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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Die tritt sich sonst überall hin.«
    Sie gingen ein Stück zurück, und Harper begab sich zu einem Spind, holte Plastiküberzieher heraus und verteilte sie. Reacher streifte seine über, trat dann wieder vor und betrachtete die Farbe. Wie ein langsamer, träger Ebbstrom quoll sie aus dem Reißverschluss.
    »Holen Sie den Film«, sagte Stavely.
    Der Techniker verschwand wieder im Röntgenraum und kehrte mit den großen, viereckigen Schwarzweißaufnahmen von Alison Lamarrs Leichnam zurück. Er reichte sie Stavely, der sie kurz durchblätterte und unter die Deckenbeleuchtung hielt.
    »Sofort entwickelt«, stellte er fest. »Wie Polaroidbilder. Die Vorteile des technischen Fortschritts.«
    Er mischte sie wie ein Kartenspieler, suchte eine heraus und hielt sie hoch. Ging zu einem Leuchtkasten an der Wand, drückte auf einen Schalter und hielt die Aufnahme mit gespreizten Fingern ins Licht.
    »Schaut euch das an«, sagte er.
    Das Bild zeigte einen Ausschnitt vom Rumpf, von knapp unterhalb des Brustbeins bis unmittelbar über der Scham. Reacher sah die grauen Umrisse der Knochen – Rippen, Rückgrat und Becken, dazu einen Unterarm samt Hand, die schräg darüber lagen. Und noch etwas anderes, so scharf und hell, dass es weiß schimmerte. Ein metallischer Gegenstand, schmal und spitz zulaufend, etwa so lang wie die Hand.
    »Eine Art Werkzeug«, meinte Stavely.
    »So etwas hat man bei den anderen nicht gefunden«, bemerkte Poulton.
    »Doc, wir müssen uns das sofort ansehen«, sagte Blake. »Es ist wichtig.«
    Stavely schüttelte den Kopf. »Im Moment liegt das unter der Leiche. Wir kommen schon noch dazu, aber es wird eine Weile dauern.«
    »Wie lange?«
    »Je nachdem«, versetzte Stavely. »Das wird eine Riesenschweinerei werden.«
    Er klemmte die Fotos nacheinander an den Leuchtkasten und musterte sie.
    »Das Skelett ist relativ unversehrt«, sagte er. Er deutete auf die zweite Reihe. »Das linke Handgelenk war einmal gebrochen, ist aber wieder verheilt. Dürfte etwa zehn Jahre her sein.«
    »Sie hat viel Sport getrieben«, warf Reacher ein. »Hat uns ihre Schwester erzählt.«
    Stavely nickte. »Dann sehen wir uns doch mal das Schlüsselbein an.«
    Er ging nach links und betrachtete die erste Reihe. Auf den Bildern waren der Schädel, der Hals und die Schultern samt dem schimmernden Schlüsselbein zu sehen, das in flachem Bogen zum Brustbein führte.
    »Ein leichter Bruch«, erklärte Stavely und deutete darauf. »Genau, wie ich erwartet hatte. Ein Sportler mit einem gebrochenen Handgelenk hat sich normalerweise auch das Schlüsselbein gebrochen. Sie fallen vom Fahrrad, stürzen mit Inline-Skates oder was auch immer, versuchen sich mit dem Arm abzufangen und brechen sich stattdessen die Knochen.«
    »Aber keine frischen Verletzungen?«, fragte Blake.
    Stavely schüttelte den Kopf. »Die hier sind zehn Jahre alt, wenn nicht älter. Sie ist nicht an den Folgen eines Sturzes gestorben, falls Sie das meinen.«
    Er drückte auf den Schalter, worauf das Licht hinter den Röntgenbildern erlosch. Dann wandte er sich wieder dem Untersuchungstisch zu, knetete erneut seine Finger, bis man in der Stille die Knöchel knacken hörte.
    »Okay«, sagte er. »An die Arbeit.«
    Er zog einen der von der Decke hängenden Schläuche herunter und drehte einen kleinen, vorn angebrachten Hahn auf. Ein leises Zischen ertönte, und eine klare, zähflüssige Chemikalie, die scharf und durchdringend roch, strömte heraus.
    »Aceton«, ließ Stavely sie wissen. »Ich muss die verdammte Farbe entfernen.«
    Er spülte den Leichensack und den Stahltisch mit Aceton ab. Der Techniker schnappte sich eine Hand voll Papierhandtücher, wischte das Plastik ab und schob den zähen Brei zum Abflussloch. Der Chemikaliengestank war kaum zu ertragen.
    »Lüftung«, sagte Stavely.
    Der Techniker drehte jetzt einen hinter ihm angebrachten Schalter um, worauf die leise summenden Deckenventilatoren laut losröhrten. Stavely hielt die Düse näher an den Sack und spülte die letzten grünen Farbreste von der schwarzen Plastikhülle, hielt den Schlauch dann flach auf den Tisch, so dass die Flüssigkeit unter den Sack drang und in stetem Strom zum Abfluss rann.
    »Okay, Schere«, befahl er.
    Der Techniker nahm eine Schere von der Karre und schnitt die eine Ecke des Sacks auf. Grüne Farbe quoll heraus, mischte sich mit dem Aceton und wurde in den Abfluss gespült. Fünf Minuten dauerte es, bis der Sack leer war und in sich zusammensank. Nur das Röhren der

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