe ich in Ihrem Haus Licht brennen sehen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles seine Ordnung hatte.«
    »Danke.« Sie wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.
    »Sie wissen doch sicher, dass der Pfarrer gestern einen schweren Sturz hatte.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Nein. Davon habe ich bisher noch nichts gehört.«
    »Er hat Glück gehabt. Er hat sich nur den Arm gebrochen«, berichtete er ihr und beobachtete dabei ihr Gesicht. »Er hätte sich ebenso gut das Kreuz brechen können.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    Ihr Widerwille, auf jemanden oder etwas angewiesen zu sein, war offenkundig.
    Er unternahm noch einen Versuch. »Schließen Sie Ihre Tür nachts ab?«
    »Ich brauche sie nicht abzuschließen. Zum Glück lebe ich genau gegenüber von der Polizei. Einen schönen Tag noch, Inspector.«
    Und diesmal gelang es ihr, ihm die Tür vor der Nase zuzumachen.
     
    Nach dem Frühstück machte er sich auf den Weg zu Dr. Middleton, um sich zu erkundigen, wie es dem Pfarrer ging. Middleton saß selbst noch beim Frühstück, und der Geruch nach verbranntem Toast hing schwer in der Luft.
    »Er ist sehr aufgebracht und regt sich über seine eigene Dummheit auf. Setzen Sie sich, es ist noch Tee in der Kanne.«
    »Nein danke. Was hat ihn überhaupt erst auf den Dachboden geführt?«
    »Er hat etwas von Handschuhen gesagt - allzu klar hat er sich nicht ausgedrückt, aber Hillary hat wollene Handschuhe gefunden, die er anscheinend selbst gewaschen und zum Trocknen
aufgehängt hat. Er muss die Geduld verloren und sich auf die Suche nach einem zweiten Paar gemacht haben.« Middleton griff nach dem Marmeladentopf und strich ein wenig von dem Inhalt auf eine Scheibe Toast. »Ich habe ihm gesagt, wenn er so weitermacht, wird er demnächst so schrullig wie Mary Ellison, und das fand er gar nicht komisch.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, Handschuhe auf dem Treppenabsatz gesehen zu haben.«
    »Ich auch nicht. Ich habe ihn gefragt, was daraus geworden sei, und er meinte, er sei wohl von seinem ursprünglichen Vorhaben abgelenkt worden. Aber er kann sich nicht erinnern, was ihn abgelenkt hat. Er vermutet, der Teekessel könnte gepfiffen haben, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass er von dort oben den Kessel in der Küche pfeifen hört. Er neigt dazu, die Dinge logisch zu betrachten, und diese Ungereimtheiten machen ihm enorm zu schaffen.«
    »Sind Sie sicher, dass er klar im Kopf war, als er gesagt hat, jemand hätte ihn gerufen?«
    »Oh ja, daran besteht kein Zweifel. Bei meinem Eintreffen war er aufgeregt und in großer Sorge. Er wollte sich dafür entschuldigen, dass er mich von dem anderen Leidtragenden fortgeholt hat, oder Worte in diesem Sinne, und er wollte wissen, ob jetzt alles gut sei. Ich habe ihn gefragt, wovon er redet, und er hat gesagt, ich hätte ihn zu mir bestellt. Ich hatte aber nichts dergleichen getan, und daher habe ich ihn ausgefragt - ich war besorgt wegen der Beule auf seinem Kopf und wollte unbedingt herausfinden, ob er eine Gehirnerschütterung hat. Ich habe ihn gefragt, wer ihm das ausgerichtet hat und wohin er kommen sollte. Er hat gesagt, den Boten hätte er nicht gesehen. Und wo er gebraucht wurde, sollte ich schließlich besser wissen als er. Ich habe ihm gesagt, das sei kein Grund zur Aufregung und er solle nicht mehr daran denken, und ich habe ihm

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