Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
von organisatorischen Vorbereitungen nicht sehr begeistert. Wenn sie kommen, dann unvorbereitet. Das verstehen Sie sicher, oder?»
Beinahe hätte sie gelächelt, dachte Guerrini, der Antonella genau beobachtete. Sie spielt gerade das Dummchen. Trick Nummer zwei. Massimo hat eine wirklich spitzenmäßige Assistentin.
«Certo, certo», murmelte sie. «Kann ich noch etwas für Sie tun, Commissario?»
«Wir würden uns gern noch mit Mitarbeitern der Sicherheitsfirma unterhalten, die für diese Bank eingesetzt werden.»
«Die sind alle sehr beschäftigt. Ich konnte leider keinen einzigen zu dem heutigen Treffen freibekommen. Viele sind in anderen Niederlassungen unserer Bank beschäftigt, quasi überall in Italien, in Frankreich, in Großbritannien. Derzeit ist keiner in Florenz. Aber morgen kommt der Chef der Firma zurück. Dann können Sie mit ihm sprechen. Soll ich einen Termin ausmachen?»
«Sagen Sie ihm, dass er um zwei in der Questura von Siena zu erscheinen hat. Das hier ist kein Spiel, Signora. Es geht um Mord, falls Ihnen das noch nicht klargeworden ist. Buona sera.»
Guerrini nickte seinen Kollegen zu und wandte sich zur Tür.
«Aspetti un momento, Commissario! Ich muss unbedingt mit Dottor Massimo sprechen. Es geht um die Bank, um Entscheidungen, die nur er treffen kann.» Antonella machte zwei Schritte auf Guerrini zu und streckte die Hand aus, als wolle sie ihn aufhalten.
«Sie können ihn sehen, Signora Alfano. Die Carabinieri werden Sie hinbringen und auch bei dem Gespräch anwesend sein.»
«Aber wie stellen Sie sich das vor? Es geht hier um Bankgeschäfte. Das sind geheime, streng vertrauliche Informationen. Da können nicht irgendwelche Polizisten zuhören.» Antonella ballte die Fäuste.
«Dann geht es eben nicht, Signora. Was wäre denn, wenn Dottor Massimo plötzlich sterben würde? Es muss doch irgendwen geben, der die Geschäfte weiterführen kann. Oder ist das hier eine Ein-Mann-Bank?»
«Solange Dottor Massimo lebt, wird hier niemand seine Arbeit übernehmen.»
«Und wer würde es tun, wenn er tot wäre?»
«Ich bin nicht berechtigt, Ihnen darüber Auskunft zu erteilen!»
«Dann eben nicht.» Guerrini zuckte die Achseln und öffnete die Tür. Aber er blieb noch einen Moment stehen, wandte sich halb um und sagte: «Danke übrigens für die gute Zusammenarbeit. Sie haben uns sehr geholfen, Signora. Und bemühen Sie sich nicht, wir finden allein hinaus.»
«Santa Caterina!», fluchte Guerrini, als sich die Fahrstuhltür hinter ihnen geschlossen hatte. «Ich wünschte, ich hätte mich noch ein paar Wochen krankschreiben lassen! Dann müsste irgendein anderer diesen Fall bearbeiten. Ich fange an, Designermöbel zu hassen, und Frauen, die aussehen wie Designerfrauen und sich auch so benehmen, ebenfalls. Bei diesem Massimo stimmt wirklich alles. Wahrscheinlich ist diese Antonella seine Designergeliebte, und seine Designerehefrau hat ihm Designerkinder geboren, die in einem Designerhaus aufwachsen, Designerklamotten tragen und später Designerbanker werden. Wahrscheinlich essen die sogar Designerfood – so nennt man das doch, oder? Hast du schon mal im Dieci Leoni gegessen, Umberto?»
Capitano Maltempo schüttelte den Kopf und rückte seinen Uniformkragen mit den Goldtressen zurecht. «Ich hab davon gehört. Aber mir sind die Preise da zu gepfeffert.»
«Reiche Leute», murmelte Tommasini. «Kennen Sie richtig nette reiche Leute, Capitano?»
«Sì, Sergente, ma solo uno. Meinen Cousin, der hat erst im Lotto gewonnen und dann noch ein Vermögen von einer Tante geerbt. Das war ihm zu viel, da ist er nach Indien gegangen, hat eine Schule gebaut und zusammen mit irgendwelchen Dorfbewohnern bessere Anbaumethoden ausprobiert. Außerdem hat er eine Spinnerei gebaut, und dort produziert er jetzt Stoffe für unsere Modedesigner. Der Gewinn geht an die Arbeiter und an das Dorf. Ist doch nicht schlecht, eh?»
«Nein, nicht schlecht», murmelte Tommasini.
«Du mit deinen Reichen», grinste Guerrini. «Ich hoffe, es enttäuscht dich nicht, dass es wenigstens einen netten zu geben scheint. Ist euch eigentlich klar, dass wir keinen Schritt weitergekommen sind? Weder mit Susanne Ullmann noch mit dieser perfekten Sekretärin.»
«Vielleicht stecken die alle unter einer Decke, Commissario», murmelte Tommasini.
«Noch ein Komplott, eh? Hör bloß damit auf!»
Paolo Massimo wusste genau, dass er nur ein paar Atemzüge von einer Panikattacke entfernt war. Seit der Anwalt nach Florenz aufgebrochen
Weitere Kostenlose Bücher