Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
betrachtete.
»Danke, im Moment nicht!«, rief sie zurück.
»Na schön«, sagte Trent. »Sagen Sie einfach dem Sergeant Bescheid, wenn Sie etwas möchten.«
Er schloss die Tür wieder. Ging zum Fenster. Reacher nahm seinen Ausweis ab und legte ihn auf den Schreibtisch.
Stand auf. Trent entriegelte das Fenster und stieß es so weit wie möglich auf.
»Sie haben uns nicht viel Zeit gelassen«, flüsterte er. »Aber ich glaube, wir kriegen es hin.«
»Sie sind sofort darauf eingegangen«, erwiderte Reacher flüsternd. »Viel früher, als ich dachte.«
»Aber woher haben Sie gewusst, dass man Ihnen eine Begleitung mitgibt?«
»Man muss stets das Beste hoffen und aufs Schlimmste vorbereitet sei. Sie wissen doch, wie es ist.«
Trent nickte. Streckte den Kopf aus dem Fenster und sah sich nach beiden Seiten um.
»Okay, legen Sie los«, sagte er. »Und viel Glück, mein Freund.«
»Ich brauche eine Waffe«, flüsterte Reacher.
Trent starrte ihn an und schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Das kann ich nicht machen.«
»Sie müssen. Ich brauche eine.«
Trent zögerte. Er war erregt. Wurde sichtlich nervös.
»Herrgott, na schön, Sie kriegen eine Waffe«, sagte er. »Aber ohne Munition. Ich riskiere bei dieser Sache sowieso schon Kopf und Kragen.«
Er öffnete eine Schublade und holte eine Beretta M9 hervor. Die gleiche Waffe, die Petrosians Jungs bei sich gehabt hatten, nur dass bei der hier die Seriennummer noch vorhanden war, wie Reacher feststellte. Trent entnahm das Magazin, drückte mit dem Daumen eine Patrone nach der anderen heraus und ließ sie in die Schublade fallen.
»Leise«, zischte Reacher.
Trent nickte und schob das leere Magazin wieder in den Griff. Reichte Reacher die Waffe, der sie nahm und in die Manteltasche steckte. Reacher setzte sich aufs Fensterbrett, drehte sich um und schwang die Beine nach draußen.
»Einen schönen Tag noch«, flüsterte er.
»Ihnen auch. Seien Sie vorsichtig«, erwiderte Trent flüsternd.
Reacher stemmte sich mit beiden Händen ab und ließ sich zu Boden fallen. Er landete in einer engen Gasse. Es regnete immer noch. Keine zehn Meter entfernt wartete der Lieutenant bei laufendem Motor im Chevy. Reacher rannte zu dem Wagen, worauf dieser losfuhr, noch ehe er die Tür geschlossen hatte. Sie brauchten knapp über eine Minute für die etwa eine Meile zurück zur McGuire Air Force Base. Der Wagen raste aufs Vorfeld und hielt geradewegs auf einen Helikopter des Marine Corps zu. Die Einstiegsluke am Bauch der Maschine stand offen, und der Rotor drehte sich bereits und peitschte den Regen auf.
»Danke, mein Junge«, sagte Reacher.
Er stieg aus dem Wagen, lief zur Rampe des Hubschraubers und stieg in die dunkle Kabine. Surrend schloss sich die Luke hinter ihm. Das Triebwerk röhrte auf. Er spürte, wie die Maschine abhob, wurde dann von zwei Händepaaren gepackt und auf einen Sitz gedrückt. Er schnallte sich an, bekam einen Kopfhörer und setzte ihn auf. Hörte, wie das Knistern und Knacken des Bordfunks einsetzte, während gleichzeitig die Innenbeleuchtung anging. Er stellte fest, dass er auf einem Segeltuchsitz zwischen zwei Lademeistern der Marineinfanterie saß.
»Wir fliegen zum Heliport der Küstenwache in Brooklyn«, gab der Pilot durch. »Das ist der nächstmögliche Landeplatz, den wir ohne offiziellen Flugplan ansteuern können, und wir wollen doch nicht unbedingt, dass unser Flug heute aktenkundig wird, okay?«
Reacher schaltete sein Mikrofon ein. »Ist mir recht, Jungs. Und besten Dank.«
»Der Colonel muss Ihnen einen großen Gefallen schuldig sein«, meinte der Pilot.
»Nein, er mag mich bloß«, erwiderte Reacher.
Der Pilot lachte, zog den Hubschrauber hoch und ging mit laut brüllendem Triebwerk auf Kurs.
11
Der Heliport der Küstenwache in Brooklyn liegt am östlichen Rand des Floyd Bennett Field an der Jamaica Bay, gegenüber einer Insel namens Ruffle Bar, genau sechzig Meilen Luftlinie nordöstlich von der McGuire Air Force Base. Der Pilot flog die ganze Zeit mit Vollgas und schaffte die Strecke in siebenunddreißig Minuten. Er landete mitten in dem mit einem riesigen großen H gekennzeichneten Kreis und stellte den Rotor auf Leerlauf.
»Sie haben vier Stunden Zeit«, sagte er. »Wenn Sie länger brauchen, sind wir fort, und Sie müssen zusehen, wie Sie allein zurechtkommen, okay?«
»Okay«, sagte Reacher. Er löste den Sitzgurt, nahm den Kopfhörer ab und stieg die Rampe hinab. Auf dem Landeplatz wartete eine
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