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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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lächeln, als er sah, wie gründlich sie seinen Gang studierte.
    »Ja, sie hat einen Stock im Schirmständer stehen.«
    Das stimmte. Aber sie erwähnte den Stock mit keinem Wort und verschwand in der Küche, als er sich an den Tisch setzte.
    Als sie ihm den Tee brachte, sagte sie schließlich: »Mich schockiert immer noch, was ich gestern Abend gesehen habe. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich einschlafen konnte.«
    »Unfälle passieren hin und wieder«, sagte er zu ihr. »Der Fahrer muss das Gewicht eines Lastwagens unterschätzt haben.«
    »Inspector, sparen Sie sich die Mühe, den Vorfall zu beschönigen. Ganz Dudlington spricht darüber, wie knapp Sie davongekommen sind.« Sie sah ihn an, wie er da am Kopfende ihres Esstischs saß. »Das sind schon drei - Hensley, der Pfarrer und jetzt Sie. Was geht hier vor? Was für ein Ungeheuer beherbergen wir unter uns?«
    Hamish schnalzte mit der Zunge, als er vernahm, welche Wendung der Klatsch genommen hatte.
    »Ich glaube nicht …«, begann Rutledge.
    Aber sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich ohnehin schon gefragt, warum der Yard einen Inspector ins ferne Dudlington schickt, und das bloß, weil ein Constable verletzt worden ist. Ich habe nicht eingesehen, warum sich Northampton nicht damit befassen soll. Aber Sie wissen etwas, stimmt’s? Sie sind aus einem ganz anderen Grund hier - es gibt etwas, das Sie uns verheimlichen.
Ich kann Ihnen ebenso gut auch gleich sagen, was getuschelt wird.«
    Er strengte sich an, ihr auszureden, dass es eine Verschwörung gab, Dudlington die Wahrheit zu verschweigen, aber sie wollte nicht auf ihn hören und überzeugen ließ sie sich schon gar nicht. Sie sagte schlicht und einfach, sie hätte die Lügen satt, und ging.
    Rutledge versuchte die Niedergeschlagenheit abzuschütteln, die auf ihm lastete. Er aß sein Frühstück auf und trat in dem Moment auf die Straße, als die Postmeisterin aus Hensleys Haus kam.
    »Für Sie ist ein Brief gekommen, Inspector. Vom Yard. Ich hielt es für das Beste, ihn gleich herzubringen.«
    »Danke.«
    Sie lächelte ihn an, Berufstätige unter sich, die genau wussten, worauf es ankam, und eilte an ihren kleinen Schalter in einer Ecke der Bäckerei zurück.
    »Das wird den Klatsch erst richtig anheizen«, sagte Hamish. »Ein Brief aus London.«
    »Ja.«
    Der Brief kam von Sergeant Gibson.
    »Ich schreibe Ihnen diese Zeilen bei mir zu Hause«, begann der Brief. »Ich wage nicht, ein solches Schreiben im Yard herumliegen zu lassen.«
    Rutledge setzte sich in dem kleinen Büro an den Schreibtisch und überflog die beiden Seiten, die Gibson vollgekritzelt hatte, in der Hoffnung, auf etwas Interessantes zu stoßen.
    Wenn man das Wesentliche herausfilterte, schrieb Gibson, die Suche nach Beweismaterial, das gegen Hensley sprach, sei aussichtslos. Dann stand dort schwarz auf weiß:
     
    Die Akte ist unmissverständlich. Der Brand, die Schuld, die schließlich Mr. Barstows größtem Konkurrenten zugeschoben wird, und die Punkte, in denen der Mann angeklagt wird. Aber es
ist nie zur Verhandlung gekommen, diese Anklagen sind nie vor Gericht erhoben worden. Harold Edgertons Tod wurde auf eine Infektion zurückgeführt. Diese Infektion hat ihn das Leben gekostet, das ist schon wahr. Ich habe versucht, mich mit seiner Witwe in Verbindung zu setzen, aber es sieht so aus, als sei sie zu ihrer Familie nach Devon gezogen. Der Konkurrent, ein Mr. Worrels, ist Bankrott gegangen, nachdem der Klatsch den entsprechenden Schaden angerichtet hatte. Die Akte läuft derzeit unter »ungelöst«. Allerdings konnte ich den Namen des Mannes in Erfahrung bringen, von dem es heißt, er hätte das Gebäude in Brand gesteckt. Barstow hat es nicht selbst getan, verstehen Sie? Er hat einen gewissen J. Sandridge damit beauftragt, der nie geschnappt wurde. Er war früher bei Mr. Worrels angestellt und hat ihm eine ausgebliebene Beförderung verübelt.
     
    Rutledge unterbrach sich beim Lesen.
    Sandridge. Wo hatte er diesen Namen schon gehört?
    Hamish sagte: »Hier wohnt keiner, der so heißt.«
    Aber Rutledge hatte ein gutes Namensgedächtnis. Das hatte ihm im Krieg gute Dienste erwiesen.
    Er stand auf und kramte in der Kiste mit Hensleys Akten herum.
    Sandridge - jemand hatte einen Brief geschrieben, um sich nach ihm zu erkundigen. Die Anfrage kam von einer Miss Gregory, die wissen wollte, ob man hier eine andere Adresse von ihm hatte.
    Zufall? Oder bestand eine Verbindung?
    Dudlington war zu klein für so viele Zufälle.
    Rutledge

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