Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Major.«
Reacher lächelte.
»Tja, ich habe mich jedenfalls immer drum bemüht«, sagte er. »Soweit das für einen Major möglich ist. Wer ist dieser Freund Ihres Freundes?«
»Jemand, der Ihr Untergebener war, als Sie unter dem alten Leon Garber dienten. Er hat gesagt, Sie hätten Rückgrat bewiesen, und der alte Garber hätte immer große Stücke auf Sie gehalten.«
»Erinnern sich die Leute noch an Garber?«
»Erinnern sich die Fans der Yankees noch an Joe DiMaggio?«
»Ich bin mit Garbers Tochter befreundet«, meinte Reacher.
»Ich weiß«, sagte Leighton. »So was spricht sich rum. Da haben Sie Glück. Jodie Garber ist ein feines Mädchen, soweit ich mich erinnern kann.«
»Kennen Sie sie?«
Leighton nickte. »Ich bin ihr auf dem einen oder anderen Stützpunkt begegnet, als ich mich hochgedient habe.«
»Ich werde ihr von Ihnen erzählen.«
Dann verfiel er in Schweigen, dachte an Jodie und Leon. Er plante, das Haus zu verkaufen, das Leon ihm vererbt hatte, und Jodie machte sich deswegen Sorgen.
»Nehmen Sie Platz«, forderte Leighton sie auf. »Bitte.«
Vor dem Schreibtisch standen zwei mit Segeltuch bespannte Lehnstühle aus Metallrohr, genau der gleiche Typ, den die kleinen Kirchen am Straßenrand vor etwa einer Generation ausrangiert hatten.
»Womit kann ich Ihnen dienen?«, sagte Leighton, der die Frage an Reacher richtete, dabei aber Harper ansah.
»Sie erklärt es Ihnen«, erwiderte Reacher.
Sie berichtete ihm alles von Anfang an, fasste sich so kurz wie möglich. Es dauerte etwa sieben, acht Minuten. Leighton hörte aufmerksam zu, unterbrach sie hin und wieder.
»Ich weiß über die Frauen Bescheid«, sagte er. »Wir haben davon gehört.«
Zum Schluss kam sie auf Reachers Theorie zu sprechen, dass es sich bei dem Täter möglicherweise um jemanden handelte, der die Army bestahl und das vertuschen wollte, und erwähnte die Spur, die von Petrosians Jungs in New York zu einem gewissen Bob in New Jersey führte.
»Sein Name lautet Bob McGuire«, erklärte Leighton. »Sergeant bei der Feldzeugmeisterei. Aber er ist nicht euer Mann. Wir haben ihn vor zwei Monaten gefasst, und außerdem ist er zu blöd.«
»Das dachten wir uns schon«, meinte Harper. »Wir sind
der Ansicht, dass er uns vielleicht Namen nennen könnte, die uns möglicherweise zu jemandem führen, der eher in Frage kommt.«
»Einen größeren Fisch?«
Harper nickte. »Jemand, der so viel damit verdient, dass es sich für ihn lohnt, eventuelle Zeugen zu beseitigen.«
Leighton nickte ebenfalls.
»Theoretisch könnte es jemanden geben, der in Frage käme«, sagte er bedächtig.
»Können Sie uns einen Namen nennen?«
Leighton blickte sie an und schüttelte den Kopf, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich mit den Handballen die Augen. Wirkte mit einem Mal todmüde.
»Woran hapert’s?«, fragte Reacher.
Leighton schloss die Augen. »Seit wann sind Sie nicht mehr dabei?«, wollte er seinerseits wissen.
»Seit rund drei Jahren«, entgegnete Reacher.
Leighton gähnte, reckte sich und setzte sich dann wieder aufrecht hin.
»Seither hat sich allerhand verändert«, stellte er fest. »Die Zeit lässt sich nicht aufhalten, stimmt’s?«
»Was hat sich verändert?«
»Alles«, antwortete Leighton. »Na ja, das hier hauptsächlich.« Er beugte sich zur Seite und tippte mit dem Fingernagel an den Computerbildschirm. Es klang, als ob jemand an eine Glasflasche klopfte. »Eine kleinere Army, einfacher zu organisieren, so dass wir mehr Zeit zur Verfügung haben. Also hat man uns allesamt mit Computern ausgestattet. Man kann dadurch viel einfacher miteinander in Kontakt treten, so dass jeder über jeden Bescheid weiß. Es erleichtert auch die Inventur. Wollen Sie wissen, wie viele Reifen für Willys Jeeps wir auf Lager haben, auch wenn wir gar keine Willys Jeeps mehr benutzen? Lassen Sie mir zehn Minuten Zeit, dann sag ich’s Ihnen.«
»Und?«
»Und wir haben einen weit besseren Überblick über alles, als das früher der Fall war. Wir wissen zum Beispiel, wie viele Beretta M9 geliefert und wie viele von Rechts wegen ausgegeben wurden, und wir wissen, wie viele wir auf Lager haben. Und wenn diese Zahlen nicht übereinstimmen, dann machen wir uns ein paar ernsthafte Gedanken darüber.«
»Haben die Zahlen übereingestimmt?«
Leighton grinste. »Jetzt stimmen sie. So viel steht mal fest. In den letzten anderthalb Jahren hat bei der US-Army niemand mehr eine Beretta M9 gestohlen.«
»Und was hat Bob McGuire vor zwei
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