Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
ehemalige Polizisten arbeiteten dort. Aber vielleicht wollten die nur endlich ein bisschen mehr Geld verdienen …
Laura sah zwei Krähen zu, die sich unter einem der Biertische um ein paar vertrocknete Pommes zankten. Ihr grauste vor den Ermittlungen, die jetzt bevorstanden. Ihr grauste so sehr davor, dass sie eine Gänsehaut bekam. Angewidert schob sie den Teller mit dem letzten Bissen Spinatpfannkuchen von sich.
Antonella Alfano weigerte sich , irgendwelche Aussagen über ihren Vorgesetzten zu machen, die mehr als rein sachliche Informationen waren. Sie bestätigte nur, dass Dottor Paolo Massimo sich mit Leo Hardenberg zum Essen getroffen hatte. Sie selbst hätte den Tisch bestellt, im Dieci Leoni , dem Lieblingslokal von Dottor Massimo. Aber sie hätte Hardenberg an diesem Tag nicht zu Gesicht bekommen.
Ja, es liefen Verhandlungen zur Kooperation mit der Hardenberg Bank – Antonella sprach ausdrücklich nicht von Übernahme. Die Banca libera sei ein gesundes Unternehmen mit genügend Eigenkapital. Dass Dottor Massimo etwas mit dem Tod von Leo Hardenberg zu tun haben könnte, sei nicht vorstellbar und außerdem völlig sinnlos.
«Completamente senza motivi!», wiederholte sie mit Nachdruck und schlug die Beine übereinander. Sehr lange, schlanke Beine, die sowohl Tommasini als auch Capitano Maltempo etwas ausführlicher musterten als angebracht, während Guerrini absichtlich auf ein riesiges abstraktes Bild an der Wand hinter Antonellas Schreibtisch starrte. Er hatte keine Lust, sich auf das alte Spiel einzulassen. Er wusste genau, was Antonella beabsichtigte: Eine schöne, intelligente Frau würde leicht mit drei männlichen Polizisten fertig, die sich in einer so eleganten Umgebung vermutlich ein bisschen unsicher und deplatziert vorkamen. Jedes Möbelstück in dieser Bank schien ein Designerstück zu sein, selbst die wenigen Pflanzen wirkten wie auf dem Reißbrett entworfen. Der offensichtliche Reichtum dieses Bankhauses hatte etwas Einschüchterndes.
«Sie sollten Dottor Massimo sofort freilassen. Er wird hier dringend gebraucht. Täglich stehen wichtige Entscheidungen an. Unser Land ist in enormen Schwierigkeiten – das wissen Sie ja selbst. Die Banca libera ist eine Säule der Stabilität. Unsere Kredite stützen die Wirtschaft der gesamten Region!»
«Wir werden sehen, was sich machen lässt, Signora. Unsere Ermittlungen stehen erst am Anfang. Sie müssen aber zugeben, dass es ziemlich belastend für Dottor Massimo ist, wenn ein toter Kollege an der Mauer seines Parks gefunden wird.» Guerrini löste seinen Blick von dem Gemälde und schaute Antonella jetzt direkt in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand – kühl und ablehnend. Ein paar blondierte Strähnen leuchteten in ihrem üppigen dunklen Haar. Feiner silberner Ohrschmuck hing fast bis auf ihre Schultern herab (sicher auch ein Designerstück, dachte er), und ihre Lippen waren sehr rot geschminkt.
«Ein Komplott», sagte sie leise. «Alle Erfolgreichen in diesem Land werden irgendwann Opfer eines Komplotts. Sehen Sie sich nur in der Politik um … selbst der Presidente del Consiglio ist vor solchen Machenschaften nicht sicher. Ist es nicht so, Commissario?»
«Das sehe ich nicht ganz so, Signora Alfano, und darum geht es im Augenblick auch nicht. Abgesehen davon klingt das, als hätten Sie einen konkreten Verdacht – und schließlich sind Sie wohl die Person, die Dottor Massimo am besten kennt und über alle Verflechtungen der Bank Bescheid weiß. Übrigens … hatte Massimos Frau Grund zur Eifersucht?»
Antonella stellte ihre Beine jetzt sorgfältig nebeneinander und verschränkte die Hände.
«Ich sagte bereits, dass ich nicht bereit bin, Aussagen über das Privatleben meines Vorgesetzten zu machen. Dazu bin ich nicht berechtigt, und ich weiß auch nichts über sein Privatleben.»
«Das glaube ich nicht!» Maltempos Stimme klang zu laut und zu rau. Er räusperte sich ausführlich.
Guerrini fand den Einwurf des Capitanos nicht besonders hilfreich. Antonella aber reagierte gelassen.
«Gegen Ihren Glauben kann ich nichts machen», antwortete sie und erhob sich. «Haben Sie eigentlich vor, die Geschäfte der Banca libera von der Finanzpolizei überprüfen zu lassen?»
«Weshalb fragen Sie das?» Guerrini stand ebenfalls auf.
«Weil es mich interessiert und ich dann organisatorische Vorbereitungen in die Wege leiten könnte.»
«Nein, Signora, die Guardia di Finanza wird derzeit nicht eingeschaltet. Die Kollegen wären außerdem
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