Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
Vom Netzwerk:
Gasthaus, in dem sie am Tag zuvor in Colchester abgestiegen waren. Als sie endlich aufgegessen hatten, gingen sie nach oben, um zu packen, und Rutledge folgte Keating durch die Tür in die Küche.
    Keating hatte das Frühstück selbst zubereitet. Hillary Timmons wachte noch beim Pfarrer, und Keating hatte sich in der Küche als kompetent erwiesen. Die Pfannen und das Geschirr, das sich auf der Arbeitsplatte türmte, und die Spritzer auf dem Herd zeugten von Hast, doch das, was an Toast, pochierten Eiern, gebratenem Speck und Würstchen noch übrig war, machte den Eindruck, als sei es ordentlich zubereitet. Keating nahm seine Schürze ab und wandte sich zu Rutledge um.
    »Ich muss mich um sie kümmern, wenn sie runterkommen, um ihre Rechnung zu bezahlen. Was wollen Sie?«
    »Wie lange kennen Sie Constable Hensley schon?«, fragte Rutledge schroff.
    »Seit er vor drei Jahren hierhergekommen ist. Warum?«
    »Es besteht Grund zu der Annahme, dass Sie ihn bereits in London kannten.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Jemand anders hat es angedeutet.«

    »Dann irrt sich dieser Jemand.«
    »Gestern Vormittag stand vor dem Gasthaus ein Wagen. Er ist von hier aus auf der Hauptstraße nach Norden gefahren. Wer war der Fahrer?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ein Mann ist reingekommen, um nach dem Weg zu fragen, und gleich wieder gegangen. Ich hatte ihn vorher noch nie gesehen, und ich rechne auch nicht damit, ihn jemals wiederzusehen.«
    »Wohin wollte er?«
    »Nach Stamford. Er hat sich erkundigt, ob er auf der richtigen Straße sei. Ich habe ihm gesagt, da käme er von hier aus hin, aber es sei einfacher zu finden, wenn er in Letherington abbiegt und den direkten Weg nimmt.«
    Keating hatte Rutledge in die Augen gesehen, während er mit ihm sprach, und Rutledge hatte keine Möglichkeit, seine Antwort infrage zu stellen. Noch nicht.
    Und Hamish gebärdete sich wüst in seinem Hinterkopf.
    »Du hast deine Fantasie mit dir durchgehen lassen.«
    Ihm fiel wieder ein, wie sicher er, direkt bevor der Wagen losfuhr, gewesen war, dass jemand an einem der Fenster im Obergeschoss gestanden und ihn beobachtet hatte. Aber diese Gewissheit hatte mit der Zeit nachgelassen. Und er war plötzlich wütend auf sich selbst.
    Die Patronenhülsen hatten ihm also doch zugesetzt.
    Nachdem Keating das Gepäck seiner Gäste zu ihrem Automobil getragen und sich von ihnen verabschiedet hatte, kam er wieder in die Küche, wo Rutledge immer noch neben der Arbeitsplatte stand, auf der sich das Geschirr türmte. »Sie sind noch nicht zufrieden, stimmt’s?«, fragte er. »Sehen Sie mal, ich bin für mich geblieben, seit ich hierhergekommen bin. Ich habe nichts mit den Leuten aus Dudlington zu tun und die Leute haben nichts mit mir zu tun. So ist es mir lieber.«
    »Hillary Timmons arbeitet für Sie. Sie kommt aus dem Dorf.«

    »Richtig. Sie brauchte Arbeit, und ich habe sie ihr gegeben, unter der Bedingung, dass sich nichts, was hier geschieht, herumspricht. Und ich habe von Anfang an klargestellt, dass sie rausfliegt, wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass sie über mich oder meine Gäste geredet hat. Sie verdient gut. Es ist nicht anzunehmen, dass sie meinen Anweisungen zuwiderhandelt.«
    »Sie putzt auch beim Pfarrer, wenn sie hier frei hat. Und vielleicht putzt sie auch noch für andere.«
    »Sie hat einen Vater, der nicht arbeiten kann. Und sie hat noch drei jüngere Geschwister. Alle sind auf ihr Einkommen angewiesen.«
    »Für sie ist das wohl nicht gerade ein rosiges Leben.«
    »Ich bezahle sie anständig. Für alles andere bin ich nicht zuständig. Ich kann die Welt nicht retten.«
    »Nein. Warum legen Sie so großen Wert auf Ihre Privatsphäre? Dudlington ist ohnehin schon ein kleiner Ort. Sie könnten finanziell besser gestellt sein, wenn Sie versucht hätten, sich in die Dorfgemeinschaft einzufügen.«
    »Mir ist nicht daran gelegen, mich anzupassen. Oder besser zu verdienen. Ich bin mit meinem Leben, so wie es ist, zufrieden. Und es wäre mir lieb, wenn Sie sich aus meinem Leben heraushalten würden.«
     
    Auf dem Rückweg zu Hensleys Haus sagte Hamish: »Du hast immer noch keine Ahnung, wer auf den Constable geschossen hat. Du bist seit deiner Ankunft hier keinen Schritt weitergekommen. Du hast deine Zeit vergeudet.«
    Rutledge fluchte. Hamish hatte recht. Er hatte sich von seinen eigenen Sorgen gefangen nehmen lassen und sich viel zu sehr für Emma Masons Verschwinden interessiert, statt sich strikt mit dem Angriff auf Hensley zu

Weitere Kostenlose Bücher