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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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Himmel!«
    Rutledge beließ es vorläufig dabei und schwenkte stattdessen um. »Ich finde, es ist an der Zeit, dass Sie mir sagen, was Sie an dem Tag, an dem auf Sie geschossen wurde, in Frith’s Wood vorhatten.«
    »Gott ist mein Zeuge, ich bin nicht dorthin gegangen. Ich war auf dem Weg nach Letherington, und das ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann.« Die Worte kamen inzwischen mechanisch heraus.
    »Es ist wohl wahr, dass Sie auf dieser Straße unterwegs waren - ich habe Ihr Fahrrad da gefunden, wo Sie es abgestellt haben, hinter der Mauer am Rand der Weide.«
    »Ich habe mein Fahrrad nirgends abgestellt. Derjenige, der auf mich geschossen und mich in das Wäldchen gezerrt hat, muss es dorthin gebracht haben.«
    »Hensley, Sie können von Glück reden, dass Sie noch am Leben sind. Towson kann von Glück reden, dass er seinen Sturz überlebt hat. Wie viele Menschen werden sonst noch Schaden erleiden, damit Sie bestreiten können, dass Sie in Frith’s Wood waren? Ich habe es mir selbst angesehen. Von den Dachbodenfenstern der Pfarrei hat man den besten Ausblick auf das Wäldchen, es sei denn, man steigt auf den Kirchturm.«
    »Towson hat den Sturz überlebt?« Hensley schaltete schnell, und sein Verstand eilte ihm bereits in langen Sätzen voraus.
»Warum sind Sie dann hier? Warum fragen Sie ihn nicht, wer nach ihm gerufen hat?«
    »Wenn Sie nicht hier ans Bett gefesselt wären«, gab Rutledge barsch zurück, »hätte ich Sie verdächtigt.«
    »Mich?«
    »Nur von diesem Dachboden aus konnte jemand sehen, dass Sie sich aus eigenem Antrieb in das verfluchte Wäldchen begeben haben.«
    Hensley starrte ihn an und reckte stur sein Kinn in die Luft. »Wer das behauptet, lügt. Ich bin nie dorthin gegangen.«
    Rutledge schwenkte abrupt um und fragte: »Erzählen Sie mir etwas über den Brand in Barstows Bürogebäude in London.«
    Hensley hätte sich fast an seinem Tee verschluckt.
    »Wozu soll das denn gut sein? Sie können den alten Bowles fragen, ich hatte nichts mit Barstow zu tun.«
    »Es gibt jemanden, der eine ganz andere Geschichte erzählt. Sie sollen in der Nacht, in der es brannte, woanders hingeschaut haben.«
    »Wer das behauptet, ist ein Lügner!« Er fluchte und ereiferte sich derart, dass sein Tablett beinah umgekippt wäre. »Schwester!«, brüllte er.
    Aber sie hatte am anderen Ende der Station zu tun und drehte sich nicht einmal um.
    »Erzählen Sie mir, was aus Emma Mason geworden ist. Und warum Sie sie mit Ihrem Feldstecher beobachtet haben, wenn sie in ihrem Schlafzimmer war.«
    Seine Finger kneteten das Stück Brot in seiner Hand. »Das können Sie nicht beweisen«, warf er Rutledge aggressiv an den Kopf.
    »Zu dem Zeitpunkt war sie höchstens siebzehn Jahre alt.«
    »Sie war kein Unschuldslamm, das kann ich Ihnen versichern«, fauchte Hensley. Inzwischen funkelte er Rutledge wütend an. »Die Hälfte aller Dorfbewohner hält sie für eine Heilige. Die anderen machen den Mund nicht auf, weil Mrs. Ellison
das Sagen hat. Aber fragen Sie mal Constable Markham, der wird Ihnen erzählen, dass er selbst gesehen hat, wie sich die unschuldige Miss Emma mit Miss Letteridges Verlobtem hinter der Kirche im Gras gewälzt hat. Und damals war sie noch keine siebzehn.«
     
    Jetzt war es an Rutledge, Hensley fassungslos anzustarren.
    Hamish warf ein: »Er sagt die Wahrheit.«
    Es war ganz deutlich zu erkennen, dass Hamish recht hatte. Hensleys Augen loderten vor Wut, und die Worte, die er dem Mann aus London gehässig ins Gesicht geschleudert hatte, waren frei von jeder Beklommenheit. Das waren keine faulen Ausflüchte.
    »Es nutzt Ihnen nichts, ihren Charakter zu verunglimpfen.«
    »Verunglimpfen? Wohl kaum. Ich würde eher davon sprechen, ihren wahren Charakter zu enthüllen.«
    »War sie promiskuitiv?«
    »Sie wollte nichts von mir oder von sonst jemandem wissen. Aber es bestand kein Zweifel daran, dass Constable Markham recht hatte. Das hat auch erklärt, warum Miss Letteridge kurz darauf nach London gegangen ist.«
    »Und der Mann? Wer ist das?«
    »Das geht Sie nichts an. Außerdem liegt er hier auf dem Friedhof begraben. Deshalb ist Miss Letteridge zurückgekommen.«
     
    Auf der Straße, die aus Northampton heraus und nach Norden führte, sagte Hamish: »Ich kann nicht glauben, dass sie das Mädchen ermordet hat.«
    Rutledge, der gerade einem Milchwagen auswich und beschleunigte, um einen Laster zu überholen, sagte: »Grace Letteridge? Es gibt ihr zumindest ein Motiv.«
    »Warum hat sie sich das

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