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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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reinigte.
    »Morgen wird Ihnen alles wehtun«, warnte ihn der Arzt. »Ich wüsste zu gern, wer der Fahrer war. Den sollte man erschießen.«
    »Eine gute Frage. In meinem Gepäck in Hensleys Zimmer finden Sie ein frisches Hemd und eine andere Hose.« Rutledge sah kläglich die Erde an, die seinen Mantel verkrustete und einen seiner Schuhe vollständig überzog.
    Der Arzt schloss seine Arbeit ab. »Das sind jetzt schon drei«, sagte er gepresst. »Hensley. Towson. Sie. Ich wüsste gern, was hier vorgeht.«
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß.« Rutledges Wangenknochen hatte begonnen zu pochen. Er hob eine Hand, um ihn zu berühren, sah, dass die Hand schmutzig war, und ließ sie wieder sinken.
    »Wer ist die Dame, die sich mit Mrs. Melford in der Küche aufhält? Eine Freundin von ihr?«
    »Nein. Sie kommt aus London.« Er ließ die Muskeln in seinem Arm und in seiner Schulter spielen und beugte dann zweioder dreimal das Knie und streckte es wieder. Er würde so schnell nicht die Leiter im Kirchturm hochsteigen können.

    »Ich verstehe das nicht. War es ein Unfall? Man sollte meinen, dann hätte der Fahrer angehalten.«
    »Es war Absicht. Jemand ist in den Lastwagen gestiegen, der vor einem Haus in der Church Street stand.«
    »Das müssen die Lawrences sein«, sagte Middleton und bekräftigte seine Worte mit einem Nicken. »Die hatten den Holzwurm und ein großer Teil der Balken muss ersetzt werden. Ich bete jeden Abend, dass in meinem Haus keiner gefunden wird. Diese heimtückischen kleinen Viecher!« Er unterbrach sich. »Es ist mir unangenehm, Sie zu fragen, aber Sie glauben doch nicht etwa, dass es einer von den Lawrences war? Ich kann mir im Leben nicht vorstellen …«
    »Nein.« Rutledge beugte sich vor, um seinen Strumpf über den Knöchel zu ziehen, der rasend schnell anschwoll. In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, und die beiden Handwerker in ihren Overalls traten ein.
    »Sie haben den Lastwagen auf der Anhöhe abgestellt, dort, wo die Holly Street zum Oaks führt«, sagte der ältere von beiden. »Die Tür war offen, und keiner saß drin.«
    Rutledge sah Middletons Blick. Der Täter konnte sich wieder nach Dudlington geschlichen haben, oder er war längst über alle Berge.
    »Wer kommt jetzt für den Schaden auf?«, fragte der zweite Mann zornig. »Es wird eine ganze Stange kosten, das wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Geben Sie mir einen Voranschlag, und ich sehe, was sich machen lässt«, sagte Rutledge. »Haben Sie jemanden gesehen, der sich vor dem Haus der Lawrences herumgetrieben hat, als Sie vor einer halben Stunde Ihre Sachen weggeräumt haben?«
    »Die hatten ihren kleinen Hund im Schlafzimmer eingesperrt. Ein paar Minuten lang hat er wie verrückt gebellt. Wir dachten, vielleicht läuft draußen eine Katze vorbei. Ein unausstehlicher kleiner Köter. Es wird die Lawrences einiges kosten,
dass er uns ständig im Weg ist, das kann ich Ihnen sagen. Ein Jammer, dass er sich nicht in den Kerl verbissen hat, der den Lastwagen gestohlen hat.«
    »Ich bringe Ihnen morgen eine genaue Aufstellung der Schäden«, versprach sein Mitarbeiter Rutledge. »Wir sind ohnehin schon spät dran.« Er warf einen Blick auf Rutledges Verletzungen. »So ein ekelhafter Kerl, dieser Halunke. Was wollte er denn damit bezwecken?«
    Mit diesen Worten machte der Mann auf dem Absatz kehrt und scheuchte den anderen zur Tür hinaus.
    Rutledge hatte sein Hemd zugeknöpft und schob seinen Fuß behutsam in einen verschrammten und platt gedrückten Schuh.
    In dem Moment kam Mrs. Channing herein. »Mrs. Melford ist nach Hause gegangen, um Ihnen das Abendessen hierherzubringen. Sie meint, Sie sollten nicht gleich wieder durch die Gegend laufen. Ich sehe zu, dass ich ins Gasthaus komme. Wir können morgen weiterreden.«
    »Bleiben Sie …«, setzte er an.
    Aber sie schüttelte den Kopf. »Sie haben schon genug am Hals, Inspector.«
    »Sie sollten nicht im Dunkeln diese Straße hinauflaufen. Dort haben sie gerade den Lastwagen gefunden.«
    Grace Letteridge streckte den Kopf zur Tür herein und wirkte, als rechnete sie fast damit, weggeschickt zu werden. Ihr Zorn war verraucht, und sie wartete darauf, dass Rutledge ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie angeschrien habe«, sagte sie zerknirscht und sah dann von Rutledge zu Mrs. Channing. »Inzwischen habe ich begriffen, dass Sie dem Idioten gar nicht anders entkommen konnten. Was um Himmels willen hatte der überhaupt vor?«
    Er sparte

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