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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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gerade ihre Perlenohrringe an, als sie den Buick mit hustendem, spuckendem Motor vorfahren hörte. Sie trug ein bisschen Puder auf und überprüfte das Resultat. Im Spiegel vor ihr war eine anständige Offiziersfrau zu sehen. Die Haare adrett und ordentlich, die Schultern von einem gelben, über dem Busen zugeknöpften Baumwollpullover bedeckt. Ein Hauch Lippenstift, kein Rouge. Sie ging in die Küche und stieß dort fast mit Hughes zusammen. Beide wichen erschrocken zurück.
    »Hallo«, sagte Nick. Sie sah ihn nur kurz an und senkte den Blick zu Boden.
    »Hallo«, sagte Hughes leise. »Ich gehe duschen und mich umziehen. Wir dürfen nicht zu spät kommen.«
    »Ich habe den Aspik gemacht«, sagte Nick. »Und diesmal trage ich Schuhe.« Sie blickte ihn an und sah, dass seine Züge weicher wurden. »Ich glaube, es ist der schönste Aspik geworden, den ich je gemacht habe.«
    »Danke.«
    Sie betrachteten einander sekundenlang. Dann richtete Hughes seine Schritte zum Schlafzimmer, und Nick wurde schwer ums Herz. Als die Dusche rauschte, schlich sie sich auf Zehenspitzen näher. Die Badezimmertür stand leicht offen, damit der Dampf entweichen konnte. Durch den Spalt beobachtete sie, wie ihr Mann sich reckte und einseifte und Shampoo in seinem blonden Haar verteilte. Er ist wirklich über und über golden, dachte sie, und ihr wurde bewusst, wie lange sie ihn schon nicht mehr bei Tageslicht nackt gesehen hatte. Sie stand so nah bei ihm, aber er spürte es nicht. Am liebsten hätte sie losgeheult. Stattdessen ging sie zurück in die Küche, um nachzusehen, ob der Aspik fest geworden war.
    Sie zog ihn langsam aus dem Kühlschrank, damit er keine Risse bekam, und staunte über die perfekte Farbe. Ein glänzender Tomatenswimmingpool. Vorsichtig prüfte sie mit dem Finger die Festigkeit und seufzte, als die Oberfläche zurückfederte, zufrieden auf. Sie nahm eine Servierplatte, drehte die Form behutsam um und hob sie hoch. Der makellos im Umriss eines Fischs geformte Aspik strahlte sie an, zwinkerte ihr förmlich zu. Sie bedeckte die Platte mit ihrem Lieblingsgeschirrtuch, dem mit den kleinen Holländern drauf, nahm sie in beide Hände und machte sich auf den Weg zum Auto.
    Ob sie mit dem Stöckel hängengeblieben oder ob ihr die Platte einfach entglitten war, konnte sie nicht sagen; jedenfalls fiel das Ding, ehe sie reagieren konnte, zu Boden, und die wackelige Masse zerbarst in winzige schartige Würfel, die sich über das grün-weiß gemusterte Linoleum verteilten. Ein Stückchen geriet zwischen ihre Zehen und wurde zerquetscht. Sie starrte auf ihren Fuß in der gelben Lackledersandalette, auf die roten Klumpen, die in der Hitze schmolzen. Die Beine gaben unter ihr nach, sie ließ sich fallen. Sie legte den Kopf in den Schoß und begann zu weinen, schluchzte so heftig, als würde sie von quälendem Schluckauf geplagt.
    Hughes kam aus dem Bad gelaufen. Sein weißes Hemd war noch nicht zugeknöpft, sein Haar noch feucht von der Dusche. Nick sah zu ihm auf. Krächzend und zitternd deutete sie mit gespreizten Fingern auf das Fiasko, das sie umgab.
    »Alles ist hinüber«, rief sie. »Alles ist hinüber, und ich weiß überhaupt nicht, wie es passiert ist. Ich habe nicht genug aufgepasst.«
    »Schsch«, machte Hughes. Er ging in die Hocke, legte die Arme um sie und drückte das Gesicht in ihr Haar. »Das macht nichts, Liebling. Das kriegen wir schon irgendwie hin. Nicht weinen – irgendwie kriegen wir das wieder hin.«
    Er fasste sie um die Taille, zog sich hoch und führte sie zum Küchentisch.
    »Setz dich, mein Schatz, ich kümmere mich darum.« Er nahm eine Schüssel und klaubte jedes Stückchen auf, das noch nicht geschmolzen war. »Schau, Nicky – perfekt!«
    »O Gott.« Nick warf einen Blick auf die zerborstenen, glänzenden Aspikreste. »Das ist ekelhaft.«
    »Nein, das ist der schönste Aspik der Welt. Jeder Mann wird vor Neid erblassen, wenn er sieht, was für eine kreative Frau ich habe.« Er lächelte sie an. »Bitte, Liebling, es ist alles in Ordnung.«
    »Nichts ist in Ordnung, Hughes. Gar nichts ist in Ordnung, gar nichts!«, sagte Nick und schlug die Hand vors Gesicht.
    »Doch.« Hughes zog ihre Hand weg, umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. »Es tut mir leid. Unser Leben ist wunderbar. Du bist wunderbar, und ich werde dir in Zukunft ein besserer Ehemann sein. Ich kümmere mich um dich, Liebling, ich verspreche es.«
    »Hughes«, sagte Nick, »Hughes, ich will nach Hause.«
    »Ich bringe dich nach

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