Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
Vom Netzwerk:
zu sammeln, und dann stand Grace Letteridge über ihm.
    »Sehen Sie nur, was Sie angerichtet haben!«, rief sie aus. »Meine Rosen …«
    »Der Lastwagen …«, sagte er.
    Aber sie war zu wütend, um ihm zuzuhören. »Das wäre nicht passiert, wenn Sie nicht hier wären und sich in alles einmischen würden! Es ist alles Ihre Schuld.«

    Die beiden Handwerker rannten polternd vorbei. Ihr Atem ging laut, und einer von ihnen fluchte und stieß immer wieder dieselbe Drohung aus, was er dem Dieb antun würde, wenn er ihn schnappte.
    Rutledge zog sich langsam auf die Füße. Er war fast genauso wütend wie Grace Letteridge. Er packte sie an den Schultern, schüttelte sie unsanft und sagte: »Halten Sie den Mund und hören Sie mir zu. Haben Sie gesehen, wer am Steuer saß?«
    Sie schwieg schockiert und sah ihn finster an. Endlich schienen seine Worte zu ihr vorzudringen, und sie gab zurück: »Nein, weshalb auch? Sehen Sie sich meine arme Mauer an - sehen Sie nur, was Sie meinen Rosen angetan haben.«
    »Die Mauer kann repariert werden, und die Rosen werden wahrscheinlich wieder festwachsen.« Er drehte sich zu den Gesichtern um, die ihn aus Fenstern und Türen anstarrten. »Hat einer von Ihnen die Person erkennen können, die am Steuer saß?«
    Köpfe wurden geschüttelt, die Frage wurde verneint, und ein Mann sagte: »Es war nicht genug Zeit.«
    Dr. Middleton kam durch das Gartentor geeilt und sah sich entgeistert den Schaden an. »Allmächtiger!«, sagte er und musterte Rutledge von Kopf bis Fuß. »Sind Sie noch ganz?«
    »Mit Mühe und Not.« Rutledge blickte auf den zerrissenen Stoff seiner Hose hinunter, und ihn beschlich die Ahnung, bei den dunklen Streifen auf seinem Bein könnte es sich um Blut aus einer Schnittwunde handeln.
    »Hören Sie, Grace, wir brauchen Ihr Haus, bis ich herausgefunden habe, was er sich gebrochen hat«, erklärte Middleton.
    »Ich will ihn nicht im Haus haben«, schrie sie. »Ich habe hier schon genug zu tun.«
    Eine Stimme rief von der Straße her: »Hierher, Doktor. Bringen Sie ihn hierher.«
    Als Rutledge sich umdrehte, konnte er Mrs. Channing neben Mrs. Melford vor Hensleys Haus stehen sehen.

    »Schaffen Sie es bis dorthin?«, fragte Middleton.
    »Keine Sorge, ich komme schon dort an.« Er wandte Grace Letteridge den Rücken zu und lief mit einem leichten Humpeln steif aus ihrem Garten hinaus und den beiden Frauen entgegen.
    Er konnte ihren Blick auf seinem Rücken spüren, ihre Wut, die immer noch greifbar war.

22.
    Sowohl Mrs. Channing als auch Mrs. Melford folgten ihm in Hensleys Büro, mit Dr. Middleton dicht auf ihren Fersen.
    Mrs. Channing verschwand im Haus, und Mrs. Melford zog einen Stuhl heran, damit Rutledge sich setzen konnte.
    Er ließ sich darauf fallen und war dankbar dafür, sich nicht noch länger auf den Füßen halten zu müssen.
    Jemand kam an die Tür, um Dr. Middleton den Schuh zu überreichen, den Rutledge vor der Gartenmauer verloren hatte. Er sah flüchtig ein unrasiertes Gesicht, das gleich wieder verschwunden war.
    Der Arzt zog den anderen Stuhl hinter dem Schreibtisch heraus und legte Rutledges Bein darauf.
    »Diese Hose wird nicht mehr zu flicken sein«, sagte er und suchte in seiner Tasche nach der Schere, um den Stoff aufzuschneiden und ihn von den Wunden zu ziehen.
    Dicht unter dem Oberschenkel hatte er einen blauen Flecken, der immer dunkler wurde, und seine Wade war mit Blut verschmiert, ein langer Schnitt, der sich von der Kniekehle bis zur Ferse zog. Middleton blickte auf, als Mrs. Channing eintrat.
    Sie sagte zu ihm: »Das Wasser ist schon aufgesetzt. Zum Glück war das Feuer nicht ausgegangen.«
    Sie sah sich Rutledges verletzten Knöchel an, der sich jetzt schon über einem blauen Flecken rötete, und sagte: »Sie haben wirklich gerade noch mal Glück gehabt.«

    »Mehr Glück als Verstand«, antwortete er mit einem beschämten Lächeln.
    Middleton richtete sich auf und zog Rutledges Gesicht zu sich. »Sie haben sich den Backenknochen aufgeschürft. Wo ist sonst noch was?«
    Mrs. Melford folgte Mrs. Channing in die Küche, als Rutledge sein Hemd aufknöpfte. Die Stöcke der Rosensträucher hatten ihre Spuren hinterlassen - auf seiner Schulter, quer über einen Arm, auf dem Bauch und auf einer Seite über den Rippen. Die Dornen hatten seine Hände aufgerissen. Dr. Middleton ging selbst das Wasser holen und kam zurück, um Rutledges Verletzungen zu säubern und antiseptisches Pulver darauf zu streuen, bevor er die klaffende Wunde auf seiner Wade

Weitere Kostenlose Bücher