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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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okay?«
    »Entschuldigung.«
     
    Die Tasse war zu groß für den Getränkehalter im Crown Victoria, und da er ihn nirgendwo absetzen konnte, trank er den Kaffee in einem Zug aus. Das passierte ihm immer wieder. Wenn er bei einer Party herumstand und eine Flasche in der Hand hatte, trank er viel schneller als an einer Bar, wo er sitzen und sie gelegentlich abstellen konnte. Mit dem Rauchen war es das Gleiche. Er paffte eine Zigarette in anderthalb Minuten weg, wenn er dabei herumlief und weit und breit kein Aschenbecher war, in dem er sie ablegen konnte.
    Deshalb saß er nun da, hatte die leere Tasse auf dem Oberschenkel stehen und überlegte, ob er sie ins Haus zurückbringen sollte. Ich bringe Ihnen die Tasse zurück , würde er sagen. Vielen Dank noch mal. Außerdem könnte er die Gelegenheit nutzen und ein weiteres Mal darauf hinweisen, wie sehr er fror. Vielleicht brachte er sie dazu,
ihm einen Stuhl in die Diele zu stellen, bis seine Schicht zu Ende war. Niemand könnte ihm einen Vorwurf machen, denn so war er in der Lage, noch besser auf sie aufzupassen.
    Aber er schreckte davor zurück, schon wieder zu klingeln. Sie war ziemlich verschlossen, so viel stand fest. Wer konnte schon wissen, wie sie reagierte, obwohl er ihr den Geistlichen vom Hals gehalten hatte. Er ließ die Tasse auf dem Knie tanzen und versuchte abzuwägen, ob er sich lieber der Kälte aussetzen oder klingeln und sich möglicherweise ihren Unmut zuziehen sollte.
     
    Das Taxi fuhr weiter, durch Gresham, Kelso und Sandy. Die Route 26, die jetzt Mount Hood Highway hieß, führte immer steiler bergan. Der alte V-8-Motor legte sich mächtig ins Zeug und keuchte die Steigung hinauf.
    »Wer ist es?«, fragte Harper.
    »In Poultons Bericht aus Seattle war der Schlüssel enthalten.«
    »Aha?«
    Er nickte. »Groß und nahe liegend. Aber ich habe auch eine Weile gebraucht, bis es mir aufgefallen ist.«
    »Die UPS-Sache? Das sind wir doch alles durchgegangen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, vorher. Die Hertz-Sache. Der Mietwagen.«
     
    Scimeca hatte einen Schraubenzieher in der Hand, als sie die Kellertreppe hinaufstieg. Es war der drittgrößte, den sie besaß, rund zwanzig Zentimeter lang, mit einem Blatt, das so flach war, dass man es zwischen Deckel und Eimer schieben konnte, aber breit genug, um sich als Hebel zu eignen.
    »Ich glaube, das ist der Beste«, meinte sie. »Für unsere Zwecke jedenfalls.«
    Der Gast musterte ihn. »Sicherlich ist das der Richtige. Solange du damit zurechtkommst. Denn du musst ihn benutzen, nicht ich.«
    Scimeca nickte.
    »Ich glaube, der ist gut dafür geeignet«, sagte sie.
    »Wo ist dein Badezimmer?«
    »Oben.«
    »Willst du es mir zeigen?«
    »Klar.«
    »Nimm die Farbe mit«, sagte der Gast. »Und den Schraubenzieher.«
    Scimeca ging in die Küche und holte den Eimer.
    »Brauchen wir auch den Stock zum Umrühren?«, wollte sie wissen.
    Der Gast zögerte. Neue Methoden erfordern neue Maßnahmen.
    »Ja, bring ihn mit.«
    Scimeca nahm den etwa dreißig Zentimeter langen Stock und den Schraubenzieher in die linke Hand und hielt mit der rechten den Henkel des Eimers.
    »Hier entlang.«
    Sie ging voraus, die Treppe hinauf, durch den oberen Flur zu ihrem Schlafzimmer und dann ins Bad.
    »Da wären wir«, sagte sie.
    Der Gast musterte es mit Kennerblick, kam sich allmählich vor wie ein Spezialist für Badezimmer. Das hier war immerhin schon das fünfte, das er inspizierte. Mittlere Preislage vermutlich. Ein bisschen altmodisch. Aber es passte zum Haus. Eine schicke Marmorausstattung wäre fehl am Platz gewesen.
    »Stell die Sachen auf den Boden, okay?«
    Scimeca setzte den Eimer mit einem leisen Scheppern auf den Fliesen ab, ließ den Drahthenkel los und legte den Schraubenzieher und den Stock quer über den Deckel. Der Gast zog einen zusammengefalteten Müllsack aus schwarzem
Plastik aus der Manteltasche, schüttelte ihn aus und hielt ihn auf.
    »Ich möchte, dass du deine Kleidung da hineinsteckst.«
     
    Er stieg aus dem Auto, hielt die Tasse in der Hand. Ging um den Wagen herum und die Auffahrt hinauf. Über den gewundenen Pfad und die Treppe auf die Veranda. Er nahm die Tasse in die andere Hand und wollte gerade klingeln. Dann zögerte er. Drinnen war alles still. Keine Klaviermusik. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Irgendwie musste sie besessen sein, denn sie spielte immer wieder das gleiche Stück. Wollte vermutlich nicht mittendrin gestört werden. Aber da sie momentan nicht spielte, machte sie

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