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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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Ed irgendetwas mit dem Mord an dem Mädchen zu tun hatte, irgendwie darin verwickelt war, dann konnte es nicht so weitergehen wie bisher. Es war schlicht zu gefährlich. Wenn Ed dagegen in ein Internat ging, würde Hughes seine Schulzeugnisse einsehen und ihn im Auge behalten können. Wenn der Junge lediglich ein rotznäsiger Trottel war, würde er mit seinem Verhalten dort nicht weit kommen. Und wenn die Dinge schlimmer lagen, wenn mehr dahintersteckte als nur schlechtes Benehmen, würde die Wahrheit ans Licht kommen. Der Plan hob Hughes’ Stimmung. Mit einem Plan war das Leben gleich viel besser.
    Er sah Daisy, die sich am Zaun herumdrückte, und musste grinsen, weil sie ganz offensichtlich nicht den Gehsteig fegte.
    »Huhu, meine Süße!«, rief er von der Veranda aus. »Wo ist eigentlich dein Cousin?«
    »Keine Ahnung«, sagte Daisy und spähte zu ihm herüber. »Verschwunden. Er hat gesagt, er will die Mausefallen überprüfen.«
    Hughes schob das Bild, das in ihm auftauchte, beiseite. Genug war genug, jetzt würde er dem Jungen eine Lektion in Sachen Freiheit erteilen. Er versteckte die leere Bierflasche im Rosenstrauch und machte sich auf den Weg zum Musikpodium.
    Als sich der Nachmittag dem Ende zuneigte und im Haus aller Trubel völliger Stille gewichen war, ging Hughes nach oben, um ein Bad zu nehmen und sich für die Abendgesellschaft umzuziehen. Als er sich im Schlafzimmer das feuchte Haar kämmte, kam Nick aus ihrem Bad.
    »Warte, bis du mein Kleid siehst«, sagte sie, während sie in ihren Unterrock stieg. »Einfach göttlich.«
    »Kannst du mir damit mal helfen?«, fragte Hughes, ging mit seinen Manschettenknöpfen zu ihr und ließ sie in ihre geöffnete Hand fallen.
    Sie zog seinen Hemdsärmel glatt und legte die beiden Manschettenkanten aneinander.
    »Ich habe nachgedacht«, erklärte Hughes. »Über Ed. Du hast doch gesagt, dass er mehr Struktur braucht.«
    »Habe ich das gesagt? Ich glaube, ich habe gemeint, dass er einen Vater braucht, einen richtigen Vater.«
    »Na ja, der lässt sich nicht herbeizaubern. Aber ich habe mir überlegt, dass Ed in ein Internat gehen könnte. Dann käme er aus diesem Haus heraus, weg von Avery.«
    »Das können die sich doch nie leisten, Hughes.« Nick brachte den zweiten Manschettenknopf an.
    »Die nicht, aber wir.« Er nahm ihre Hand. Nick sah ihn an. »Damit könnten wir etwas für Helena tun und ihr das Leben erleichtern, ohne Avery Geld zu geben.«
    »Können wir uns das wirklich leisten?«
    »Es würde schon gehen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie mit leichtem Kopfschütteln. »Ich bin mir nicht sicher, wie Helena es auffassen würde.«
    »Sie hat selbst gesagt, dass sie sich Sorgen um ihn macht.« Hughes ließ Nicks Hand los und begann seine Fliege zurechtzurücken.
    »Ja, das stimmt.«
    »Sie gehört zur Familie, Nicky. Das ist doch das mindeste, was wir tun können. Und wenn Ed weg ist, wird vielleicht auch die Situation mit Avery für sie ein bisschen … überschaubarer.«
    »Glaubst du?«
    »Möglich wäre es.« Hughes beobachtete sie.
    »Das ist sehr großzügig von dir, mein Schatz. Und sehr, sehr nett.«
    »Ich weiß doch, wie sehr du sie liebst.«
    »Ja«, sagte Nick. »Ja, das ist wahr. Ach, Hughes, stell dir vor, sie hätte wirklich eine Chance, glücklich zu werden!«
    »Alles der Reihe nach.«
    »Ja, du hast recht, der Plan ist gut. Manchmal bist du richtig klug.«
    »Ich gebe mir Mühe.« Er grinste sie an.
    »Ich rede noch heute Abend mit ihr, noch vor dem Essen.«
    Hughes ging zu den Musikern, um ihnen zu sagen, dass sie sich im Bootshaus umziehen könnten. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie in Unterwäsche auf dem Rasen hinter dem Haus herumgelaufen wären. Sie sollten mit der letzten Fähre übersetzen. Er hatte einen Mann aus der Stadt organisiert, der sie hinfahren würde.
    »Wenn ihr fertig seid, könnt ihr eure Sachen hier raufbringen, dann lädt sie der Fahrer ein«, erklärte er.
    »Klar doch, Mr. Derringer«, sagte der Dunkelhaarige, ohne von seiner Trompete aufzublicken.
    Hughes hätte dem Knaben am liebsten eine gescheuert, machte aber ein neutrales Gesicht und wartete, bis alle gegangen waren. Dann sammelte er die herumliegenden Bierflaschen und Zigarettenkippen ein und trug sie in die Küche, um sie in den Abfall zu werfen.
    Eines der portugiesischen Mädchen beobachtete ihn dabei und schüttelte den Kopf.
    »Ganz Ihrer Meinung«, sagte Hughes. »Keine feine Gesellschaft.«
    Das Mädchen grinste.
    Bis zum Eintreffen der

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