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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ernst«, sagte Reacher. »Offenbar gelingt es ihm, sich ohne Gewalt Zutritt zu verschaffen. Es könnte sich also um jemand handeln, den Sie kennen. Vielleicht stellt er es ganz geschickt an und versucht, sich unter irgendeinem Vorwand einzuschleichen. Fallen Sie nicht drauf rein.«
    »Ich werd mich hüten«, beteuerte sie noch einmal. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Und rufen Sie mich an, wenn Sie was wissen wollen. Nachmittags bin ich im Krankenhaus, solange es noch geht, aber ansonsten können Sie mich jederzeit erreichen. Und viel Erfolg.«
    Reacher folgte Harper auf den mit Schieferplatten gepflasterten Fußweg hinaus. Sie hörten, wie die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel und der Schlüssel umgedreht wurde.
     
    Der einheimische FBI-Agent wies sie darauf hin, dass sie von Spokane aus nach Chicago fliegen und dort auf eine Maschine nach Washington umsteigen könnten, und ersparte ihnen dadurch zwei Stunden Flugzeit. Harper besorgte die Tickets und stellte fest, dass sie teurer waren, was vermutlich der Grund dafür war, dass die für Reisen zuständige Dienststelle in Quantico nicht von vornherein diese Route gebucht hatte. Aber sie bewilligte sich die Extrakosten auf eigene Faust und wollte sich später mit den möglichen Folgen auseinander setzen. Reacher bewunderte sie dafür. Er fand spontane Entschlüsse immer gut, und außerdem war er alles andere als scharf darauf, noch einmal zwei Stunden in der Cessna zu sitzen. Folglich schickten sie den Agenten aus Seattle allein auf den Rückflug gen Westen und begaben sich an Bord einer Boeing nach Chicago. Diesmal bekamen sie keine besseren Plätze zugewiesen, da es in der Maschine nur eine Klasse gab. Sie saßen so dicht nebeneinander, dass sie sich ständig mit Knien und Ellbogen ins Gehege kamen.
    »Was fällt Ihnen dazu ein?«, fragte Harper.
    »Ich werde nicht dafür bezahlt, dass mir was einfällt«, erwiderte Reacher. »Genau genommen, werde ich bislang überhaupt nicht bezahlt. Ich bin Berater. Sie müssen also die Fragen stellen, und ich beantworte sie, soweit ich kann.«
    »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Ich habe Sie gefragt, was Sie davon halten.«
    Er zuckte die Achseln. »Meiner Meinung nach handelt es sich um eine ziemlich große Zielgruppe, aus der er sich bisher drei Opfer ausgesucht hat. Ihr könnt sie nicht alle bewachen, aber wenn sich die anderen achtundachtzig so verhalten wie Alison Lamarr, wird ihnen nichts passieren.«
    »Sie meinen also, wenn der Typ vor verschlossener Tür steht, gibt er auf?«
    »Er hat sich für eine ganze bestimmte Vorgehensweise entschieden. Er fasst offenbar nichts an. Was soll er denn machen, wenn sie ihn nicht einlassen?«
    »Vielleicht anders vorgehen.«
    »Aber dann kriegt ihr ihn, weil er in diesem Fall Spuren hinterlässt.«
    Er wandte sich ab und schaute aus dem Fenster.
    »Ist das alles?«, wollte Harper wissen. »Sollen wir die betroffenen Frauen etwa auffordern, ihre Türen abzuschließen?«
    Er nickte. »Ihr solltet sie auf alle Fälle warnen.«
    »Damit fassen wir den Kerl aber nicht.«
    »Ihr fasst ihn sowieso nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Wegen diesem blödsinnigen Täterprofil. Ihr berücksichtigt einfach nicht, wie gerissen er ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Doch. Ich habe das Täterprofil gelesen. Da steht sehr wohl, dass er sehr schlau ist. Und außerdem können die Leute, die mit diesem Profiling beschäftigt sind, sensationelle Erfolge vorweisen.«
    »Bei wie vielen Fehlschlägen?«
    »Was meinen Sie damit?«
    Reacher drehte sich zu ihr. »Nehmen wir mal an, ich wäre an Blakes Stelle. Er ist doch im Grunde genommen nichts anderes als ein Kriminalpolizist bei einer landesweit zuständigen Mordkommission, stimmt’s? Er erfährt so gut wie alles. Nehmen wir also mal an, ich wär an seiner Stelle und würde jedes Mal verständigt, wenn irgendwo in Amerika ein Mord verübt wird. Nehmen wir an, ich sage jedes Mal, der Täter war weiß, männlich, um die Dreißig, hat ein Holzbein, stammt aus einem zerrütteten Elternhaus und fährt einen blauen Ferrari. Bei jedem Fall. Früher oder später habe ich Recht. Die statistische Wahrscheinlichkeit arbeitet für mich. Hey, könnte ich dann laut verkünden, ich hatte Recht. Solange ich die etwa zehntausend Fälle verschweige, bei denen ich mich geirrt habe, stehe ich ziemlich gut da, oder? Tolle Kriminalistik.«
    »So was macht Blake aber nicht.«
    »Nein? Haben Sie das Zeug gelesen, das über seine Abteilung veröffentlicht wurde?«
    Sie

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